Wer ist hier auf dem Holzweg?
Dorfbewohner aus Dietershofen kritisieren, dass angeblich zu viele Bäume abgeholzt wurden. Die Bayerischen Staatsforsten sehen die Lage hingegen ganz anders
Wie in jedem Wald, duftet es auch im Schönegger Forst in Dietershofen (Öberschönegg) nach Nadeln, Laub und Holz. Der Boden ist nass und etwas aufgeweicht, kahle Äste liegen in Pfützen und Vögel suchen nach Nahrung. Doch ein Bild trübt wohl die Stimmung einiger Dorfbewohner: Neben einem Weg, der quer durch den Dietershofer Wald führt, stapeln sich etliche Baumstämme. Immer wieder finden sich aufgehäufte Gehölze am Wegesrand. An vielen hängt ein Blatt Papier mit der Aufschrift: „Bayerische Staatsforsten“. Das seien zu viele abgeholzte Bäume, findet ein Bewohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Eine Kritik, die nicht zum ersten Mal in Dietershofen laut wird.
Bereits vor einigen Jahren gab es in dem Ort Streit ums Holz. Auch damals meldeten sich empörte Bürger und kritisierten die Bayerischen Staatsforsten, diese würden zu viel abholzen. Nun geht es erneut um diese Thematik. „Mir stößt auf, dass zu viele Bäume geschlagen worden sind. Das kann so nicht sein“, heißt es aus Reihen der Dorfbewohner. „Das kann nicht nachhaltig sein“, so Vorwurf gegen die Bayerischen Staatsforsten. Diese wiederum argumentieren dagegen.
Hermann Walter ist Leiter der Forstbetriebe Ottobeuren und damit auch mitverantwortlich für den Wald bei Dietershofen. Er kann verstehen, dass die gefällten Bäume durchaus für Irritationen bei der Bevölkerung sorgen. „Das kommt mit Sicherheit daher, weil das eine relativ große Fläche ist“, sagt er. Mehr als 5000 Festmeter wurden auf etwa 68 Hektar Fläche gefällt. Dies entspreche 80 Festmetern je Hektar, so der Fachmann. „Das ist völlig normal.“Die „blockweise Durchforstung“sei eine Maßnahme der naturnahen Forstwirtschaft. „Unser Ziel ist es, die Mischbaumarten zu erhalten, die Verjüngung zu fördern und den Bestand weiter zu stabilieren.“
Das bedeutet, dass manche Bäume nach ihrer Hiebsreife gefällt werden – aber eben nicht alle. Eine Buche werde Walter zufolge nach etwa 120 Jahren hiebsreif. Nach und nach werden dann im Verlauf der nächsten 50 Jahre einzelne Bäume „genutzt“und so der Bestand verjüngt. „Wir machen punktuelle Lichtschächte“, sagt Walter dazu. Es gebe dadurch jüngere und ältere Bestände auf einer gemeinsamen Fläche. Eine 30 Jahre alte Buche neben einer zehn Jahre alten Buche. So werde der Wald strukturreicher und gemischter, auch Biotopbäume blieein ben beispielsweise bestehen. Sie wurden von Waldarbeitern mit einem wellenförmigen Symbol gekennzeichnet. Mit dieser blockweisen Durchforstung erreiche der 465 Hektar große Wald eine größere Vielfalt was Baumhöhen, Alter und Durchmesser der Stämme angehe.
Die Bayerische Forstverwaltung überprüft die Arbeit der Staatsforsten. Das heißt, dass sie bei Gesetzesverstößen als Aufsichtsbehörde eingreifen muss oder salopp gesagt, sie ist die „Waldpolizei“. Im Falle des Schönegger Forstes, der zum Mindelheimer Amt zählt, hat Bereichsleiter Rainer Nützel bislang keine Beschwerden vernommen. „Bei uns hat sich niemand gemeldet“, sagt er. Er habe in dem Wald innerhalb der vergangenen Jahre auch keine Maßnahmen entdeckt, nach denen die Staatsforsten grob gegen die Gesetze gehandelt hätten. Private Waldbesitzer würden oft bemängeln, dass zu viel abgeholzt werde. Dabei sei es wichtig, das Gebiet zu durchforsten, damit die Bäume richtig wachsen könnten und Platz für ihre Kronen hätten, erklärt er. Die Dorfbewohner wird das nicht beruhigen. Sie sprechen von „Raubabbau“. Man solle nur so viel abholzen, wie nachwächst. Das seien etwa 2000 Festmeter, schimpft ein Dietershofer.
Die Bayerischen Staatsforsten