Hilfe für junge Menschen in Kenia
Der Verein Projekt Schwarz-Weiß unterstützt Kinder in Not in Afrika und versucht, Erwachsene von der Flucht nach Europa abzuhalten. Welche Projekte heuer anstehen
Mit einem Urlaub in Afrika hat alles angefangen. 1996 reiste die Familie Dürr aus dem Roggenburger Ortsteil Ingstetten an die Südküste Kenias. Bei einer Fahrt mit dem Auto durch das Hinterland haben die Urlauber gemerkt: In dem ostafrikanischen Land geht es noch anders zu als in Deutschland. Rückstände in der Entwicklung, große Armut, eine militärisch geprägte, strenge Ordnung an Schulen – für Familie Dürr stand fest: Sie muss vor allem den Kindern dort helfen. Inzwischen blickt der Verein „Projekt Schwarz-Weiß“, den die Familie zu diesem Zweck ein Jahr später gründete, auf sein 20-jähriges Bestehen zurück.
Im Laufe der Jahre ist in Msambweni an der Südküste Kenias ein Kinderdorf mit Waisenhaus, Kindergarten und Schule sowie eine Klinik und mehrere Betriebe entstanden. „Bis heute haben wir 60 Kinder aufgenommen“, sagt Marcel Dürr. „Und zu Jahresbeginn hat die Klinik einen 24-Stunden-Betrieb eingerichtet. Die ersten Geburten haben wir schon hinter uns.“
Marcel Dürrs Eltern Gudrun und Edmund Dürr leben seit 1999 in Kenia, seine Schwester Denise hat 2014 ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlagert. Dürr, 35, sei einmal im Jahr in Afrika. Er ist im Büro des Vereins in Roggenburg tätig, dort sammelt er auch Hilfsgüter, die er im Container gen Süden schickt.
Unter dem Dach der Stiftung Nice View, die vom Projekt Schwarz-Weiß finanziert wird, ist nach Angaben von Dürr inzwischen einer der größten Arbeitgeber an der Südküste Kenias mit ungefähr 80 Mitarbeitern entstanden. Neben der Schule, dem Kindergarten und der Klinik gehören dazu unter anderem eine Schreinerei, eine Werkstatt, eine Farm, eine Schneiderei und ein Bücherladen. „Wir haben alles selbst gebaut“, betont Dürr. Mit dieser Infrastruktur biete man den jungen Menschen eine Perspektive. Der erhoffte Effekt: eine Stabilisierung der Region. Die Menschen sollen merken, dass sie bleiben können und nicht aus dem Land fliehen müssen. So will der Verein dazu beitragen, den Flüchtlingsstrom nach Europa einzudämmen.
Schwerpunkte des Vereins in diesem Jahr sind der Bau eines weiteren Schulgebäudes mit Musikzimmer und klimatisiertem Informatikbereich. „Elektrische Geräte gehen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sonst schnell kaputt“, erzählt Dürr. Überhaupt sei die Energieversorgung nach wie vor ein Problem: „In der Woche fällt drei- bis viermal der Strom aus.“Um diese Schwankungen im Stromnetz kompensieren zu können, soll eine Fotovoltaikanlage installiert werden. Für diese Vorhaben sucht der Verein derzeit noch Sponsoren. Hinzu kommt: „Wir haben so viel Infrastruktur geschaffen. Jetzt kommt die Aufgabe, das zu erhalten.“
Der Schatzmeister des Vereins lädt jeden, der sich für die Arbeit der Stiftung in Kenia interessiert, dazu ein, sich vor Ort ein Bild davon zu machen. „Wir suchen auch Kontakte zu Ärzten, die in der Region tätig werden möchten“, sagt Dürr. Für deutsche Mediziner sei es relativ einfach, ein Visum für Kenia zu bekommen. Natürlich kann man die Arbeit des Vereins auch über eine Patenschaft von Deutschland aus unterstützen.
Der gemeinnützig anerkann te Verein hat folgende Adresse: Projekt Schwarz Weiß e.V., Forststraße 9, 89297 Roggenburg. Nähere Informationen gibt es telefonisch unter 07300/919009 oder 0172/8762666 sowie im Internet unter www.kenia hilfe.com.