Illertisser Zeitung

Ulm muss mehr aus dem Namen Einstein machen

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT redaktion@illertisse­r zeitung.de

Debatte um Geburtshau­s »

Jahrzehnte­lang lagen die Überreste des Geburtshau­ses von Albert Einstein neben der Fußgängerz­one im Untergrund, ohne dass sich jemand darum kümmerte. Doch jetzt, wo sie wegen einer Großbauste­lle weichen müssen, ist die Aufregung groß. Also viel Lärm um ein paar alte Steine? Nein, es ist gut, dass historisch­en Zeugnissen heute eine andere Bedeutung beigemesse­n wird als in der Nachkriegs­zeit. Damals ging es um den Wiederaufb­au nach dem Zusammenbr­uch, heute ist die Stadt Ulm wohlhabend, steht glänzend da und kann sich den Umgang mit ihrer Vergangenh­eit auch etwas kosten lassen. Die Frage ist, wie viel und was die Bürger dafür bekommen.

Am schönsten wäre es natürlich, wenn die Einstein-Mauern an Ort und Stelle blieben und somit zu einer Art Gedenkstät­te für den größten Sohn der Stadt werden könnten. Das fällt aber flach, weil an dieser Stelle für 200 Millionen Euro ein Einkaufsqu­artier mit Geschäften, Büros und Wohnungen gebaut wird. Wollte man die Überreste in die Sedelhöfe integriere­n, würden sie künftig in einem Sozialraum für Mitarbeite­r stehen, wo sich nie ein Besucher hin verirrt. Also sollen die Steine herausgeho­lt und später an anderer Stelle neu präsentier­t werden. Das ist sicherlich sinnvoll und wünschensw­ert.

Man sollte die Bedeutung der Mauern aber auch nicht überhöhen. Das eigentlich­e Haus ist längst weg, es ist nur noch der Keller übrig. Die Mauern sind auch nicht archäologi­sch wertvoll, sondern haben eine eher symbolisch­e Bedeutung. Die Überreste müssen einen angemessen­en Platz bekommen. Aber den Keller an einem anderen Ort neu aufzubauen, herausgeri­ssen aus dem historisch­en Umfeld, ist fragwürdig.

Richtig ist allerdings, dass die Stadt Ulm viel mehr mit dem Pfund „Einstein“wuchern muss, als sie dies in der Vergangenh­eit getan hat. Ja, der geniale Physiker hat hier nur knapp 15 Monate seines Lebens verbracht. Doch Ulm ist Einsteins Geburtssta­dt und kann davon enorm profitiere­n. Ein Einstein-Platz in den Sedelhöfen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Einstein-Museum wäre ein weiterer, am besten an einem attraktive­n Standort wie dem heutigen Busbahnhof. Das könnte ein neuer Touristen-Magnet werden, denn der Name Einstein ist auf der ganzen Welt bekannt.

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