Eine Notfallpraxis im Container
Die Kassenärztliche Vereinigung will in Weißenhorn ein solches medizinisches Angebot für die Abende und das Wochenende etablieren. Das wird nicht ganz billig
Bisher war der Landkreis Neu-Ulm in dieser Hinsicht ein weißer Fleck: Ende Januar nächsten Jahres soll an der Weißenhorner Stiftungsklinik eine Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern angesiedelt werden. Die nächste Einrichtung vergleichbarer Art befindet sich in Ulm auf dem Oberen Eselsberg, in Memmingen sowie in Augsburg. Auch an der Kreisklinik Günzburg möchte die KV eine solche Praxis einrichten. Allerdings wird es im Fall Weißenhorn nicht ohne Container gehen. Das wurde am Freitag in der Sitzung des Krankenhausausschusses klar.
Eigentlich gibt es für eine solche Notfalleinrichtung keinen Platz mehr in Weißenhorn, denn da seien die Raumverhältnisse sehr beengt, sagte der kommissarische Stiftungsdirektor Ernst Peter Keller. Doch bei der Auswahl der Standorte hatten die Stiftungskliniken kein Wörtchen mitzureden, das wurde von der KV in Eigenregie entschieden. Sie ordnet seit einiger Zeit ihre medizinischen Notdienste neu und etabliert an zentralen Standorten sogenannte Notfallpraxen.
Die stehen den Patienten außerhalb der üblichen Sprechzeiten am Abend und am Wochenende zur Verfügung. Dadurch sollen auch die normalen Klinikambulanzen entlastet werden, deren Betrieb aufwendig und teuer ist. Ferner bietet die KV Hausbesuche an. Bis zum Ende des nächsten Jahres soll diese Notdienstreform im Freistaat abgeschlossen sein. Wie Keller erläuterte, nimmt die Praxis an Wochentagen in der Regel von 16 bis 22 Uhr Patienten auf, am Wochenende von 8 bis 20 Uhr.
Allerdings müssen dafür auf dem Klinikgelände Container aufgestellt werden, was eine Stange Geld kostet: Ursprünglich sei man von zwei Millionen Euro ausgegangen, doch nun liege die Schätzung bei drei bis dreieinhalb Millionen, sagte Keller. „In Weißenhorn herrscht extreme Raumnot.“Deswegen werden mit der Praxis auch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn eigentlich bräuchte die KV nicht so viel Platz für ihre neue Einrichtung, wie Klinikchef Dr. Andreas Keller erläuterte. Doch mit den Containern könnte auch der zusätzliche Bedarf des Krankenhauses gedeckt werden, das sei eine günstige Lösung: „Die Container lassen sich später wieder abbauen und verkaufen. Das würde einen weiteren Ausbau nicht behindern.“Die Summe von dreieinhalb Millionen sei allerdings „kein Pappenstil“merkte Roland Hunger (CSU) an. Er wünscht sich Klarheit darüber, wie sich die Investition gegenrechnen lasse.
Eine umfassende Darstellung des Projekts konnten E. P. Keller und Dr. A. Keller am Freitag noch nicht liefern. Das ist für die nächste Sitzung des Krankenhausausschusses geplant. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Schäufele mahnte an, es sei dringend Zeit für eine Strategiedebatte. Schließlich wisse man nicht, was in fünf Jahren sei. Allerdings müsse der Landkreis jetzt seinen aktuellen Pflichten nachkommen, sagte Landrat Thorsten Freudenberger, wozu eben auch die Notfallpraxis gehört. Die werde zudem für eine Übergangszeit benötigt, falls ein neuer Klinikstandort gefunden werden müsse. Auch vor diesem Hintergrund begrüßte er die Containerlösung.
Der Landrat betonte ebenfalls, bei der Standortwahl hätten die Stiftungskliniken keine Mitsprachemöglichkeit gehabt.