Tatortreiniger im Namen des Herrn
Restauratoren beseitigen Schmierereien in Vöhringen. Dabei müssen sie auf die Farbe achten
Seit kurzem sind Fachleute damit beschäftigt, die von einem Schmierer verursachten Schäden in der Vöhringer Pfarrkirche St. Michael zu beheben. Eine Arbeit, die von den Tatortreinigern viel Fingerspitzengefühl und noch mehr Sachkenntnis erfordert. Über die genaue Schadenshöhe kann selbst jetzt noch nichts gesagt werden. Aber, so rechnet Pfarrer Martin Straub, es könnte durchaus in die „Zehntausende“gehen.
Wie mehrfach ausführlich berichtet, sind sowohl die Vöhringer Michaelskirche als auch die Bellenberger Kirche „Unsere liebe Frau vom Rosenkranz“verunstaltet worden. Es gab Parolen gegen Kirche und Polizei an den Wänden, Bilder und Statuen wurden mit goldener und schwarzer Farbe besprüht. Der mutmaßliche 19-jährige Täter konnte Ende letzter Woche durch die Polizei gefasst werden.
Die unerwünschten Graffitibuchstaben zu entfernen ist eine schwierige Aufgabe. Hubert Vogel von der Weißenhorner Firma Amann erklärt, warum. In Kirchen werden Wände mit Kalkfarbe gestrichen. Die zeichnet sich dadurch aus, dass sie Feuchtigkeit, die es immer in einer Kirche gibt, aufnimmt, aber auch wieder abgibt. Man versuche jetzt, die ursprüngliche Farbgebung der Wände herauszufinden. Eine aufwendige Arbeit. Auf die Wand wird etwas Farbe aufgetragen und dann trocken geföhnt. Erst wenn das Teilstück die Feuchtigkeit abgegeben hat, kann man sehen, ob der Farbton passt.
Klar ist jedoch auch, dass es mit dem Entfernen der Buchstaben und Überstreichen nicht getan ist. Ihre Umrisse treten immer wieder her- vor und es bedarf keiner großen Fantasie, zu erkennen, was es für Buchstaben waren. „Da werden wohl einige Wände ganz neu gestrichen werden müssen“, sagt Pfarrer Martin Straub.
Völlig anders sieht die Arbeit der Restauratoren aus. Ihnen ist es gelungen, einige Bilder von der Farbe zu befreien, bei anderen ist es nicht gelungen. „Die müssen dann ins Atelier“, erklärt Roland Vogel. „Beim Bild des Heiligen Antonius war es möglich die Farbe zu entfernen, ohne die darunter liegende Schicht zu beschädigen.“
Sarah Dannhauer und ihr Kollege Vogel rückten mit einem Kasten voller Farbfläschchen an. Ein Scheinwerfer erhellt die zu behandelnde Stelle.
Dann muss herausgefunden werden, welche Farbe zum Ablösen angewendet werden darf, ohne Schaden anzurichten. Denn auch bei den Statuen darf der Originalton nicht verletzt werden. „Wir haben dann ein Lösungsmittel gefunden, das passt“, sagt Vogel.
Mit langen Wattestäbchen werden millimeterweise die großen Goldflecken entfernt. Aber da sich auch Sprühnebel über die gesamte Figurengruppe verteilt hat, ist Geduld angesagt. Mit den Wattestäbchen wird vorsichtig in jede Falte und Fältchen der Gewänder der Figuren von Jesus und Maria hinein getupft. Beide Restauratoren sind zuversichtlich, dass sie ihre Arbeit bald erfolgreich beenden können. Das ist nach den Schrecken der vergangenen Woche für Pfarrer Straub eine erfreuliche Nachricht.
Originalton darf nicht verletzt werden