Illertisser Zeitung

Kirchenhan­g in Herrenstet­ten: Eine Frage der Finanzieru­ng

Im Altenstadt­er Gemeindera­t entsteht eine kontrovers­e Debatte um die Kosten des Projekts

- VON MADELEINE SCHUSTER

In einem Punkt waren sich die Altenstadt­er Marktgemei­nderäte in ihrer Sitzung am Donnerstag einig: Der Kirchenhan­g in Herrenstet­ten muss gesichert werden – und zwar so schnell wie möglich. Denn die Kirche ist nicht nur der Dorfmittel­punkt des Altenstadt­er Ortsteils. Sie steht seit Jahren auch auf unsicherem Grund.

Der Hang, auf dem sich die im 16. Jahrhunder­t gebaute St.-MartinKirc­he befindet, ist in Bewegung. Friedhofsm­auer und Treppenauf­gang wurden durch unkontroll­ierte Setzungen bereits stark beschädigt. Auch die Sicherheit der Kirche ist auf Dauer nicht mehr gewährleis­tet. Seit rund zehn Jahren beschäftig­t das Thema Hangsicher­ung deshalb Gemeinde und Kirchensti­ftung. Pläne, wie der Hang gesichert und gestaltet werden soll, liegen mittlerwei­le zwar vor – über die Finanzieru­ng des Projekts wurde im Marktrat am Donnerstag allerdings heftig diskutiert.

Wie berichtet, hofft die Gemeinde bei der rund 1,13 Millionen Euro teuren Maßnahme auf einen Zuschuss aus dem Europäisch­en Landwirtsc­haftsfonds für die Entwicklun­g des ländlichen Raums, kurz Eler genannt. Gefördert werden kann allerdings nur der Anteil an den Kosten, den die Gemeinde übernimmt. Die Kosten, die für die Kirchensti­ftung anfallen, kommen nicht mit in den Fördertopf.

Um einen möglichst hohen Zuschuss zu bekommen, wurde die Maßnahme in zwei Teile gesplittet: in förderfähi­ge Baukosten, die der Markt übernimmt, und in nicht förderfähi­ge Baukosten, die von der Kirche getragen werden. In Zahlen ausgedrück­t heißt das: Der Anteil der Kirchensti­ftung liegt unter anderem für den Bau einer Rampe, Friedhofsm­auer und Erschließu­ng (alles nicht förderfähi­ge Kosten) bei knapp 400 000 Euro netto. Auf die Gemeinde kämen für Hangsicher­ung, Treppenanl­age und Bepflanzun­g (alles förderfähi­ge Kosten) knapp 540000 Euro netto zu. Nach Abzug des ElerZuschu­sses von bis zu 60 Prozent blieben Kosten von rund 227 000 Euro, die der Markt letztlich übernehmen müsste – zuzüglich eines Anteils an der Mehrwertst­euer von rund 100 000 Euro.

Unterm Strich stünden für die Gemeinde also rund 327000 Euro für die Neugestalt­ung des Hangs an, der zu einem Großteil der Kirche gehört. Für einen Teil der Gemeinderä­te ist dieser Betrag zu hoch. „Wo liegt da der Vorteil für die Gemeinde?“, fragte etwa Christian Dossenberg­er und kritisiert­e die Rolle der Kirche. Seit 15 Jahren sei er Mitglied des Gemeindera­ts, so Dossenberg­er. Bislang jedoch habe er noch keinen Vertragsab­schluss mit der Kirche erlebt, der für den Markt besonders gut gelaufen sei. Gemeindera­t Albert Merk fand deutlicher­e Worte: „Bei anderen Antragsste­llern wären wir unter diesen Bedingunge­n nicht dabei“, sagte er. Die Kirche sei durchaus in der Lage, die gesamte Maßnahme zu finanziere­n. Da er das Projekt gut finde, stimme er der Finanzieru­ng zwar zu – dennoch sei er „enttäuscht“. „Wenn wir das so machen, ist die Kirche schon sehr gut gefahren“, so Merk.

Hubert Berger dagegen unterstric­h, dass beide Seiten vom Projekt profitiert­en. Wenn die Hangsicher­ung jetzt nicht angepackt werde, sei man auch die nächsten 20 Jahre noch am Diskutiere­n. „Wollen wir warten, bis der ganze Käse runterruts­cht?“, fragte er in die Runde. Auch Richard Möst war dafür, die Chance nun zu ergreifen. Es befremde ihn, so Möst, dass im Gemeindera­t immer wieder ein Vorteil gegenüber der Diözese gesucht werde. Dabei sei die Kirche „immer ein verlässlic­her Partner“.

Gegen die Stimme von Thomas Beitlich befürworte­ten die Räte letztlich den Abschluss einer Vereinbaru­ng zwischen Kirchensti­ftung und Gemeinde, die unter anderem die Finanzieru­ng des Projekts regelt. Für den Markt wurde eine maximale Kostenbete­iligung von 230000 Euro netto festgesetz­t. Außerdem soll mit in den Vertrag aufgenomme­n werden, dass die Gemeinde bei einer möglichen Sanierung der St.-Martin-Kirche keinen Zuschuss mehr gewähren wird – aufgrund der hohen Kosten, die für die Hangsicher­ung anfallen werden. Die Kirchensti­ftung soll außerdem die Kosten für die Beleuchtun­g der Treppe übernehmen, die bislang bei der Gemeinde liegen.

Die Umsetzung des Projekts steht und fällt nun mit dem Eler-Zuschuss, der jetzt beantragt wird. Wird dieser nicht gewährt, ist auch die beschlosse­ne Vereinbaru­ng hinfällig. Die Absicherun­g des Hangs könnte sich dann weiter verzögern.

 ?? Skizze: Büro Schegk ?? Ein freier Blick zur Kirche, Stützmauer­n aus Stein: So soll die Fläche rund um die Her renstetter Kirche einmal aussehen. Die Hangsicher­ung könnte ein komplexes Vorha ben werden. Das Gelände ist als Bodendenkm­al eingestuft.
Skizze: Büro Schegk Ein freier Blick zur Kirche, Stützmauer­n aus Stein: So soll die Fläche rund um die Her renstetter Kirche einmal aussehen. Die Hangsicher­ung könnte ein komplexes Vorha ben werden. Das Gelände ist als Bodendenkm­al eingestuft.

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