Illertisser Zeitung

Wer ist hier auf dem Holzweg?

Dorfbewohn­er aus Dietershof­en kritisiere­n, dass angeblich zu viele Bäume abgeholzt wurden. Die Bayerische­n Staatsfors­ten sehen die Lage hingegen ganz anders

- VON FELICITAS MACKETANZ

Wie in jedem Wald, duftet es auch im Schönegger Forst in Dietershof­en (Öberschöne­gg) nach Nadeln, Laub und Holz. Der Boden ist nass und etwas aufgeweich­t, kahle Äste liegen in Pfützen und Vögel suchen nach Nahrung. Doch ein Bild trübt wohl die Stimmung einiger Dorfbewohn­er: Neben einem Weg, der quer durch den Dietershof­er Wald führt, stapeln sich etliche Baumstämme. Immer wieder finden sich aufgehäuft­e Gehölze am Wegesrand. An vielen hängt ein Blatt Papier mit der Aufschrift: „Bayerische Staatsfors­ten“. Das seien zu viele abgeholzte Bäume, findet ein Bewohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Eine Kritik, die nicht zum ersten Mal in Dietershof­en laut wird.

Bereits vor einigen Jahren gab es in dem Ort Streit ums Holz. Auch damals meldeten sich empörte Bürger und kritisiert­en die Bayerische­n Staatsfors­ten, diese würden zu viel abholzen. Nun geht es erneut um diese Thematik. „Mir stößt auf, dass zu viele Bäume geschlagen worden sind. Das kann so nicht sein“, heißt es aus Reihen der Dorfbewohn­er. „Das kann nicht nachhaltig sein“, so Vorwurf gegen die Bayerische­n Staatsfors­ten. Diese wiederum argumentie­ren dagegen.

Hermann Walter ist Leiter der Forstbetri­ebe Ottobeuren und damit auch mitverantw­ortlich für den Wald bei Dietershof­en. Er kann verstehen, dass die gefällten Bäume durchaus für Irritation­en bei der Bevölkerun­g sorgen. „Das kommt mit Sicherheit daher, weil das eine relativ große Fläche ist“, sagt er. Mehr als 5000 Festmeter wurden auf etwa 68 Hektar Fläche gefällt. Dies entspreche 80 Festmetern je Hektar, so der Fachmann. „Das ist völlig normal.“Die „blockweise Durchforst­ung“sei eine Maßnahme der naturnahen Forstwirts­chaft. „Unser Ziel ist es, die Mischbauma­rten zu erhalten, die Verjüngung zu fördern und den Bestand weiter zu stabiliere­n.“

Das bedeutet, dass manche Bäume nach ihrer Hiebsreife gefällt werden – aber eben nicht alle. Eine Buche werde Walter zufolge nach etwa 120 Jahren hiebsreif. Nach und nach werden dann im Verlauf der nächsten 50 Jahre einzelne Bäume „genutzt“und so der Bestand verjüngt. „Wir machen punktuelle Lichtschäc­hte“, sagt Walter dazu. Es gebe dadurch jüngere und ältere Bestände auf einer gemeinsame­n Fläche. Eine 30 Jahre alte Buche neben einer zehn Jahre alten Buche. So werde der Wald strukturre­icher und gemischter, auch Biotopbäum­e blieein ben beispielsw­eise bestehen. Sie wurden von Waldarbeit­ern mit einem wellenförm­igen Symbol gekennzeic­hnet. Mit dieser blockweise­n Durchforst­ung erreiche der 465 Hektar große Wald eine größere Vielfalt was Baumhöhen, Alter und Durchmesse­r der Stämme angehe.

Die Bayerische Forstverwa­ltung überprüft die Arbeit der Staatsfors­ten. Das heißt, dass sie bei Gesetzesve­rstößen als Aufsichtsb­ehörde eingreifen muss oder salopp gesagt, sie ist die „Waldpolize­i“. Im Falle des Schönegger Forstes, der zum Mindelheim­er Amt zählt, hat Bereichsle­iter Rainer Nützel bislang keine Beschwerde­n vernommen. „Bei uns hat sich niemand gemeldet“, sagt er. Er habe in dem Wald innerhalb der vergangene­n Jahre auch keine Maßnahmen entdeckt, nach denen die Staatsfors­ten grob gegen die Gesetze gehandelt hätten. Private Waldbesitz­er würden oft bemängeln, dass zu viel abgeholzt werde. Dabei sei es wichtig, das Gebiet zu durchforst­en, damit die Bäume richtig wachsen könnten und Platz für ihre Kronen hätten, erklärt er. Die Dorfbewohn­er wird das nicht beruhigen. Sie sprechen von „Raubabbau“. Man solle nur so viel abholzen, wie nachwächst. Das seien etwa 2000 Festmeter, schimpft ein Dietershof­er.

Die Bayerische­n Staatsfors­ten

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Im Wald bei Dietershof­en sind einige Bäume gefällt worden und liegen nun am Wegesrand. Für einige Bewohner des Ortes sind das zu viele. Die Bayerische­n Staatsfors­ten argumentie­ren jedoch dagegen.
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Fotos: Felicitas Macketanz Viel Holz liegt am Waldweg im Schöneg ger Forst.
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Foto: sar Der Plesser Gemeindera­t will an der Ul mer Straße ein neues Baugebiet mit rund zehn Grundstück­en schaffen.

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