Plumpe Provokationen
Die Schmierereien »
Das ist eine gute Nachricht: Nach einer Serie von schweren Sachbeschädigungen in Vöhringen und Umgebung hat die Polizei den Täter überführt. Demnach soll ein 19-Jähriger für die Farbattacken verantwortlich sein. Diese haben in den vergangenen Wochen großen Ärger erregt: Besonders schwer wiegen die Verunstaltungen der Kircheninnenräume in Vöhringen und Bellenberg. Die Betroffenheit und der Zorn der Gläubigen sind angesichts des Ausmaßes sehr gut nachvollziehbar. Wie sehr sich die Kirche als Institution dadurch angegriffen sah, zeigte die angekündigte Reaktion der Diözese: Wie am Freitag bekannt wurde, sollten sämtliche Gotteshäuser in den Dekanaten Neu-Ulm, Memmingen und Günzburg außerhalb der Gottesdienste geschlossen bleiben. Das ist eine drastische Maßnahme: Denn als Orte der Einkehr sollten Kirchen den Menschen grundsätzlich offen stehen. Der Sprayer hat die Kirchenfamilie der Region mit seinen Handlungen offenbar tief ins Mark getroffen. Neben dem materiellen Schaden ist ein ideeller entstanden, der möglicherweise noch viel schwerer wiegt.
Abseits der rechtlichen Folgen bleibt eine wichtige Frage allerdings offen: Warum hat der Sprayer in jüngster Zeit gezielt Kirchen angegriffen? Darüber kann nur spekuliert werden, der Verdächtige machte dazu keine Angaben. Eine Abneigung gegen Kirche und Polizei ist aus den Schriftzügen zwar herauszulesen: Doch in ihrer Aussagekraft kommen die Graffitis nicht über plumpe Provokationen nach der Art „Alle sind doof“hinaus. Man kann durchaus bezweifeln, dass der Täter sich tiefergehend mit den Wertevorstellungen der katholischen Kirche oder der Funktionsweise der staatlichen Exekutive auseinandergesetzt hat. Möglicherweise wollte sich der Sprayer lediglich mit seinen Taten brüsten. Besonders viel Mut brauchte es dazu wohl nicht – außerhalb der Messen sind Kirchengebäude meist spärlich besucht. Und religiöse Gefühle zu verletzen, ist auch nicht besonders schwer. Manches deutet darauf hin, dass es sich um einen der viel zitierten „DummerJungen-Streiche“handelte.
Das ist freilich keine Entschuldigung: Die Schmierereien hatten weitreichende Folgen. Die Bellenberger Kirche ist bis auf Weiteres gesperrt, viele Menschen fühlen sich tief verletzt. Dass der Sprayer zuvor um die Tragweite seiner Handlungen wusste, ist fraglich. Die wird ihm im Falle einer Verurteilung wohl deutlich vor Augen geführt: Für „gemeinschädliche Sachbeschädigungen“sieht das Gesetzbuch sogar Freiheitsentzug vor.