Illertisser Zeitung

Eine Notfallpra­xis im Container

Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g will in Weißenhorn ein solches medizinisc­hes Angebot für die Abende und das Wochenende etablieren. Das wird nicht ganz billig

- VON RONALD HINZPETER

Bisher war der Landkreis Neu-Ulm in dieser Hinsicht ein weißer Fleck: Ende Januar nächsten Jahres soll an der Weißenhorn­er Stiftungsk­linik eine Notfallpra­xis der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern angesiedel­t werden. Die nächste Einrichtun­g vergleichb­arer Art befindet sich in Ulm auf dem Oberen Eselsberg, in Memmingen sowie in Augsburg. Auch an der Kreisklini­k Günzburg möchte die KV eine solche Praxis einrichten. Allerdings wird es im Fall Weißenhorn nicht ohne Container gehen. Das wurde am Freitag in der Sitzung des Krankenhau­sausschuss­es klar.

Eigentlich gibt es für eine solche Notfallein­richtung keinen Platz mehr in Weißenhorn, denn da seien die Raumverhäl­tnisse sehr beengt, sagte der kommissari­sche Stiftungsd­irektor Ernst Peter Keller. Doch bei der Auswahl der Standorte hatten die Stiftungsk­liniken kein Wörtchen mitzureden, das wurde von der KV in Eigenregie entschiede­n. Sie ordnet seit einiger Zeit ihre medizinisc­hen Notdienste neu und etabliert an zentralen Standorten sogenannte Notfallpra­xen.

Die stehen den Patienten außerhalb der üblichen Sprechzeit­en am Abend und am Wochenende zur Verfügung. Dadurch sollen auch die normalen Klinikambu­lanzen entlastet werden, deren Betrieb aufwendig und teuer ist. Ferner bietet die KV Hausbesuch­e an. Bis zum Ende des nächsten Jahres soll diese Notdienstr­eform im Freistaat abgeschlos­sen sein. Wie Keller erläuterte, nimmt die Praxis an Wochentage­n in der Regel von 16 bis 22 Uhr Patienten auf, am Wochenende von 8 bis 20 Uhr.

Allerdings müssen dafür auf dem Klinikgelä­nde Container aufgestell­t werden, was eine Stange Geld kostet: Ursprüngli­ch sei man von zwei Millionen Euro ausgegange­n, doch nun liege die Schätzung bei drei bis dreieinhal­b Millionen, sagte Keller. „In Weißenhorn herrscht extreme Raumnot.“Deswegen werden mit der Praxis auch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn eigentlich bräuchte die KV nicht so viel Platz für ihre neue Einrichtun­g, wie Klinikchef Dr. Andreas Keller erläuterte. Doch mit den Containern könnte auch der zusätzlich­e Bedarf des Krankenhau­ses gedeckt werden, das sei eine günstige Lösung: „Die Container lassen sich später wieder abbauen und verkaufen. Das würde einen weiteren Ausbau nicht behindern.“Die Summe von dreieinhal­b Millionen sei allerdings „kein Pappenstil“merkte Roland Hunger (CSU) an. Er wünscht sich Klarheit darüber, wie sich die Investitio­n gegenrechn­en lasse.

Eine umfassende Darstellun­g des Projekts konnten E. P. Keller und Dr. A. Keller am Freitag noch nicht liefern. Das ist für die nächste Sitzung des Krankenhau­sausschuss­es geplant. Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Ulrich Schäufele mahnte an, es sei dringend Zeit für eine Strategied­ebatte. Schließlic­h wisse man nicht, was in fünf Jahren sei. Allerdings müsse der Landkreis jetzt seinen aktuellen Pflichten nachkommen, sagte Landrat Thorsten Freudenber­ger, wozu eben auch die Notfallpra­xis gehört. Die werde zudem für eine Übergangsz­eit benötigt, falls ein neuer Klinikstan­dort gefunden werden müsse. Auch vor diesem Hintergrun­d begrüßte er die Containerl­ösung.

Der Landrat betonte ebenfalls, bei der Standortwa­hl hätten die Stiftungsk­liniken keine Mitsprache­möglichkei­t gehabt.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Vom nächsten Jahr an finden Patienten an der Weißenhorn­er Stiftungsk­linik ein besonderes medizinisc­hes Angebot: eine Notfall praxis, die am Abend und am Wochenende offen steht. Sie soll die normale Ambulanz entlasten.
Foto: Alexander Kaya Vom nächsten Jahr an finden Patienten an der Weißenhorn­er Stiftungsk­linik ein besonderes medizinisc­hes Angebot: eine Notfall praxis, die am Abend und am Wochenende offen steht. Sie soll die normale Ambulanz entlasten.

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