Eine Queen beehrt Ulm
Nach Jahren des Niedergangs soll es mit der Frühjahrsmesse von kommendem Samstag an wieder bergauf gehen. Dabei spielt auch Madame Tussauds aus London eine Rolle
Der Druck auf Peter Kinold, den neuen Veranstalter der weit und breit größten Messe, ist groß. Der neue Besitzer der „Ulmer Ausstellungsgesellschaft“will die 1963 erstmals ausgetragene Frühjahrsmesse nach Jahren stetigen Besucherrückgangs wieder auf Kurs bringen. Von einer „Feuertaufe“spricht Jürgen Eilts, der Geschäftsführer der Ulm-Messe, wenn am Samstag die „Leben Wohnen Freizeit“(LWF) ihre Tore öffnet.
Kinold weiß zumindest, wie die Messe nicht werden soll: „käsig“. Sondern lebendig und pulsierend. Das heißt, praktische Küchenhelfer wie Gurkenhobel dürften nicht das Rückgrat der Messe sein. Um das zu erreichen, habe er sich vorgenommen, das für Freizeit stehende F im Messekürzel mit Inhalt zu füllen, was in den vergangene Jahren sträflich vernachlässigt worden sei.
Als „Verbeugung vor dem Publikum“bezeichnet Kinold eine Schau mit zwölf Ebenbildern aus der Sammlung des Wachsfigurenkabinetts namens Madame Tussauds. Nur durch persönliche Kontakte habe Kinold die Zusage bekommen. „Buchen kann man das nicht.“Denn allein die Anreise der empfindlichen Wachs-Stars sei aufwendig. So müssen etwa Queen Elizabeth und Prinz Philip geköpft werden, bevor sie in Kisten verpackt und dann in Ulm am Freitagnachmittag wieder zusammengesetzt werden. Das gleiche Schicksal steht den Abbildern von Papst Johannes Paul II, Winston Churchill, Mr. Bean, der Band Abba sowie Dick & Doof bevor. Unter dem Markennamen Madame Tussauds, mit Stammsitz in London, werden weltweit 23 Wachsfigurenkabinette betrieben. Diese wechseln ihre Schau ständig thematisch, sodass es immer einige „arbeitslose“Figuren gibt – zum Glück für Kinold.
Für einen gestiegenen Freizeit- der LWF stehen neben Madame Tussauds zudem eine Kartbahn des Neu-Ulmer Anbieters Ecodrome, der elf elektrisch angetriebene Flitzer auf einer Rennstrecke zur Verfügung stellt, oder Konzerte mit Live-Painting von Barbara Clear, die einst die Münchner Olympiahalle füllte.
Kinold, der mit seiner Stammfirma mit Sitz in Lindau in ganz Süddeutschland Messen veranstaltet, spüre bereits, dass in der Vergangenheit verloren gegangenes Verwert trauen in die LWF zurückkehre. Aussteller, die vor Jahren fester Bestandteil der Messe waren, kehrten zurück: So etwa die Sparkasse Ulm oder die Stadtwerke. Auch das Fernsehen ist per mit einem mobilen Studio vertreten. Als wichtigen Vertrauensbeweis wertet Kinold, dass die Stadt Ulm auch wieder mit Ständen Flagge zeige.
Kinold will als Veranstalter von „Deutschlands größter Grillmesse“in Fulda das Thema Barbecue auch in Ulm auf Dauer fester etablieren. Die Metzgerei Amann aus Hüttisheim als Veranstalter von Grillkursen sorgt für die Show, diverse Händler für die Ausstattung. Kinold stapelt tief: Mit 70 000 Besuchern rechnet der neue Veranstalter und gibt sich somit offiziell mit den Besucherzahlen der vergangenen Jahre zufrieden. Doch seine Ziele steckt er höher: Spätestens bei der dritten LWF unter Kinold-Regie müsse die 100000-Besucher-Marke übersprungen werden. „Sonst bin ich enttäuscht.“Potenzial habe die traditionsreiche Messe mit einem wirtschaftlich prosperierenden Einzugsgebiet von 50 Kilometer rund um Ulm von 110000 Menschen. Es sei „harte Arbeit“die Messe auf Kurs zu bringen, doch die gesamtgesellschaftliche Stimmung helfe dabei. Eine Rückbesinnung auf die Region, das persönliche Umfeld unterstütze ungemein.
Teil der Messe – wenngleich autonom organisiert – ist wie gehabt die Ausstellung „Kunstschimmer“. 80 Künstler präsentieren ihre Werke. Ein Kontrastprogramm dazu ist die Wahl der „Miss Ulm“am Sonntag, 12. März, einem offiziellen Vorentscheid zur „Miss Germany“-Wahl.