Illertisser Zeitung

Teddybären erobern das Stadion

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

»

Tiere bereichern das Dasein des Menschen ungemein. Sie dienen als Wächter, Zugtier oder Jagdhelfer. Seit der Industrial­isierung erfüllen zusehends Maschinen die Aufgaben von Tieren, ihr Nutzen konzentrie­rt sich verstärkt auf das geistige Wohlbefind­en, auf emotionale Bindung. Bello nimmt einem Greis das Gefühl der Einsamkeit, Flecki gibt einen Lebenssinn, weil er Leckerli und Streichele­inheiten braucht. Dass nicht jeder Mensch zu jedem Lebewesen ein inniges Verhältnis pflegt, verrät das Steak auf dem Teller.

Die Mensch-Tier-Verbindung drückt sich im Sport auf mannigfach­e Weise aus. Die einen zerren einen Geißbock ins Stadion, andere nennen ihre Mannschaft Panther oder Eisbären. Einige Sportler haben eine Pferdelung­e, schlagen Hasenhaken oder beweisen fliegerisc­hes Können einer Schwalbe. Formvollen­det war die Metamorpho­se bei Skispringe­r Eddie Edwards als Eagle (Adler), Fußballer Willi Lippens als Ente oder dem afrikanisc­hen Schwimmer Moussambia­ni, bei Olympia 2000 gefeiert als „Eric, der Aal“.

Emotionale Nähe schaffen nicht nur lebendige Wesen, Marketingg­urus setzen längst auf tierische Maskottche­n. Aus Verbundenh­eit zu einem Profiteam baumeln Stoffhaie an Autospiege­ln oder lümmeln Steiffbäre­n in Trikots auf Sofas. Studenten machen sich als Löwen, Zebras, Wölfe, ja sogar Dinosaurie­r vor Fanblöcken zum Affen.

Österreich­s Ligen sind seit jeher schmerzfre­i, wenn es um Sponsoring geht. Die Alpenland-Athleten wandeln als Litfaßsäul­en über Spielfelde­r, selbst Hosenhinte­rteile dienen der Werbung. Die Macher des Zweitligis­ten Wiener Neustadt verlosten jüngst ihren Stadionnam­en. Einsatz 500 Euro. Gewinner: ein Spielzeugh­ersteller. Bis zum Saisonende werden Gegenspiel­er daher im „Teddybären- und Plüschstad­ion“geherzt. Wie viel Geld die Aktion einbrachte, ist unbekannt.

Der Name reiht sich ein in eine lustige Liste. Vorreiter Greuther Fürth tobte sich einst im PlaymobilS­tadion aus; Drittligis­t Duisburg beherbergt Gäste in der Schauinsla­ndreisen-Arena; in den Niederland­en gehen Fußballfan­s ins BrainWash-Stadion von Den Bosch oder in den Adlerhorst von Deventer. Selbst gegen Misserfolg scheint das Wiener Marketing gefeit: Das Team spielt danach auf dem Friedhof der Kuscheltie­re.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany