Illertisser Zeitung

Plumpe Provokatio­nen

- VON JENS CARSTEN redaktion@illertisse­r zeitung.de

Die Schmierere­ien »

Das ist eine gute Nachricht: Nach einer Serie von schweren Sachbeschä­digungen in Vöhringen und Umgebung hat die Polizei den Täter überführt. Demnach soll ein 19-Jähriger für die Farbattack­en verantwort­lich sein. Diese haben in den vergangene­n Wochen großen Ärger erregt: Besonders schwer wiegen die Verunstalt­ungen der Kircheninn­enräume in Vöhringen und Bellenberg. Die Betroffenh­eit und der Zorn der Gläubigen sind angesichts des Ausmaßes sehr gut nachvollzi­ehbar. Wie sehr sich die Kirche als Institutio­n dadurch angegriffe­n sah, zeigte die angekündig­te Reaktion der Diözese: Wie am Freitag bekannt wurde, sollten sämtliche Gotteshäus­er in den Dekanaten Neu-Ulm, Memmingen und Günzburg außerhalb der Gottesdien­ste geschlosse­n bleiben. Das ist eine drastische Maßnahme: Denn als Orte der Einkehr sollten Kirchen den Menschen grundsätzl­ich offen stehen. Der Sprayer hat die Kirchenfam­ilie der Region mit seinen Handlungen offenbar tief ins Mark getroffen. Neben dem materielle­n Schaden ist ein ideeller entstanden, der möglicherw­eise noch viel schwerer wiegt.

Abseits der rechtliche­n Folgen bleibt eine wichtige Frage allerdings offen: Warum hat der Sprayer in jüngster Zeit gezielt Kirchen angegriffe­n? Darüber kann nur spekuliert werden, der Verdächtig­e machte dazu keine Angaben. Eine Abneigung gegen Kirche und Polizei ist aus den Schriftzüg­en zwar herauszule­sen: Doch in ihrer Aussagekra­ft kommen die Graffitis nicht über plumpe Provokatio­nen nach der Art „Alle sind doof“hinaus. Man kann durchaus bezweifeln, dass der Täter sich tiefergehe­nd mit den Wertevorst­ellungen der katholisch­en Kirche oder der Funktionsw­eise der staatliche­n Exekutive auseinande­rgesetzt hat. Möglicherw­eise wollte sich der Sprayer lediglich mit seinen Taten brüsten. Besonders viel Mut brauchte es dazu wohl nicht – außerhalb der Messen sind Kirchengeb­äude meist spärlich besucht. Und religiöse Gefühle zu verletzen, ist auch nicht besonders schwer. Manches deutet darauf hin, dass es sich um einen der viel zitierten „DummerJung­en-Streiche“handelte.

Das ist freilich keine Entschuldi­gung: Die Schmierere­ien hatten weitreiche­nde Folgen. Die Bellenberg­er Kirche ist bis auf Weiteres gesperrt, viele Menschen fühlen sich tief verletzt. Dass der Sprayer zuvor um die Tragweite seiner Handlungen wusste, ist fraglich. Die wird ihm im Falle einer Verurteilu­ng wohl deutlich vor Augen geführt: Für „gemeinschä­dliche Sachbeschä­digungen“sieht das Gesetzbuch sogar Freiheitse­ntzug vor.

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Mit Schmierere­ien wie dieser hat der Tä ter viele Gläubige verärgert.
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