Warum ein Ampel Äffle einfach gehen muss
Und ein Ampel-Kasperl erst recht. Wie die Innenstädte von Augsburg und Stuttgart aufgehübscht werden sollen
Man muss diese Fragen einfach stellen: Ist es mit deutschem Ordnungssinn vereinbar, wenn auf einer Verkehrsampel eine lustige Marionette vor dem Überqueren der Straße warnt? Oder dies zwei Zeichentrick-Tierchen tun, ein Affe und ein Pferd, die in früheren Zeiten gewagte Behauptungen in die Welt hinausgesungen haben wie: „Das ischt der Bananenblues...“? Nun, beide Fragen sind nicht endgültig geklärt. Die Tendenz ist: Ja, im ersten Fall könnte es klappen. Und: na ja, im zweiten Fall hakt es ziemlich. Aber der Reihe nach.
Den Anfang machte Mainz. Dort ging im November die erste Ampel mit Mainzelmännchen in Betrieb, den bekannten „Damit wollen wir zeigen“, sagte ein ergriffener Oberbürgermeister, „dass wir die Mainzelmännchen ganz doll lieb haben.“Und die bundesweit geltende Straßenverkehrsordnung, von wegen einheitliche Ampelmännchen und so? War mal ein Problem, aber das sei vorbei.
Was Mainz kann, können wir auch, sagten die Augsburger einen Monat später. Der lokale Fernsehsender kam auf die Idee, den Kasperl der Augsburger Puppenkiste für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu nominieren. Ein Kasperl stehend (rot), einer gehend (grün), das ganze auf beiden Straßenseiten, soll maximal 600 Euro kosten. Der zuständige Amtschef bei der Stadt sagte: „Schöne Sache“, und so flatterte der Regierung von Schwaben ein Antrag für eine Ausnahmegenehmigung ins Haus, weil: Ordnung muss sein.
Eben. Und deshalb hat die Regierung die Stadt nun gebeten, zu ihrem Antrag für eine Kasperl-Ampel ergänzend Stellung zu nehmen. Dies sei noch nicht geschehen, heißt es. Also: Es dauert. Aber es kann klappen.
Was Mainz kann, will auch Bamberg können. Hier ist das Fantasie-Wesen Sams im Rennen. Eine Entscheidung steht aus. Und dann Stuttgart. Beziehungsweise Heidenheim, wo der „Äffleund Pferdle-Klub“zu Hause ist. Die Fans der Zeichentrickfiguren, die einst im den gleichen Job hatten wie die Mainzelmännchen, wollen ihre Idole an einer Stuttgarter Straße den Verkehr regeln lassen. Die Stadt lehnte ab. Klub-Chef Klaus Winter, 39, erhielt Post vom Ordnungsbürgermeister. Sinngemäß stand darin: Die Mainzelmännchen sind menschenähnliche Figuren, deshalb geht’s in Mainz. Äffle und Pferdle sind das nicht. Und dann müssen die da gehen oder stehen, und das könne man nicht richtig erkennen, so in etwa. „Ich aber sage“, entgegnet Winter, „Äffle und Pferdle sind vermenschlichte Tiere.“Sie seien „verkehrspädagogisch sinnvoll“. Und Kult sowieso.
Winter hat eine Online-Petition gestartet, die schon fast 11 000 Menschen unterstützen. Im April will er sie Oberbürgermeister Fritz Kuhn überreichen. Dann sich die Stadt wieder damit beschäftigen. Ordnung muss schließlich sein.