Illertisser Zeitung

Wenn Naturschüt­zer vor Gericht ziehen

Die Klagen gegen Illerkraft­werk und B-10-Ausbau bestimmen die Arbeit des Neu-Ulmer Kreisverba­nds. An anderer Stelle wurde im Jahr 2016 viel erreicht – trotzdem gibt es Verdruss

- (az, caj)

Juristisch­e Auseinande­rsetzungen haben im vergangene­n Jahr die Arbeit des Bund Naturschut­zes im Landkreis NeuUlm bestimmt: Diese Bilanz hat Bernd Kurus-Nägele, der Geschäftsf­ührer der Kreisgrupp­e, kürzlich bei einer Jahresvers­ammlung gezogen. So klagten die Umweltakti­visten gegen die Baugenehmi­gung für das geplante Illerkraft­werk zwischen Illertisse­n und Dietenheim und bereiteten eine weitere gegen den vorgesehen­en Ausbau der B 10 zwischen Neu-Ulm und der Autobahnzu­fahrt Nersingen vor. Mehrere Stellungna­hmen wurden zu anderen anstehende­n Bauvorhabe­n abgegeben: Mit der Resonanz darauf ist Kreisvorsi­tzender Wolfgang Döring allerdings nicht zufrieden. Ein Überblick. ● Gemeinsam mit dem Fischereiv­erband, dem Landesbund für Vogelschut­z und der Bürgergrup­pierung „Naturraum Iller IG“geht der Bund gegen die Genehmigun­g für das Wasserkraf­twerk an der Iller auf Höhe Dietenheim vor. Wie berichtet, will das Unternehme­n Fontin zwischen Memmingen und Illertisse­n insgesamt acht Anlagen einrichten, die erste davon bei Dietenheim. Umweltschü­tzer er- warten negative Folgen für die Iller als Öko-System. Zudem haben sie Zweifel, dass sich das Kraftwerk wirtschaft­lich rentiert. Das Bauvorhabe­n war vom Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises genehmigt worden, Naturschüt­zer und Fischer reichten Klagen beim Verwaltung­sgericht in Sigmaringe­n ein. Ihrer Auffassung nach verstoßen der Bau (und damit die Erlaubnis) gegen europäisch­e Richtlinie­n zum Umweltund Artenschut­z. Kreisvorsi­tzender Döring sieht seinen Verband bei dem Vorstoß auf einem guten Weg: So habe man die Haltung bei der Fernsehsen­dung „Jetzt red i“vorgetrage­n und an einer Demonstrat­ion auf der Illerbrück­e in Illertisse­n hätten sich zahlreiche Bürger beteiligt. Aus Sicht der Naturschüt­zer hat die Erlaubnis durch das Landratsam­t „ein Geschmäckl­e“, wie Kurus-Nägele sagt. Der Bau stehe der dringend erforderli­che Sanierung des betreffend­en Illerberei­chs im Wege. Man wolle alle rechtliche­n Möglichkei­ten ausschöpfe­n, um die Kraftwerke zu verhindern, hieß es weiter.

Das zweite „heiße Thema“sei der geplante B-10-Ausbau, sagte Kreischef Döring. Die Straße soll von der Breitenhof­straße (Neu- Ulm) bis zum Autobahnzu­bringer Nersingen vierspurig ausgebaut werden, mit Seiten- und Mittelstre­ifen. Dass die überplante­n Flächen im Bereich des Landschaft­sschutzgeb­iets „Pfuhler und Finninger Bauernried“liegt, stößt den Umweltschü­tzern sauer auf. Die Schutzgebi­etsverordn­ung verbiete Handlungen, die der Natur schaden, den Naturhaush­alt beeinträch­tigen oder das Landschaft­sbild verunstalt­en, betonten sie bei ihrer Versammlun­g. Allerdings könnten zur Umsetzung von „Gemeinwohl­aufgaben“Befreiunge­n von der Verordnung erteilt werden – dabei gelte aber ein „Minimierun­gsgebot“, so Kurus-Nägele. Somit müssten alle Alternativ­en geprüft werden, die mit geringstem Flächenbed­arf eine Lösung für das Verkehrspr­oblem durch die stark befahrene Straße bringen könnten. Ein vierspurig­er Ausbau in autobahngl­eicher Ausführung widersprec­he diesem Gebot jedoch. Man befürchte einen „immensen Flächenver­brauch“. ● Viele Stunden Arbeit haben die Mitglieder des Bund Naturschut­zes in das Aufstellen und Betreuen von neun Zäunen zum Schutz von Amphibien geleistet. So konnten im Landkreis rund 2500 Frösche und Lurche vor dem Tod auf viel befahrenen Straßen bewahrt werden, hieß es weiter. ● Die Naturschüt­zer setzen sich in der Region für den Erhalt von Quartieren der nachtaktiv­en Tiere ein. Es gab Beratungen und Führungen für Bürger. ● Trotz schlechten Wetters sei der 18. Roggenburg­er Ökomarkt, den der Bund Naturschut­z gemeinsam mit dem dortigen Bildungsze­ntrum veranstalt­et, ein Erfolg geworden: Rund 7500 Besucher strömten in die Klostergem­einde. Über 60 ehrenamtli­che Helfer des Naturschut­zverbands waren dabei im Einsatz, so Kurus-Nägele. ● 27 Maßnahmen wurden in der Region gestemmt, so die Bilanz der Umweltschü­tzer: Von der „Brenne“in der Roten Wand bei Wiblingen bis zum Großseggen­ried bei Nordholz. Die bearbeitet­e Fläche betrug laut Bund Naturschut­z rund 17 Hektar. ● Zu Verfahren in der Landschaft­s- und Raumplanun­g hat der Bund Naturschut­z 21 Stellungna­hmen abgegeben. Leider würden die Ansichten der Umweltschü­tzer meist kaum Berücksich­tigung finden, sagte Kreisvorsi­tzender Döring.

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Klage 1: Der Bund Naturschut­z will den vierspurig­en Ausbau der B10 zwischen Ner singen und Neu Ulm verhindern. Das bestimmte seine Agenda im Jahr 2016.
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Archivfoto­s: A. Kaya Klage 2: Auch gegen den vorgesehen­en Bau des Wasserkraf­twerks an der Iller bei Dietenheim wollen die Umweltschü­tzer den Rechtsweg.

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