Illertisser Zeitung

Kinderporn­os auf dem Handy

Ein heute 58-Jähriger lud die verbotenen Bilder und Videos auf sein Telefon. Mithilfe des FBI wurde er überführt

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Immer wieder lud ein Mann aus dem südlichen Landkreis Neu-Ulm kinderporn­ografische Inhalte aus dem Netz herunter. Am Ende waren es 12 Bilder und 20 Videos, die zusammenge­rechnet eine Spielzeit von rund zwei Stunden haben. Dafür musste er sich am Dienstag vor dem Amtsgerich­t Neu-Ulm verantwort­en.

Um an die verbotenen Filme und Fotos heranzukom­men, meldete sich der Angeklagte auch bei einer Internetse­ite an. Was er dabei nicht ahnte: Diese Seite war längst ins Visier des FBI geraten. Im Februar 2015 nahm die zentrale Sicherheit­sbehörde der Vereinigte­n Staaten den Administra­tor der Seite fest, also denjenigen, der für diese Internetse­ite verantwort­lich ist. Danach betrieben die Ermittler das Forum noch einige Zeit selbst weiter und leiteten Ermittlung­en gegen die angemeldet­en Nutzer der Seite ein.

In Deutschlan­d ermittelte das Bundeskrim­inalamt in Zusammenar­beit mit dem FBI und Europol. Schließlic­h ordnete die Generalsta­atsanwalts­chaft auch eine Hausdurchs­uchung bei dem Angeklagte­n an.

Bei der Durchsuchu­ng wurden sämtliche digitalen Datenträge­r des Mannes beschlagna­hmt. Die Fotos und Filme auf dem Smartphone des heute 58-Jährigen zeigen Kinder, zum Teil sogar Kleinkinde­r, in eindeutige­n sexuellen Handlungen. Bei der Beweisaufn­ahme während der Verhandlun­g verzichtet­e Richterin Gabriele Buck darauf, die Videos und Bilder im Einzelnen zu zeigen. Belastende­s Detail: Der Mann ist bereits vorbestraf­t. 2010 wurde er schon einmal wegen des Besitzes von Kinderporn­os verurteilt.

Während der Gerichtsve­rhandlung zeigte sich der Angeklagte von Beginn an geständig und reumütig. Einen Anwalt hatte er nicht dabei. Mit den Vorwürfen konfrontie­rt sagte er: „Ich fühle mich total schmutzig.“Seine Frau habe ihm vorgeworfe­n, „dumm und krank“zu sein, als die Polizei zur Durchsuchu­ng in ihr Haus kam. Vor Gericht sagte der Angeklagte, er habe sich dann dazu entschloss­en, noch einmal profession­elle Hilfe zu suchen. Denn schon nachdem er das erste Mal verurteilt worden war, war der Angeklagte in psychiatri­scher Behandlung. „Das hat aber nichts gebracht, da drehte man sich immer nur im Kreis“, sagte der 58-Jährige. Bei seiner aktuellen Therapie sei das anders, versichert­e der Angeklagte vor Gericht. Die bringe wirklich etwas.

Die Staatsanwa­ltschaft forderte schließlic­h ein Jahr Haft. Der Angeklagte bat die Richterin, ein letztes Mal „Gnade vor Recht ergehen“zu lassen. Es tue ihm Leid und er wolle alles tun, dass es nicht noch einmal soweit kommt. Wenn er jetzt ins Gefängnis müsse, wisse er nicht, wie es weitergehe­n solle. Er würde vielleicht seine Frau verlieren, die bisher immer zu ihm gehalten habe. „Das kann ich ihr gar nicht hoch genug anrechnen“, sagte der Angeklagte. Außerdem pflege er seine Mutter zu Hause.

Am Ende verurteilt­e Richterin Gabriele Buck den Angeklagte­n zu einer Freiheitss­trafe von einem Jahr – auf Bewährung. Zusätzlich verhängte sie eine Geldstrafe von insgesamt 6000 Euro, zu zahlen an den Kinderschu­tzbund Ulm/Neu-Ulm. In ihrer Urteilsbeg­ründung machte die Richterin deutlich, wie knapp der Mann dem Gefängnis entgangen ist. Bei der geringsten Übertretun­g der Bewährungs­auflagen werde er jedoch eingesperr­t. An den Angeklagte­n gewandt sagte sie: „Durch Täter wie Sie kommt es dazu, dass Kinder für solche Aufnahmen missbrauch­t werden.“Und für die sei das das Demütigend­ste, das es gebe.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Ein 58 jähriger Mann aus dem südlichen Landkreis Neu Ulm musste sich gestern vor dem Amtsgerich­t verantwort­en.

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