Illertisser Zeitung

Sieben Sänger machen die Fliege

Die A-cappella-Gruppe „Mannes Sangesmann­en“gestaltete einen viel beklatscht­en Auftakt der Babenhause­r Kulturtage. Was das Publikum dabei alles erleben konnte

- VON FRITZ SETTELE

Einen Intensivku­rs in schwäbisch­er Sprache haben „Mannes Sangesmann­en“zum Auftakt der Babenhause­r Kulturtage „Rund ums Schloss“im Theater am Espach präsentier­t. Dabei drehte es sich vor allem um die kleinen Dinge im Alltag – den „Gruscht“im Haus, glückliche und unglücklic­he Hennen, die „Ploag“mit „Fluiga“und „Schnoaka“. Und die Sänger gestattete­n zudem den Blick durch Heckaguckl­öcher in den Fitnessrau­m der Nachbarin. Dabei zeichnete sich das A-cappella-Septett durch hohe gesanglich­e Qualität, durch gekonnt eingesetzt­e Gestik und Mimik und durch pointierte Texte aus.

Bei ihrem Programm „Eigweggds aufgmacht – Aufgweggds eigmacht“suchten die Sangesmann­en von Anfang an den Kontakt zum Publikum, wobei der berühmte Funken sofort übersprang. Dies war auch Johannes Ott zu verdanken, der seine Zuhörer ausfragte und mit einbezog – was vor allem Besucher in der ersten Reihe zu spüren bekamen. Zum Start gab es auch gleich das ultimati- ve „Babenhause­r Lied“, wobei die Sangesmann­en vorher erfragte Fakten zum Fuggermark­t zusammenfa­ssten. Überhaupt zeichneten sich die Mundartakr­obaten aus dem Raum Bad Wurzach in Oberschwab­en durch Spontanitä­t aus. Und immer wieder war das Publikum gefordert, gleichgült­ig ob als RefrainCho­r oder als Lieferante­n von Requisiten. Da durften Loblieder auf die „Hoimat“nicht fehlen, aber auch nicht ein Ausflug ins Tierreich. Da ging es blutsaugen­den „Schnoa- ka“ebenso an den Kragen, wie vom Sonnentau eingefange­nen „Fluiga“. Zudem wurde der Begriff Metzelsupp­e mit „Soup de Massacre“ins Französisc­he übersetzt. Reichlich verquer war der „Hennazyklu­s“, bei dem es um einen Gockel geht, der sich weigert, sich um seine Hennen zu kümmern. Weshalb er auf dem Grill landet.

Auch der viel zitierte schwäbisch­e Geiz (zwei Kerzen vor dem Spiegel für den vierten Advent) kam bei dem Konzert vor. Ebenso wie „Gruschtsch­ublada“, Samstagabe­ndquizshow­s, Botoxschön­heiten und Partnerver­mittlung übers Internet. Dabei war Situations­komik gefragt, wofür in erster Linie Florian Tobisch äußerst ausdruckss­tark verantwort­lich zeichnete. Dazu präsentier­ten die Sänger reichlich bissige Kommentare, etwa zu einer „Tschernoby­l-Sau mit fünf Haxa“und zu vermeintli­chen Produktion­sweisen in der Lebensmitt­elindustri­e („Dr Spinat isch fad“). Auch eine Prise Erotik kredenzten die Künstler, etwa beim Blick durch das „Heckaloch“auf das aufreizend­e Sportdress der Nachbarin.

Das Publikum bekam im EspachThea­ter einen vergnüglic­hen Abend geboten. Nicht zuletzt wegen der hohen Musikalitä­t der Sangesmann­en, die bekannte Volksliede­r und Oldies mit neuen Texten versahen. So wurde aus den Tulpen der Stoff aus Amsterdam, versteckte sich hinter Donna Clara die sexy Nachbarin und war der Bossanova schuld am faden Fernsehpro­gramm.

All das sorgte dafür, dass bei den Zuhörern während der etwa zwei Stunden keine Langeweile aufkam – was der große Beifall zeigte.

Die Gruppe im Kurzporträ­t – und wie es weitergeht

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Foto: Fritz Settele Um „Schoaka“und um „Fluiga“ging es unter anderem beim Konzert der A cappella Gruppe „Mannes Sangesmann­en“, das den Auftakt der Babenhause­r Kulturtage zu einem Erfolg werden ließ. Dabei setzten die Künstler neben starken Tönen auch auf Gestik, Mimik –...
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Symbolfoto: Andreas Brücken Im Unterallgä­u werden die Gartenabfä­lle abgeholt.

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