Ein Diesel Fahrverbot hätte massive Auswirkungen
Warum weitere Beschränkungen zugunsten von besserer Luft in der Doppelstadt noch Zukunftsmusik sind
Das ab 2018 geplante Fahrverbot für viele Dieselfahrzeuge in Stuttgart sorgt auch hier für Verunsicherung. Grüne und CDU hatten sich wie berichtet geeinigt, an Tagen mit extrem hoher Schadstoffbelastung etliche Straßen im Zentrum für viele Diesel-Fahrzeuge zu sperren.
Sollte in der Region im Kampf gegen Feinstaub ebenfalls ein Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge verhängt werden, die nicht die aktuelle Abgasnorm Euro 6 erfüllen, wären etliche Autos betroffen. 113489 Fahrzeuge, die im Kreis Neu-Ulm zugelassen sind, wären nach Zahlen der Zulassungsstelle von einem Fahrverbot wie es in Stuttgart gelten soll, berührt. Und von den insgesamt im Stadtgebiet Ulm zugelassenen 82320 Autos erfüllen 22470 Dieselfahrzeuge nicht die Voraussetzungen der Euro 6 Norm. Damit wären theoretisch 27,3 Prozent der Autos ausgeschlossen.
Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt wurde die Höchstgrenze für Feinstaub von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in diesem Jahr am Messpunkt Neu-Ulm Gabelsbergerstraße schon an elf Tagen überschritten. In Ulm waren es laut Landesamt bisher acht Tage. Noch ist etwas „Luft“nach oben: 35 Tage im Jahr mit Überschreitungen sind sozusagen zugelassen ohne dass Gegenmaßnahmen wie etwa Fahrverbote ausgesprochen werden müssen.
Dass es in Ulm/Neu-Ulm zu Fahrverboten kommt, hält Simon Pflüger, der Feinstaub-Experte der Ulmer Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm, allerdings für sehr unwahrscheinlich. Der Hauptgrund dafür habe geografische Gründe: Im Gegensatz zu Stuttgart liegt die Doppelstadt nicht in einem „Kessel“. Die Schadstoffe könnten hier schlicht besser von Wind und Wetter weggeblasen werden. Zudem gebe es weitere bedeutende Ursachen für hohe Feinstaubwerte als nur Autos: Als etwa vor einigen Jahren Saharastaub durch die Wetterlage in die Region gelangte, wurde an drei Tagen eine Grenzwertüberschreitung gemessen.
Auch Baustellen – von denen Ulm derzeit mehr als genug hat – hätten massive Auswirkungen auf Schadstoffe in der Luft. Wegen einer Groß-Baustelle sei etwa zurzeit auch die Messstelle in der Ulmer Karlstraße nicht in Betrieb. Denn die Baustellen wirbeln Staub auf und durch die unvermeidlichen Staus, die mit Baustellen wie bei den Sedelhöfen verbunden seien, entstehe auch ein erhöhter Stickstoffdioxidausstoß. Der Ausstoß von schädlichem Stickstoffdioxid lasse sich am besten durch eine Verflüssigung des Verkehrs senken. Die ist in Ulm frühestens wieder hergestellt, wenn Ende 2018 die neue Straßenbahnlinie in Betrieb geht.