Sieben Sänger machen die Fliege
Die A-cappella-Gruppe „Mannes Sangesmannen“gestaltete einen viel beklatschten Auftakt der Babenhauser Kulturtage. Was das Publikum dabei alles erleben konnte
Einen Intensivkurs in schwäbischer Sprache haben „Mannes Sangesmannen“zum Auftakt der Babenhauser Kulturtage „Rund ums Schloss“im Theater am Espach präsentiert. Dabei drehte es sich vor allem um die kleinen Dinge im Alltag – den „Gruscht“im Haus, glückliche und unglückliche Hennen, die „Ploag“mit „Fluiga“und „Schnoaka“. Und die Sänger gestatteten zudem den Blick durch Heckagucklöcher in den Fitnessraum der Nachbarin. Dabei zeichnete sich das A-cappella-Septett durch hohe gesangliche Qualität, durch gekonnt eingesetzte Gestik und Mimik und durch pointierte Texte aus.
Bei ihrem Programm „Eigweggds aufgmacht – Aufgweggds eigmacht“suchten die Sangesmannen von Anfang an den Kontakt zum Publikum, wobei der berühmte Funken sofort übersprang. Dies war auch Johannes Ott zu verdanken, der seine Zuhörer ausfragte und mit einbezog – was vor allem Besucher in der ersten Reihe zu spüren bekamen. Zum Start gab es auch gleich das ultimati- ve „Babenhauser Lied“, wobei die Sangesmannen vorher erfragte Fakten zum Fuggermarkt zusammenfassten. Überhaupt zeichneten sich die Mundartakrobaten aus dem Raum Bad Wurzach in Oberschwaben durch Spontanität aus. Und immer wieder war das Publikum gefordert, gleichgültig ob als RefrainChor oder als Lieferanten von Requisiten. Da durften Loblieder auf die „Hoimat“nicht fehlen, aber auch nicht ein Ausflug ins Tierreich. Da ging es blutsaugenden „Schnoa- ka“ebenso an den Kragen, wie vom Sonnentau eingefangenen „Fluiga“. Zudem wurde der Begriff Metzelsuppe mit „Soup de Massacre“ins Französische übersetzt. Reichlich verquer war der „Hennazyklus“, bei dem es um einen Gockel geht, der sich weigert, sich um seine Hennen zu kümmern. Weshalb er auf dem Grill landet.
Auch der viel zitierte schwäbische Geiz (zwei Kerzen vor dem Spiegel für den vierten Advent) kam bei dem Konzert vor. Ebenso wie „Gruschtschublada“, Samstagabendquizshows, Botoxschönheiten und Partnervermittlung übers Internet. Dabei war Situationskomik gefragt, wofür in erster Linie Florian Tobisch äußerst ausdrucksstark verantwortlich zeichnete. Dazu präsentierten die Sänger reichlich bissige Kommentare, etwa zu einer „Tschernobyl-Sau mit fünf Haxa“und zu vermeintlichen Produktionsweisen in der Lebensmittelindustrie („Dr Spinat isch fad“). Auch eine Prise Erotik kredenzten die Künstler, etwa beim Blick durch das „Heckaloch“auf das aufreizende Sportdress der Nachbarin.
Das Publikum bekam im EspachTheater einen vergnüglichen Abend geboten. Nicht zuletzt wegen der hohen Musikalität der Sangesmannen, die bekannte Volkslieder und Oldies mit neuen Texten versahen. So wurde aus den Tulpen der Stoff aus Amsterdam, versteckte sich hinter Donna Clara die sexy Nachbarin und war der Bossanova schuld am faden Fernsehprogramm.
All das sorgte dafür, dass bei den Zuhörern während der etwa zwei Stunden keine Langeweile aufkam – was der große Beifall zeigte.
Die Gruppe im Kurzporträt – und wie es weitergeht