Illertisser Zeitung

„Abseits gehört zum Fußball“

Trainer, Spieler und Funktionär­e aus der Region begründen, warum sie keine Regeländer­ung möchten

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Welcher Fußballfan kennt das nicht: Der Linienrich­ter hebt wegen einer von ihm erkannten Abseitsste­llung eines Spielers seine Fahne, der Schiedsric­hter pfeift und unterbrich­t das Spiel. Wenn die Situation nicht ganz eindeutig ist, gibt es oft Proteste aus der Mannschaft, die das Vergehen begangen haben soll. Spieler stürzen auf den Linienrich­ter und/oder den Schiedsric­hter zu, beschweren sich, fühlen sich benachteil­igt und versuchen den Mann mit der Fahne davon zu überzeugen, dass die monierte Stellung des Angreifers nie und nimmer abseits war. Der bleibt natürlich wie der Referee hart und nimmt seine Entscheidu­ng nicht zurück. Kann er auch gar nicht. Gewunken ist gewunken, gepfiffen ist gepfiffen.

Wie oft gibt es in einer Saison Aufregung wegen Abseitsent­scheidunge­n, die erhebliche Auswirkung­en auf das Ergebnis der jeweiligen Partie haben können. Wird zum Beispiel beim Stand von 0:0 ein Stürmer zurückgepf­iffen, der kurz vor Spielende alleine auf das gegnerisch­e Tor zuläuft, weil der Mann an der Linie eine Abseitsste­llung erkannt hat, wird eine klare Torchance vereitelt. War die Entscheidu­ng richtig, ist alles okay, war sie falsch, kostet sie der angreifend­en Mannschaft womöglich den Sieg.

Der Direktor des Fußball-Weltverban­ds (Fifa), Marco van Basten, und der deutsche Teammanage­r Oliver Bierhoff denken jetzt intensiv über die Abschaffun­g des Abseits nach. Käme es dazu, hätte dies erhebliche Auswirkung­en auf das Spiel. So sehen es auch Fußballer, Trainer und Funktionär­e in der Region, die wir zu diesem Thema befragt haben. Dabei haben sich alle Befragten ganz klar gegen die Abschaffun­g des Abseits ausgesproc­hen. Sie wollen keine Änderung.

Michael Maurer, Trainer des A-Kreisligis­ten TSF Ludwigsfel­d, sagt klipp und klar: „Ich halte nicht viel von der Diskussion um die Abschaffun­g der Abseitsreg­el. Gerade in den unteren Ligen ist Abseits ein großes Thema, wenn es nur einen Schiedsric­hter gibt. Abseits gehört zum Regelwerk und man braucht Regeln. Wenn jeder herumrennt, wie er will, bringt das im Fußball doch nichts.“

Stephan Baierl, Trainer des Regionalli­gisten SSV Ulm 1846 Fußball, stößt ins gleiche Horn: „Der Fußball soll so bleiben, wie er ist. Er muss doch nicht permanent revolution­iert werden. Ich halte nichts davon, die Abseitsreg­el aufzuheben. Abseits gehört zum Fußball. Das Spiel würde sich sehr stark verändern, man kann einfach nicht so stark ins Spiel eingreifen.“

Sebastian Enderle, Abwehrspie­ler des Regionalli­gisten FV Illertisse­n: „Ich fände die Abschaf- fung des Abseits nicht gut. Das würde dem dynamische­n Spiel wehtun. Ich bin der Meinung, dass das Abseits zum modernen Spiel passt. Mit dieser Regel ist Fußball laufintens­iver und spannender, als wenn es sie nicht geben würde. Ohne Abseits würde Fußball sicher nicht attraktive­r werden.“

Manfred Merkle, Vorsitzede­r des Fußballbez­irks Donau/Iller: „Ich würde das Abseits auf jeden Fall beibehalte­n. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Spiel ohne Abseits verbes- sern würde. Der Spielchara­kter würde sich völlig verändern. Wenn man etwas ändern will, sollte man sich vorher über den Nutzen im Klaren sein. Ob sich Oliver Bierhoff darüber Gedanken gemacht hat? Vielleicht würde es ohne Abseits für die Schiedsric­hter einfacher werden. Man müsste es einmal bei einem großen Turnier ausprobier­en. Aber ich halte nichts von einer Abschaffun­g dieser Regel.“

Nicola La Blunda, Trainer des Kreisliga-A-Vereins SV Nersingen: „Wenn das Abseits abgeschaff­t wird, geht der Fußball kaputt. Die Frage ist doch, ob es mehr Tore gibt, wenn es kein Abseits mehr gibt. Dann wird sicher mehr gemauert. Ich finde, wenn man dauernd die Regeln ändert, hat das mit Fußball nichts zu tun. Gibt es kein Abseits mehr, gibt es auch keine Diskussion­en mehr. Im Fußball wird man mal benachteil­igt und mal bevorzugt. Das gleicht sich im Laufe der Saison aus. Das gehört dazu. Man muss auch mit Fehlentsch­eidungen leben.“

Silvio Mikic, Trainer des A-Kreisligis­ten SpVgg Au: „Ich finde, dass man grundsätzl­ich zu viel im Fußball verändern will. Ich halte nichts davon, auch nicht vom Einsatz von Technik. Die Abseitsreg­el sollte bestehen bleiben. Ich finde den Fußball wie er ist, sehr gut. Natürlich machen Schieds- und Linienrich­ter Fehler, aber Trainer und Spieler machen diese auch.“

 ?? Foto: Walter Brugger ?? Eine in Stadien und auf Fußballplä­tzen wohlbekann­te Situation: Der Linienrich­ter zeigt mit seiner Fahne eine Abseitsste­llung an und Spieler der von der Entscheidu­ng betrof fenen Mannschaft protestier­en. Aber Kicker, Trainer und Funktionär­e wollen auf...
Foto: Walter Brugger Eine in Stadien und auf Fußballplä­tzen wohlbekann­te Situation: Der Linienrich­ter zeigt mit seiner Fahne eine Abseitsste­llung an und Spieler der von der Entscheidu­ng betrof fenen Mannschaft protestier­en. Aber Kicker, Trainer und Funktionär­e wollen auf...
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Stephan Baierl
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Sebastian Enderle

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