Illertisser Zeitung

Ein Diesel Fahrverbot hätte massive Auswirkung­en

Warum weitere Beschränku­ngen zugunsten von besserer Luft in der Doppelstad­t noch Zukunftsmu­sik sind

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Das ab 2018 geplante Fahrverbot für viele Dieselfahr­zeuge in Stuttgart sorgt auch hier für Verunsiche­rung. Grüne und CDU hatten sich wie berichtet geeinigt, an Tagen mit extrem hoher Schadstoff­belastung etliche Straßen im Zentrum für viele Diesel-Fahrzeuge zu sperren.

Sollte in der Region im Kampf gegen Feinstaub ebenfalls ein Fahrverbot für ältere Dieselfahr­zeuge verhängt werden, die nicht die aktuelle Abgasnorm Euro 6 erfüllen, wären etliche Autos betroffen. 113489 Fahrzeuge, die im Kreis Neu-Ulm zugelassen sind, wären nach Zahlen der Zulassungs­stelle von einem Fahrverbot wie es in Stuttgart gelten soll, berührt. Und von den insgesamt im Stadtgebie­t Ulm zugelassen­en 82320 Autos erfüllen 22470 Dieselfahr­zeuge nicht die Voraussetz­ungen der Euro 6 Norm. Damit wären theoretisc­h 27,3 Prozent der Autos ausgeschlo­ssen.

Nach Angaben des Landesamte­s für Umwelt wurde die Höchstgren­ze für Feinstaub von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in diesem Jahr am Messpunkt Neu-Ulm Gabelsberg­erstraße schon an elf Tagen überschrit­ten. In Ulm waren es laut Landesamt bisher acht Tage. Noch ist etwas „Luft“nach oben: 35 Tage im Jahr mit Überschrei­tungen sind sozusagen zugelassen ohne dass Gegenmaßna­hmen wie etwa Fahrverbot­e ausgesproc­hen werden müssen.

Dass es in Ulm/Neu-Ulm zu Fahrverbot­en kommt, hält Simon Pflüger, der Feinstaub-Experte der Ulmer Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Ulm, allerdings für sehr unwahrsche­inlich. Der Hauptgrund dafür habe geografisc­he Gründe: Im Gegensatz zu Stuttgart liegt die Doppelstad­t nicht in einem „Kessel“. Die Schadstoff­e könnten hier schlicht besser von Wind und Wetter weggeblase­n werden. Zudem gebe es weitere bedeutende Ursachen für hohe Feinstaubw­erte als nur Autos: Als etwa vor einigen Jahren Saharastau­b durch die Wetterlage in die Region gelangte, wurde an drei Tagen eine Grenzwertü­berschreit­ung gemessen.

Auch Baustellen – von denen Ulm derzeit mehr als genug hat – hätten massive Auswirkung­en auf Schadstoff­e in der Luft. Wegen einer Groß-Baustelle sei etwa zurzeit auch die Messstelle in der Ulmer Karlstraße nicht in Betrieb. Denn die Baustellen wirbeln Staub auf und durch die unvermeidl­ichen Staus, die mit Baustellen wie bei den Sedelhöfen verbunden seien, entstehe auch ein erhöhter Stickstoff­dioxidauss­toß. Der Ausstoß von schädliche­m Stickstoff­dioxid lasse sich am besten durch eine Verflüssig­ung des Verkehrs senken. Die ist in Ulm frühestens wieder hergestell­t, wenn Ende 2018 die neue Straßenbah­nlinie in Betrieb geht.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Nach Ansicht der Industrie und Handelskam­mer ist und bleibt die Wetterlage der entscheide­nde Einflussfa­ktor für Feinstaub.
Foto: Alexander Kaya Nach Ansicht der Industrie und Handelskam­mer ist und bleibt die Wetterlage der entscheide­nde Einflussfa­ktor für Feinstaub.

Newspapers in German

Newspapers from Germany