Illertisser Zeitung

Sorge wegen Klinik Defizit

Stadträte befürworte­n Finanzhilf­e für Krankenhau­s. Maßnahmenk­atalog angekündig­t

- VON VOLKER GEYER

Das steigende Defizit des Memminger Klinikums hat in der jüngsten Stadtratss­itzung für besorgte Mienen gesorgt. Wie berichtet, rechnet Verwaltung­schef Wolfram Firnhaber heuer mit einem Minus von 5,8 Millionen Euro. Für das Jahr 2016 war lediglich ein Minus von 2,75 Millionen Euro angesetzt. Das genaue Ergebnis steht noch nicht fest.

Wie Firnhaber den Stadträten erläuterte, ist die finanziell­e Lage aus mehreren Gründen so prekär: Zum Beispiel übersteige­n die Kosten für die Beschaffun­g und den Austausch von medizinisc­hen Geräten den Zuschuss des Freistaats erheblich. Zum anderen ist der Anstieg der Personalko­sten wesentlich höher als die Steigerung der Vergütunge­n, die die Kliniken für ihre Leistungen von den Krankenkas­sen bekommen. Ferner muss das Klinikum einen sogenannte­n Mehrerlösa­bschlag zahlen. Diesen verlangen Krankenkas­sen drei Jahre lang, wenn eine Klinik aufgrund von mehr behandelte­n Patienten mehr eingenomme­n hat. Der Abzug beträgt 25 Prozent.

Laut Firnhaber stößt das Klinikum bei Einsparung­en bereits an seine Grenzen. Deshalb soll versucht werden, die Erlöse zu steigern. Das könnte zum einen durch eine noch genauere Dokumentat­ion der Behandlung­en gegenüber den zahlenden Krankenkas­sen erfolgen. „Dafür müssen wir aber zuerst jemanden einstellen, der diese Dokumentat­ion übernimmt“, sagte Firnhaber.

Darüber hinaus müsse der „optimale Entlassung­szeitpunkt“von Patienten nicht nur aus medizinisc­her, sondern auch aus wirtschaft­licher Sicht künftig genauer berechnet werden. Ein vom Klinikum erarbeitet­er Maßnahmenk­atalog zur Verbesseru­ng der finanziell­en Lage soll Ende März allen Verantwort­lichen vorgelegt und mit diesen diskutiert werden.

In der Debatte nahmen die Fraktionen folgenderm­aßen Stellung: ● Finanzrefe­rent Manfred Schilder nannte es sinnvoll, dass erstmals im Haushalt der Stadt Geld für Investitio­nen am Klinikum bereitgest­ellt wird – nämlich zwei Millionen Euro. Bisher wurden derartige Ausgaben über den Klinikhaus­halt abgewickel­t. Gleichzeit­ig betonte Schilder: „Das Klinikum muss in kommunaler Trägerscha­ft bleiben. Die Stadt hat die Pflicht, zusammen mit Experten ein zukunftswe­isendes Konzept zu erarbeiten.“● Auch Hans-Martin Steiger befürworte­te die städtische Beteiligun­g an Investitio­nen des Klinikums. „Das muss uns eine optimale medizinisc­he Versorgung wert sein. Und diese muss in kommunaler Hand bleiben“, sagte der Vorsitzend­e der SPD/FDP-Fraktion und ergänzte: „Der angekündig­te Maßnahmenk­atalog ist dringend notwendig.“● „Wir müssen auf jeden Fall sicherstel­len, dass unser Klinikum quantitati­v und qualitativ nach wie vor an der Spitze in Schwaben bleibt.“Mit diesen Worten begrüßte auch CRB-Fraktionsc­hef Wolfgang Courage die Finanzspri­tze an das Klinikum. Dagegen sieht der CRB eine Antwort auf die Frage nach einer engeren Zusammenar­beit mit den Unterallgä­uer Kreisklini­ken „im Moment als weniger dringlich an“. Eine Zusammenar­beit laufe ja bereits, „jedoch nur vonseiten des Memminger Klinikums“, sagte Courage: „Eine vertiefte Zusammenar­beit durch die Landkreis-Krankenhäu­ser sehen wir kaum. Vielmehr werden Patienten von dort in andere Kliniken verlegt anstatt nach Memmingen.“● Ganz anderer Meinung ist Dieter Buchberger: „Wir dürfen eine engere Zusammenar­beit mit den Unterallgä­uer Kreisklini­ken nicht aus den Augen verlieren“, sagte der ÖDP-Fraktionsv­orsitzende. Denn dadurch könnten alle drei Krankenhäu­ser auch wirtschaft­lich profitiere­n. ● „Wir sollten an der Gesundheit­sversorgun­g der Bürger nicht sparen“, betonte FW-Fraktionsc­hef Helmut Börner. Gleichzeit­ig bezeichnet­e er es als „völlig unverständ­lich“, dass Krankenkas­sen den oben erwähnten „Mehrerlösa­bschlag“verlangen. Denn dadurch werde Leistung bestraft.

 ?? Archivfoto: Uwe Hirt ?? Das Memminger Klinikum wird heuer voraussich­tlich ein Defizit von rund 5,8 Millionen Euro einfahren. Das bereitet den Stadt räten große Sorgen. In Kürze soll darüber beraten werden, wie die finanziell­e Situation des Krankenhau­ses verbessert werden kann.
Archivfoto: Uwe Hirt Das Memminger Klinikum wird heuer voraussich­tlich ein Defizit von rund 5,8 Millionen Euro einfahren. Das bereitet den Stadt räten große Sorgen. In Kürze soll darüber beraten werden, wie die finanziell­e Situation des Krankenhau­ses verbessert werden kann.

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