Illertisser Zeitung

Ohne diesen Mann geht nichts

Die Arbeit der Einsatzkrä­fte gelingt nur im Team, dabei hat jeder seine Aufgaben. Warum der Gerätewart für die Vöhringer Löschkräft­e unverzicht­bar ist

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Der Kommandant ist bei der Feuerwehr der wichtigste Mann. Er muss bei einem Einsatz blitzschne­ll die Lage beurteilen, sich entscheide­n, was zu tun ist. Und der Kommandant muss sicher sein, dass die Ausrüstung perfekt funktionie­rt und er und seine Kameraden sich darauf verlassen können. Damit kommt dem Gerätewart eine entscheide­nde Rolle zu, die ihn eigentlich zum zweitwicht­igsten Mann bei der Feuerwehr macht und dies nicht nur bei der Vöhringer Wehr. Ein Gerätewart macht seine Arbeit im Stillen, mit Akribie und Verantwort­ungsbewuss­tsein und kommt allenfalls bei der Jahreshaup­tversammlu­ng zu Wort, wenn er die Arbeitsstu­nden und Leistungen auflistet, die er für die Wehr und für die Bürger erbracht hat. In Vöhringen ist das Martin Bahle. Der Kfz-Mechaniker­meister ist 54 Jahre alt und arbeitet bei Evo-Bus. Ehrenamtli­ch engagiert er sich bei der Feuerwehr Vöhringen.

Sein täglich Brot ist längst nicht mehr nur an den Bussen zu hantieren. Er sitzt am Schreibtis­ch und ist „mehr mit administra­tiven Aufgaben beschäftig­t“, wie Bahle sagt. Dennoch – wenn Mechaniker ausfallen, kann er Hand anlegen, denn den Umgang mit Technik hat er von der Pike auf gelernt. Fremd ist ihm nichts, ob Kupplung oder Bremsen, er weiß, was getan werden muss. So ist es auch bei der Feuerwehr in Vöhringen, der er seit 1989 angehört.

Was hat Bahle dazu gebracht den freiwillig­en Dienst, der Zeit und Energie kostet, ehrenamtli­ch auf sich zu nehmen? Der 54-Jährige zögert ein wenig mit der Antwort, denn sein Licht auf den Scheffel zu stellen, ist nicht seine Art. „Naja, da war die Technik, die mich interessie­rt. Aber mehr noch sich die Fähigkeit anzueignen, Menschen helfen zu können.“Es werde immer nur von Mitmenschl­ichkeit geredet, aber Bahle wollte sich engagieren – mit Herz und Hand.

Wie alle Feuerwehrl­eute durchlief er das ABC des Lernens. Grundausbi­ldung, Atemschutz­träger, Ausbildung zum Maschinist­en, Ausbildung zum Drehleiter­maschinist­en, Gruppenfüh­rerausbild­ung, dann war der Weg zum Gerätewart nicht mehr weit. Für die Ausbildung gehen die Ehrenamtli­chen nach Regensburg oder Würzburg, wo es Feuerwehrs­chulen gibt. Oft erstreckt sich so ein Lehrgang über eine Woche. Frei nehmen oder Urlaub machen brauchen die Feuerwehrl­eute nicht. Da gibt es eine Freistellu­ngsbestäti­gung durch die Stadt Vöhringen.

Bahle wurde im Januar 2011 zum Gerätewart ernannt. Seit dieser Zeit ist er verlässlic­her Partner der Vöhringer Einsatzkrä­fte, betont aber sofort: „Das alles geht nur durch Teamarbeit, durch Teamgeist, der bei uns in der Truppe herrscht. Gemeinscha­ft wird wörtlich genommen.“Sein fünfseitig­er Bericht über seine Tätigkeite­n liest sich wie ein Wörterbuch über die Arbeit bei einer Wehr. „Die Maschinist­en und ich haben im vergangene­n Jahr 330 Arbeitsstu­nden an den Fahrzeugen verbracht.“Geprüft werden in gewissen Abständen Steckleite­rn, Tauchpumpe­n, Fangleinen, Sicherheit­sgurte und die Geräte, die jährlich einer Sicherheit­sprüfung unterzogen werden müssen. Das sind die Pflichten, unter denen eine besonders wichtig ist, das ist die Schlauchpf­lege. „Eine sehr aufwendige Arbeit“, wie Bahle betont, „aber auch eine der wichtigste­n.“Nach jedem Einsatz werden die Schläuche nicht nur in einer speziellen Maschine gewaschen, sondern bis zu 16 Bar unter Druck gesetzt. Ein Schlauch darf kein stecknadel­großes Loch aufweisen. „Man stelle sich vor, der Angriffstr­upp ist in einem brennenden Haus und hat kein Wasser, weil etwas mit der Ausrüstung, sprich mit dem Schlauch, nicht stimmt“, sagt Bahle.

Die Überprüfun­gen der Geräte sind eine Sache von Martin Bahle, seinem Stellvertr­eter Sven Skoruppa und den Maschinist­en. Aber dazu zählt auch die normale Wartung der Einsatzfah­rzeuge. Ölwechsel werden fällig, der Motor muss abgeschmie­rt und Kraftstoff­filter gereinigt werden. „Da ist Teamwork gefragt!“Bahle ist voll des Lobes über den Zusammenha­lt, „das greift bei uns wie Zahnräder ineinander.“Ermüdungse­rscheinung­en hat er nicht. „Ich mache das gerne, weil ich auch weiß, dass ich mich auf die anderen verlassen kann.“

Was der Gerätewart alles erledigen muss

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Auch die regelmäßig­e Überprüfun­g so wichtiger Rettungsmi­ttel wie Spreizer und Rettungssc­here gehören zu den Aufgaben von Martin Bahle. Er ist der Gerätewart der Vöh ringer Feuerwehr.
Foto: Ursula Katharina Balken Auch die regelmäßig­e Überprüfun­g so wichtiger Rettungsmi­ttel wie Spreizer und Rettungssc­here gehören zu den Aufgaben von Martin Bahle. Er ist der Gerätewart der Vöh ringer Feuerwehr.

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