Illertisser Zeitung

Der Malocher in der Mannschaft

Bei den Ulmer Basketball­ern hat Karsten Tadda bewiesen, dass er auf höchstem Niveau spielen kann. Warum das für ihn gerade vor dem Gipfeltref­fen mit Bamberg eine Genugtuung ist

- Interview: Pit Meier

Sie bestreiten am Sonntag mit Ratiopharm Ulm das Spitzenspi­el der Basketball-Bundesliga in Bamberg. Ulm ist ungeschlag­ener Tabellenfü­hrer mit vier Punkten Vorsprung und bleibt also unabhängig vom Ergebnis auf jeden Fall vor Bamberg. Wie intensiv wird das Thema Meistersch­aft in der Mannschaft diskutiert, Herr Tadda?

Auch wenn es langweilig klingt: Die Meistersch­aft ist in der Kabine kein Thema. Das ist noch ein ganz langer Weg und wir wollen uns zunächst eine gute Ausgangspo­sition verschaffe­n.

Ein Sieg gegen den Titelverte­idiger wäre da ein ganz wichtiger Schritt. Die Bamberger haben am vergangene­n Sonntag bei den Bayern verloren und am Dienstag in der Euroleague mit 25 Punkten gegen Vitoria. Ist es ein guter Zeitpunkt, um gegen sie zu spielen?

Man muss sich diese beiden Spiele genau anschauen. In München sind die Bamberger Dreier nicht gefallen, sonst wäre es möglicherw­eise anders gelaufen. In der Euroleague können die Bamberger nicht mehr weiter kommen, deswegen kamen früh die jungen Spieler und sie blieben lange auf dem Feld. Grundsätzl­ich hat man zwar trotzdem den Eindruck, dass bei den Bambergern gerade die Akkus etwas leer sind. Doch die können jederzeit ein Riesenspie­l raushauen. Was wir aber übrigens auch können.

Sie sind als Mensch und Basketball­er in Bamberg groß geworden. Sollte es mit der Ulmer Meistersch­aft nicht klappen – wäre Bamberg dann der Verein, dem sie es am meisten gönnen?

Mit der Stadt Bamberg verbindet mich immer noch eine ganze Menge, mit dem Verein nur noch wenig. Wenn Ulm nicht Meister wird, dann ist es mir egal, wer es wird.

Sie wurden als Sportler in Bamberg ausgebilde­t und haben dort seit 2007 in der Bundesliga gespielt. In der vergangene­n Saison gab es für Sie kaum noch Einsatzzei­ten, schließlic­h gingen Sie nach Gießen. Ist es Ihnen eine Genugtuung, inzwischen in Ulm den Beweis angetreten zu haben, dass sie durchaus in der Bundesliga eine tragende Rolle bei einer Spitzenman­nschaft spielen können?

Die Sache mit dem Wechsel nach Gießen nach so vielen Jahren in Bamberg ist tatsächlic­h nicht schön gelaufen. Umso glückliche­r bin ich jetzt mit meiner Rolle in Ulm und ich denke mir: Wenn man meine Qualitäten in Bamberg nicht mehr braucht, dann stelle ich sie sehr gerne dieser Ulmer Mannschaft zur Verfügung.

Ihre Qualitäten: Das sind vor allem Kampf und Verteidigu­ng. Macht es Ihnen immer Spaß, der Malocher einer Mannschaft zu sein?

Das macht mir tatsächlic­h Spaß. Wer keine Freude an der Verteidigu­ng hat, der wird auch nie ein guter Verteidige­r werden. In der Regel bekomme ich vom Trainer den Auftrag, mich um den besten Spieler beim Gegner zu kümmern. Anfangs ging es da meist um die Aufbauspie­ler, inzwischen verteidige ich alles zwischen Position eins und drei. Das ist ja auch ein Ausdruck des Vertrauens und auf diese Aufgaben freue ich mich.

Wer waren denn die unangenehm­sten Gegenspiel­er, mit denen Sie es zu tun hatten?

In dieser Saison war das im Eurocup Taylor Rochestie von Kuban Krasnodar. Zu seiner Zeit beim FC Bayern München war Tyrese Ryce auch unangenehm.

Sie sind in Bamberg als junger Spieler und trotz starker Konkurrenz zum Profi geworden. Wie haben Sie das geschafft?

Mir ist tatsächlic­h nicht so viel Talent in die Wiege gelegt worden wie einigen anderen Spielern. Das habe ich mit viel Arbeit und Energie kompensier­t und immer an mich geglaubt. Auch als 16-jähriger Junge, als ein Trainer mal sagte, dass aus mir nie ein Profi wird. Ich habe weiter getan, was ich tun konnte. Ich bin anders als andere Jugendlich­e am Wochenende eben nicht feiern ge- gangen und zu jeder Trainingse­inheit ein bisschen früher gekommen. Ich habe versucht, mir von den älteren Spielern möglichst viel abzuschaue­n und heute kann ich sagen: Ich bin doch ein Profi geworden. Das haben bei Weitem nicht alle der Jungs geschafft, die sich damals mit mir auf die Reise gemacht haben.

Es könnte in dieser Saison im Finale erneut zu einem Duell zwischen Ulm und dem Verein kommen, für den Sie viele Jahre gespielt haben und bei dem Sie als gebürtiger Bamberger als Integratio­nsfigur galten. Ist Bamberg in einer Serie zu schlagen?

Möglich ist alles. Es ist eine große Herausford­erung. Aber wenn es darauf hinausläuf­t, dann nehmen wir diese Herausford­erung an.

Kein aktiver deutscher Spieler hat so viele Titel gewonnen wie Sie. Was würde Ihnen eine Meistersch­aft mit Ulm da noch bedeuten?

Es ist besonders schön, mit einer Mannschaft zum ersten Mal Meister zu werden. Das war auch in Bamberg so, wo ich als kleiner Junge auf der Tribüne saß und mir nie hätte vorstellen können, dass ich da irgendwann auf dem Parkett stehe. Ein Titel mit Ulm würde mir eher noch mehr bedeuten als der letzte mit Bamberg. Wobei natürlich jeder Titel für sich etwas Besonderes ist.

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Das Pflaster über dem linken Auge erinnert Karsten Tadda noch immer an die Basketball Schlacht gegen Berlin am vergangene­n Samstag. Typisch für den Malocher in der Ul mer Mannschaft: Im Spiel hat er die Verletzung gar nicht gespürt.
Foto: Horst Hörger Das Pflaster über dem linken Auge erinnert Karsten Tadda noch immer an die Basketball Schlacht gegen Berlin am vergangene­n Samstag. Typisch für den Malocher in der Ul mer Mannschaft: Im Spiel hat er die Verletzung gar nicht gespürt.

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