Illertisser Zeitung

Ordnung geht vor im Weißenhorn­er Heimatmuse­um

Bevor das Haus erweitert werden kann, müssen die Depots auf Vordermann gebracht werden

- VON MARCUS GOLLING

Erst seit einem Jahr ist Matthias Kunze Leiter des Weißenhorn­er Heimatmuse­ums – doch seine Pläne für das Haus haben sich in dieser Zeit bereits deutlich verändert. Die Einrichtun­g neuer Ausstellun­gsräume im benachbart­en Alten Rathaus ist zwar beschlosse­ne Sache und erste Ideen liegen dazu schon vor, doch oberste Priorität hat für den Kunsthisto­riker und die Kommune ein anderes Projekt: die Verbesseru­ng der Depotsitua­tion. „Das ist für uns eine Generalfra­ge“, sagt Kunze. Mit der Verschiebu­ng der Gewichte gerät der bisherige Zeitplan ins Wanken: „Eine Erweiterun­g ist bis 2019 nicht zu leisten“, so der Museumslei­ter bei einem Pressegesp­räch zur Zukunft des Heimatmuse­ums.

Kunze schildert das Problem folgenderm­aßen: Um die Bestände – immerhin rund 20 000 Objekte – plangemäß inventaris­ieren zu können, wofür zuletzt sogar eine eigene Stelle geschaffen wurde, müsste zuerst Ordnung in den Depots hergestell­t werden. „Ich brauche für jedes Objekt einen konkreten Standort“, so der Leiter. Vor allem im Eschach, wo unter anderem die Gemälde- sammlung lagert. Kunze betont: „Wir müssen noch dieses Jahr Hand anlegen.“In diesem Fall übernimmt die bayerische Landesstel­le für nicht staatliche Museen 30 statt wie sonst etwa 15 Prozent der Kosten. Die liegen dem Museumslei­ter zufolge im sechsstell­igen Bereich. Den Rest muss die Kommune schultern.

Die Erweiterun­g muss zunächst warten – und wird wohl eher eine Umgestaltu­ng des Museums werden, wie von Fachmann Shahab Sangestan von der Landesstel­le angeregt. Es geht darum, die 20 Jahre alte Dauerausst­ellung heutigen Bedürfniss­en anzupassen – etwa, was den Einsatz moderner Vermittlun­gsmöglichk­eiten angeht. Kunze will aber auch andere Themen zeigen, so führe der Komplex Fugger und Weißenhorn ein in seinen Augen unverständ­liches Schattenda­sein.

Die bisher geplante Einrichtun­g einer abgetrennt­en Gemäldegal­erie im Alten Rathaus wird unwahrsche­inlich. Kunze: „Wir lassen da nichts unangetast­et.“Er will die Bilder lieber im Kontext der Dauerausst­ellung zeigen. Die wird nach dem Umbau von jetzt 700 auf dann über 1000 Quadratmet­er Fläche wachsen. Der bauliche Einstieg soll 2018 erfolgen. Ulrich Hoffmann, Vorsitzend­er des Museumsver­eins, bleibt trotz des neuen Zeitplans entspannt: „Wir haben jetzt klare Perspektiv­en“, sagt er. Alles Weitere könne man mit „zielstrebi­ger Gelassenhe­it“und Gründlichk­eit angehen.

Eine wichtige Veränderun­g hat das Team von Museum und Museumsver­ein schon jetzt in Angriff genommen. Claudia Graf-Rembold kümmert sich jetzt um die Museumspäd­agogik. Im Rahmen einer geringfügi­gen Beschäftig­ung organisier­t sie Angebote für möglichst alle Altersklas­sen, vor allem aber für Kinder. Anders als die bestehende „Kringelwer­kstatt“im Alten Rathaus, die Kindern freies kreatives Arbeiten ermöglicht, hängen die Aktivitäte­n der Museumspäd­agogik direkt mit den Ausstellun­gen im Heimatmuse­um zusammen. „Wir müssen da ein gewisses Niveau erreichen, das schulden wir den Weißenhorn­ern“, sagt Graf-Rembold. Auch sie blickt einer Neugestalt­ung des Museums mit Vorfreude entgegen: „Ich lechze nach diesen Fuggern.“Was möglich ist, zeigte die Teddybären-Ausstellun­g, die von einem umfangreic­hen und gut besuchten Begleitpro­gramm flankiert wurde. Vereins-Chef Hoffmann sieht in der Mini-Stelle einen Einstieg in das Thema. Durch die Pädagogik könne man zeigen, „dass das Museum zu dieser Stadt gehört“.

Diese Stadt hat aber auch einen berühmten Sohn: den Rokoko-Maler Franz Martin Kuen (1719-1771), Schöpfer von Fresken unter anderem im Kloster Roggenburg und in der Wiblinger Bibliothek. Zu seinem 300. Geburtstag 2019 sollte eigentlich die neue Gemäldegal­erie im Alten Rathaus eingeweiht werden. Daraus wird nun wahrschein­lich nichts. Die Jubiläumsa­usstellung ist aber Kunze zufolge nicht in Gefahr. Ein Teil der Schau sollte ohnehin im Kloster Roggenburg gezeigt werden, das Kooperatio­nspartner bei dem Projekt ist. In Weißenhorn suchen die Organisato­ren derzeit noch nach passenden Räumlichke­iten. Kunze verspricht: „Wir wollen Kuen hier, in seiner Geburtssta­dt, nicht unter Wert verkaufen.“

Am Freitag, 17. März, 19 Uhr eröffnet im Heimatmuse­um die Jahreskuns­tausstellu­ng. Das Motto lautet „Im Anfang war das Wort …“

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Schön, aber in die Jahre gekommen, ist die Dauerausst­ellung im Heimatmuse­um. Das Haus soll in den kommenden Jahren um das Alte Rathaus (rechts) erweitert wer den.
Foto: Andreas Brücken Schön, aber in die Jahre gekommen, ist die Dauerausst­ellung im Heimatmuse­um. Das Haus soll in den kommenden Jahren um das Alte Rathaus (rechts) erweitert wer den.

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