Kennen Sie diesen Mann?
Steffen Anton aus Dietenheim sieht dem US-Schauspieler Neil Patrick Harris und dessen Serienfigur „Barney Stinson“zum Verwechseln ähnlich. Damit verdient der 38-Jährige sogar Geld. Aber er hat eine große Sorge
Guck mal da drüben, der Typ im Anzug. Ist das nicht der aus dem Fernsehen? Wow. Dürfen wir ein Foto mit Dir machen? So oder so ähnlich beginnen die meisten Unterhaltungen, in die Steffen Anton aus Dietenheim auf der Straße hineingerät. Häufig wird der 38-Jährige von Fremden angesprochen. Und das hat einen Grund: Er sieht dem amerikanischen Schauspieler Neil Patrick Harris zum Verwechseln ähnlich. Jener Mime (Jahrgang 1973) wurde durch die skurrile ComedySerie „How I Met Your Mother“(Wie ich eure Mutter kennenlernte) berühmt, die auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird. Darin verkörpert der Amerikaner die Figur des Barney Stinson, einen wortgewandten Schürzenjäger, rücksichtslosen Banker und trotzdem irgendwie liebenswerten Typen. Unter Kennern herrscht seit Jahren eine regelrechte Stinson-Manie: Die Fans zitieren Aussprüche der Figur („Le-gen-där!“), klatschen sich ab, wie sie es tut, und legen in passenden Situationen die Stirn in Falten.
Wie groß die Gemeinde an Angetanen ist, erfährt Anton immer wieder am eigenen Leib: „Ich werde schon öfters erkannt“, sagt er. Aber genau das bezweckt der Dietenheimer auch: Er arbeitet nebenberuflich als Barney-Stinson-Double. Frisiert sich wie die Figur, kleidet sich wie sie. Und verdient damit sogar Geld. Denn der Doppelgänger wird mitunter für Partys, Firmenfeiern und Diskothekenauftritte gebucht. Die Gagen sind offenbar nicht schlecht: „Wenn ich jede Woche einen Auftrag hätte, könnte ich davon leben“, sagt Steffen Anton. Allerdings würden derart lukrative Einsätze nur alle zwei bis drei Monate nachgefragt: Zuletzt gab er im Februar für Geld den Stinson, davor im November. Die Aufträge lauten dann meistens ähnlich: Steffen Anton alias Barney Stinson mischt sich bei Festen ins Geschehen, natürlich stilecht in Anzug und Krawatte, er tanzt und trinkt mit dem Publikum – und wirft sich in Pose, ganz so wie der populäre Serienheld.
Mit dem habe er übrigens über das Aussehen hinaus nur wenig gemeinsam, sagt der Dietenheimer: „Ich arbeite auch in einer Bank und trage deshalb meistens Anzug.“Außerdem sei er ziemlich schlagfertig. Keine Parallelen gebe es hingegen zu den Filou-Qualitäten der TV-Figur: Mit jungen Frauen hat der 38-Jährige bei seinen Auftritten auf Partys zwar viel zu tun, „aber mehr als ein paar Sprüche ist da nicht“, sagt er. Denn anders als der eingefleischte Junggeselle Stinson ist Anton glücklich verheiratet.
Seine Frau unterstütze ihn bei Nebenjob, der längst auch so etwas wie eine Passion sei: „Ich wollte eigentlich schon immer auf die Bühne“, sagt Anton. Und seine Gattin komme ja auch in den Genuss der Stinson-Manie, zumindest indirekt. Denn die eingenommenen Gagen kommen auf ein separates Konseinem to, das die Antons eigens für Urlaubsreisen angelegt haben. „Das ist schon klasse“, sagt der 38-Jährige.
Einer der größten Träume des Doubles: Wenigstens einmal den Schauspieler Neil Patrick Harris treffen. „Ich würde so gerne mal kurz mit ihm reden, sehen, wie er auf mich reagiert und wie er so ist.“Einmal habe er dem US-Star geschrieben, aber „nur“eine Autogrammkarte von einer Agentur geschickt bekommen. Immerhin weiß der bekannte Mime wohl von der Existenz des Doppelgängers aus Dietenheim: Als der Amerikaner für einen Dreh in Berlin gewesen sei, habe ein Freund, der dort als Kameramann arbeitete, die Gelegenheit ergriffen und dem Schauspieler ein Foto von Anton gezeigt. Harris habe geschmunzelt, weiß der Dietenheimer, dem das nicht genug ist. Sein Vorsatz: „Wenn Harris das nächste Mal im Land ist, werde ich auf jeden Fall versuchen, hinzukommen.“
Um als Double möglichst nahe am Original zu sein, hat Anton die Comedy-Serie (neun Staffeln, 209 Folgen) genau studiert, sprich: „Hoch und runter geschaut“. Nicht immer ein Vergnügen, denn andere Sendungen finde er „tausendmal lustiger“. Trotzdem habe er Schlüsselszenen von „How I Met Your Mother“immer wieder angeschaut, um Blicke, Gesten und Sprüche der Figur Stinson möglichst exakt kopieren zu können.
Die größte Sorge des Nachahmers: dass die Serie „How I Met Your Mother“von den Bildschirmen verschwindet und die Nachfrage
Fans kaufen Klamotten ihrer Lieblingsfigur Er will dem Werdegang seines Idols folgen
am Stinson-Double sinkt. Anzeichen gibt es bereits: Die Serie ist abgedreht, die letzte Folge längst erstausgestrahlt. Die Episoden werden in Deutschland nicht mehr zur besten Sendezeit gezeigt. Doch Anton sieht eine Chance: Der Schauspieler Harris entwickele sich weiter, moderierte etwa vor einiger Zeit die Oscar-Verleihung. Der Doppelgänger aus Dietenheim versucht dem Werdegang zu folgen: Er ließ Fotos von sich im Smoking machen und überlegt, wie er die neuen Rollen seines Idols adaptieren kann. Wie der Mime selbst halte er sich mit Sport fit. Das bedeutet: zweimal in der Woche joggen, einmal ins Fitness-Studio. Mit seinem Aussehen sei er zufrieden, sagt Anton. Auch wenn er seine Frisur der von Harris anpassen musste. „Jetzt geht es regelmäßig zum Blondieren.“
Bis auf Weiteres wird Steffen Anton wohl noch so manches Mal seine Stirn vor den Handykameras fremder Leute in Falten legen. Ganz so wie es sein Idol wohl täte.