Illertisser Zeitung

Balkan Popper aus dem Chiemgau

Django 3000 ist die derzeit vielleicht mitreißend­ste Band Bayerns. Was ist das Erfolgsgeh­eimnis?

- Wohin? Haben Sie eine Lieblingsb­and? Interview: Josef Karg

Django 3000 ist eine Band, die Jugendlich­e im Freistaat und inzwischen weit drüber hinaus in Ekstase versetzt. Was ist euer Erfolgsgeh­eimnis?

Unsere Wurzeln liegen in der Rockmusik, in der Zigeunermu­sik und im BalkanBeat. Vielleicht sind es die OffBeats, die unsere Lieder mitreißend und damit auch erfolgreic­h machen. Schon Bob Marley hat ja erkannt, dass die Betonung auf der Zwei gut funktionie­rt. Da kommt sofort Bewegung in die Musik und die überträgt sich auf die Zuhörer. Darum ist auch Reggae so gut tanzbar. Früher gab es das fast ausschließ­lich im Reggae oder Ska, heute immer öfter in der Popmusik.

Ob La Brass Banda oder ihr – die angesagten Bands in Bayern kommen aus dem Chiemgau. Auch die Musikszene dort ist sehr lebendig. Woran liegt das?

Ganz klar: Viele Menschen im Chiemgau sind recht entspannt und in der Lage, das Leben zu genießen. Es ist eine wunderbare Gegend rund um den Chiemsee, in der auch Songs gut gedeihen. Außerdem geht man hier möglicherw­eise mit einem anderen Gefühl an die Musik ran als in der Großstadt. Und die Menschen scheinen das zu mögen.

Welche Ziele habt ihr euch gesetzt?

Wir wollen jetzt nach der Veröffentl­ichung unseres aktuellen Albums „Im Sturm“erst einmal touren. Mit unserem neuen Sound, in dem erstmals Keyboards eingesetzt werden, wollen wir auch Leute ansprechen, denen wir bisher musikalisc­h zu rau waren.

Sie selbst haben Kontrabass studiert. Warum dieses Rieseninst­rument?

Da muss ich erst einmal etwas ausholen. Musik hat mich ja schon immer fasziniert. Mit sieben habe ich mir meine erste E-Gitarre gewünscht und wollte sein wie Elvis. Ich wusste dann während meiner Schulzeit nie so richtig, was ich mal werden will: Sozialberu­f ? Handwerker? Irgendwann wurde mir klar, das kann es nicht sein. Musik liebte ich, darum habe ich eine entspreche­nde Berufsfach­schule absolviert. Ein Lehrer sagte, wenn du nicht studierst, ist das ein verschenkt­es Talent. Da für mich weder klassische Gitarre noch Jazzgitarr­e infrage kam, entschied ich mich schließlic­h für den Bass, den ich zuvor als Instrument entdeckt hatte.

Und Sie haben den Kontrabass in einen Bereich geholt, wo er eigentlich so gut wie nie auftaucht – die Popmusik.

Ja, der Kontrabass wird eher in der Klassik oder im Jazz gespielt. Im Pop ist das wirklich ziemlich einzigarti­g. Zusammen mit einem Tontechnik­er haben wir aber einen Bass gebastelt, der richtig gut funktionie­rt.

Dass es Bass statt Gitarre wurde, haben Sie nicht bereut?

Nein, wirklich nicht. Der Bass hat mich zu Django 3000 gebracht.

Was bedeutet dieser seltsame Bandname Django 3000?

Django steht für Django Reinhardt, einen der bekanntest­en JazzGitarr­isten. 3000 steht als Zahl für die Musik der Zukunft. Wir wollten etwas Neues machen. Und wir waren uns einig: Einfach muss die Musik sein und extrem eingängig. Das Gleiche hat für den Namen gegolten.

Gab es bei euch früher mal die Idee, englisch zu singen?

Eigentlich nicht. Bairisch ist unsere Sprache. Das ist am ehrlichste­n. Außerdem klingt der Dialekt im Gegensatz zum Hochdeutsc­hen elegant und weich. Er lässt sich herrlich in Liedertext­en verarbeite­n.

Ich habe gehört, ihr habt auch mal am Theater in Augsburg gespielt…

Das ist richtig. Wir spielten in „Der jüngste Tag“von Horvath mit. Die Regisseuri­n wünschte sich eine bayerische Band in dem Stück. Sie hat das schön inszeniert. Wir haben da voll reingezimm­ert.

Und nach Augsburg wart ihr reif für Indien?

Genau. Das war auch ein richtiges Abenteuer. Auf Einladung des Auswärtige­n Amtes beschallte­n wir beispielsw­eise die Eröffnung einer U-BahnStatio­n in Mumbai. Nach dem offizielle­n Teil gingen wir hoch auf die Straße und machten dort weiter. Bald bildeten sich Trauben von Leuten. Das war lustig. Die eingeladen­e Presse kam erst mit zweieinhal­b Stunden Verspätung. Das scheint in Indien ganz normal zu sein. Die Journalist­en sagten, sie hätten gedacht, wir würden sowieso erst später anfangen.

Man hört, ihr reist in der Welt herum.

Stimmt, wir sind schon nach Helsinki eingeladen worden und nach Russland. 2015 spielten wir auf einem internatio­nalen Festival in Südkorea. Das war aufregend, mit so vielen anderen Bands aus aller Herren Länder aufzutrete­n. Wir waren bisher viel im Osten unterwegs, jetzt könnte es mal nach Westen gehen. Südamerika und Kanada wären mir da lieber als die USA.

Habt ihr auch eine politische Dimension in euren Songs?

Politisch waren wir bisher so gut wie gar nicht. Bei uns soll das Publikum tanzen. Auf dem neuen Album sind aber Lieder, die durchaus gesellscha­ftskritisc­h sind.

Pearl Jam vielleicht oder U 2. Aber auch Queen, David Bowie und Led Zeppelin haben mich stark beeinfluss­t.

Vierköpfig­e Folk Pop band aus dem Chiemgau. 2011 veröf fentlichte­n die Djangos ein Video ihres Songs „Heidi“auf Youtube, wurden vom Rundfunk entdeckt und bekamen einen Plattenver­trag. Ihr neues Album „Im Sturm“erschien Anfang des Jahres.

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Foto: Mike Haider Michael Fenzl ist Bassist der bayerische­n Band Django 3000.

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