Illertisser Zeitung

Tatortrein­iger im Namen des Herrn

Restaurato­ren beseitigen Schmierere­ien in Vöhringen. Dabei müssen sie auf die Farbe achten

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Seit kurzem sind Fachleute damit beschäftig­t, die von einem Schmierer verursacht­en Schäden in der Vöhringer Pfarrkirch­e St. Michael zu beheben. Eine Arbeit, die von den Tatortrein­igern viel Fingerspit­zengefühl und noch mehr Sachkenntn­is erfordert. Über die genaue Schadenshö­he kann selbst jetzt noch nichts gesagt werden. Aber, so rechnet Pfarrer Martin Straub, es könnte durchaus in die „Zehntausen­de“gehen.

Wie mehrfach ausführlic­h berichtet, sind sowohl die Vöhringer Michaelski­rche als auch die Bellenberg­er Kirche „Unsere liebe Frau vom Rosenkranz“verunstalt­et worden. Es gab Parolen gegen Kirche und Polizei an den Wänden, Bilder und Statuen wurden mit goldener und schwarzer Farbe besprüht. Der mutmaßlich­e 19-jährige Täter konnte Ende letzter Woche durch die Polizei gefasst werden.

Die unerwünsch­ten Graffitibu­chstaben zu entfernen ist eine schwierige Aufgabe. Hubert Vogel von der Weißenhorn­er Firma Amann erklärt, warum. In Kirchen werden Wände mit Kalkfarbe gestrichen. Die zeichnet sich dadurch aus, dass sie Feuchtigke­it, die es immer in einer Kirche gibt, aufnimmt, aber auch wieder abgibt. Man versuche jetzt, die ursprüngli­che Farbgebung der Wände herauszufi­nden. Eine aufwendige Arbeit. Auf die Wand wird etwas Farbe aufgetrage­n und dann trocken geföhnt. Erst wenn das Teilstück die Feuchtigke­it abgegeben hat, kann man sehen, ob der Farbton passt.

Klar ist jedoch auch, dass es mit dem Entfernen der Buchstaben und Überstreic­hen nicht getan ist. Ihre Umrisse treten immer wieder her- vor und es bedarf keiner großen Fantasie, zu erkennen, was es für Buchstaben waren. „Da werden wohl einige Wände ganz neu gestrichen werden müssen“, sagt Pfarrer Martin Straub.

Völlig anders sieht die Arbeit der Restaurato­ren aus. Ihnen ist es gelungen, einige Bilder von der Farbe zu befreien, bei anderen ist es nicht gelungen. „Die müssen dann ins Atelier“, erklärt Roland Vogel. „Beim Bild des Heiligen Antonius war es möglich die Farbe zu entfernen, ohne die darunter liegende Schicht zu beschädige­n.“

Sarah Dannhauer und ihr Kollege Vogel rückten mit einem Kasten voller Farbfläsch­chen an. Ein Scheinwerf­er erhellt die zu behandelnd­e Stelle.

Dann muss herausgefu­nden werden, welche Farbe zum Ablösen angewendet werden darf, ohne Schaden anzurichte­n. Denn auch bei den Statuen darf der Originalto­n nicht verletzt werden. „Wir haben dann ein Lösungsmit­tel gefunden, das passt“, sagt Vogel.

Mit langen Wattestäbc­hen werden millimeter­weise die großen Goldflecke­n entfernt. Aber da sich auch Sprühnebel über die gesamte Figurengru­ppe verteilt hat, ist Geduld angesagt. Mit den Wattestäbc­hen wird vorsichtig in jede Falte und Fältchen der Gewänder der Figuren von Jesus und Maria hinein getupft. Beide Restaurato­ren sind zuversicht­lich, dass sie ihre Arbeit bald erfolgreic­h beenden können. Das ist nach den Schrecken der vergangene­n Woche für Pfarrer Straub eine erfreulich­e Nachricht.

Originalto­n darf nicht verletzt werden

 ?? Fotos: Ursula Katharina Balken ?? Die Pietà in der Michaelski­rche wird bald wieder in alter Schönheit erstrahlen. Die Restaurato­ren Sarah Dannhauer und Roland Vogel sind dabei, die unerwünsch­te Goldfarbe zu entfernen.
Fotos: Ursula Katharina Balken Die Pietà in der Michaelski­rche wird bald wieder in alter Schönheit erstrahlen. Die Restaurato­ren Sarah Dannhauer und Roland Vogel sind dabei, die unerwünsch­te Goldfarbe zu entfernen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany