Teddybären erobern das Stadion
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Tiere bereichern das Dasein des Menschen ungemein. Sie dienen als Wächter, Zugtier oder Jagdhelfer. Seit der Industrialisierung erfüllen zusehends Maschinen die Aufgaben von Tieren, ihr Nutzen konzentriert sich verstärkt auf das geistige Wohlbefinden, auf emotionale Bindung. Bello nimmt einem Greis das Gefühl der Einsamkeit, Flecki gibt einen Lebenssinn, weil er Leckerli und Streicheleinheiten braucht. Dass nicht jeder Mensch zu jedem Lebewesen ein inniges Verhältnis pflegt, verrät das Steak auf dem Teller.
Die Mensch-Tier-Verbindung drückt sich im Sport auf mannigfache Weise aus. Die einen zerren einen Geißbock ins Stadion, andere nennen ihre Mannschaft Panther oder Eisbären. Einige Sportler haben eine Pferdelunge, schlagen Hasenhaken oder beweisen fliegerisches Können einer Schwalbe. Formvollendet war die Metamorphose bei Skispringer Eddie Edwards als Eagle (Adler), Fußballer Willi Lippens als Ente oder dem afrikanischen Schwimmer Moussambiani, bei Olympia 2000 gefeiert als „Eric, der Aal“.
Emotionale Nähe schaffen nicht nur lebendige Wesen, Marketinggurus setzen längst auf tierische Maskottchen. Aus Verbundenheit zu einem Profiteam baumeln Stoffhaie an Autospiegeln oder lümmeln Steiffbären in Trikots auf Sofas. Studenten machen sich als Löwen, Zebras, Wölfe, ja sogar Dinosaurier vor Fanblöcken zum Affen.
Österreichs Ligen sind seit jeher schmerzfrei, wenn es um Sponsoring geht. Die Alpenland-Athleten wandeln als Litfaßsäulen über Spielfelder, selbst Hosenhinterteile dienen der Werbung. Die Macher des Zweitligisten Wiener Neustadt verlosten jüngst ihren Stadionnamen. Einsatz 500 Euro. Gewinner: ein Spielzeughersteller. Bis zum Saisonende werden Gegenspieler daher im „Teddybären- und Plüschstadion“geherzt. Wie viel Geld die Aktion einbrachte, ist unbekannt.
Der Name reiht sich ein in eine lustige Liste. Vorreiter Greuther Fürth tobte sich einst im PlaymobilStadion aus; Drittligist Duisburg beherbergt Gäste in der Schauinslandreisen-Arena; in den Niederlanden gehen Fußballfans ins BrainWash-Stadion von Den Bosch oder in den Adlerhorst von Deventer. Selbst gegen Misserfolg scheint das Wiener Marketing gefeit: Das Team spielt danach auf dem Friedhof der Kuscheltiere.