Illertisser Zeitung

Ein Jahr auf der Flucht – nun vor Gericht

Kein Geld für den Zug nach Hause: Sachse stiehlt Auto, tankt ohne zu bezahlen und bekommt nun die Rechnung vom Strafricht­er präsentier­t

- VON DORINA PASCHER

Fast zwei Jahre ist es mittlerwei­le her, als der Angeklagte aus Leipzig wegen eines Jobs bei einer Zeitarbeit­sfirma nach NeuUlm kam – ein Auftrag, der beim Amtsgerich­t sein Nachspiel hatte. Denn der 39-jährige, führersche­inlose Mann aus Sachsen reiste mit einem gestohlene­n Wagen nach NeuUlm, montierte dort das Kennzeiche­n eines anderen Fahrzeugs ab, tankte, ohne zu bezahlen und trat dann wieder die Heimreise an. Den Grund für seine Diebesfahr­t erklärte der Mann vor dem Amtsgerich­t Neu-Ulm.

Wie es zu dieser Reihe an Straftaten kam, wollte Richter Thomas Mayer von dem 39-jährigen Sachsen Der lieferte auch gleich eine Erklärung: „Ich hatte kein Geld mehr für die Rückfahrt.“Die Zeitarbeit­sfirma habe ihm zu wenig bezahlt, sodass er sich den Weg zu seinen Eltern ins circa 400 Kilometer entfernte Aue bei Chemnitz nicht mehr leisten konnte. Also stahl er das Kennzeiche­n eines Neu-Ulmer Wagens, um seine Spuren zu verwischen, und montierte es an das zuvor in Halle gestohlene Auto, mit dem er zum Auftrag nach Neu-Ulm gefahren war. Danach steuerte er die Otto-Renner- Straße an, um dort zu tanken. Die Rechnung ließ er unbezahlt.

Wenige Monate später kam ihm die Polizei in Leipzig auf die Schliche und nahm den 39-jährigen Autodieb vorläufig fest. Doch der Haftbefehl wurde nicht vollzogen und der Angeklagte wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Diese Freiheit nutzte der Mann, um unterzutau­chen. Doch eine Fahrt nach Bayern im Januar 2017 wurde ihm schließlic­h zum Verhängnis: Die Polizei schnappte den Mann und steckte ihn in Untersuchu­ngshaft. Dort wartete er nun auf seinen Prozess. Zu diesem brachte der 39-Jährige, der in Polizeibeg­leitung vorgeführt wurde, seine Anwältin aus Leipzig mit, die auf die damals schlechte Lebenssitu­ation des Angeklagte­n hinwies: „Er war in einer Lebenskris­e, nachdem vor zwei Jahren seine Freundin ihn verlassen hat.“

Heute sei das alles ganz anders, denn ihr Mandant sei nun in gefeswisse­n. tigten Lebensverh­ältnissen mit seiner neuen Freundin. Außerdem spreche ihrer Meinung nach für den Angeklagte­n, dass er sich geständig zeigte und die offene Rechnung von 66,01 Euro an die Neu-Ulmer Tankstelle zurückbeza­hlte.

Der Angeklagte war schon mehrfach vorbestraf­t

Richter Thomas Mayer sah das etwas anders: Er verwies bei der Urteilsbeg­ründung auf die Vorstrafen des arbeitslos­en 39-Jährigen – darunter beispielsw­eise Drogenhand­el, fahrlässig­e Körperverl­etzung oder das Fahren ohne Führersche­in. Mayer verurteilt­e den Sachsen zu zehn Monaten Freiheitss­trafe auf Bewährung und 100 Sunden gemeinnütz­ige Arbeit.

Doch für den gelernten Fachlageri­st ist seine Diebesfahr­t damit noch nicht aufgearbei­tet: In Sachsen wird er sich noch wegen des Autodiebst­ahls vor Gericht verantwort­en müssen.

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