Jetzt prangert auch ein Stadtrat den „Missstand“am Schrankenweg an
Die Halbschranken bieten nach Ansicht von Volker Barth zu wenig Sicherheit. Die Stadtverwaltung pflichtet ihm zwar prinzipiell bei, erklärt sich aber für nicht zuständig
Zuerst das Klingelzeichen, die Ampeln schalten auf Gelb, kurz danach auf Rot. Die Halbschranken senken sich, und nach geschätzten zehn Sekunden hört man das Geräusch eines herannahenden Regionalzuges. Der rauscht aus Bellenberg kommend mit einigem Tempo vorbei Richtung Vöhringer Bahnhof. Keine Ausnahmesituation, sondern Alltag am Bahnübergang Schrankenweg. Halbschranken bieten zu wenig Sicherheit, sagt Volker Barth (SPD), ein Missstand, der behoben werden muss. Das hat er in der jüngsten Stadtratssitzung gefordert.
Neu ist das Thema nicht. Bereits im November letzten Jahres hatte Erich Scheithauer aus Senden auf den Zustand am Bahnübergang Schrankenweg hingewiesen
In einem Schreiben an das Eisenbahn-Bundesamt hatte er auf die potenzielle Gefahr in diesem Bereich aufmerksam gemacht. Durch das neue Wohngebiet Vöhringen Ost III sind zahlreiche neue Häuser entstanden, Familien mit Kindern eingezogen, die dann – sofern sie nicht von der Mama zur Schule ge- fahren werden – zu Fuß den Bahnübergang passieren. Halbschranken, so hatte Scheithauer argumentiert, seien in solch einem dicht besiedelten Gebiet nicht mehr angebracht. Vollschranken sind für ihn die richtige Lösung. Scheithauer damals wörtlich: „Bei einer miserablen Halbschranke in einem dicht besiedelten Wohngebiet ist die Sicherheit der Allgemeinheit gefährdet.“
Das sah der Pressesprecher der Deutschen Bahn bisher anders. „Halbschranken gelten als sicherste Technik. Sie signalisieren Stopp, nicht weiterfahren. Eine rote Ampel ist Signal und die Schranken schließen sich.“Eine Vollschranke berge das Risiko, dass wenn jemand doch trotz beginnender Schrankensen- kung noch schnell über die Gleise fahren will, dieser Pkw dann eingeschlossen ist. Eine Vollschranke muss laut Bahn überwacht werden. Das geht aber nur mit einem Schrankenwärter. Denn dann kann im Fall der Fälle, wenn also ein Autofahrer zwischen die Vollschranken geraten ist, der Zug per Rotsignal gestoppt werden. Die Schranken werden dann noch einmal geöffnet und der Fahrer kann die Gleisanlagen verlassen. Es gibt aber auch eine Technik, die das automatisch macht. Die heißt „Gleisfreimeldeanlage“.
Die Bahn argumentiert auch, es sei Aufgabe der Eltern, ihre Kinder dazu anzuhalten, nicht ohne zu schauen auf die Straße zu laufen. Das gelte auch für Bahnübergänge. Bei geschlossenen Halbschranken heiße es: „Stopp, stehen bleiben!“Handlungsbedarf sah die Bahn jedenfalls nicht.
Im November und jetzt im Stadtrat erklärte Bürgermeister Karl Janson, dass die Stadt in dieser Angelegenheit nicht zuständig sei. Das hatte zur Folge, dass Scheithauer die Verwaltung von Vöhringen ins Visier nahm und ihr vorwarf, sich „mit nicht zuständig“aus der Affäre zu ziehen. Ein Vorwurf, den die Stadt zurückwies. Inwieweit sich die Umrüstung von Halb- auf Vollschranken empfiehlt, liege ausschließlich in der Kompetenz der Verantwortlichen bei der Bahn. Die Stadt jedenfalls würde Vollschranken in jedem Fall begrüßen, weil sie die Sicherheit verbessern würden, hieß es damals. Und daran hat sich bis jetzt nichts geändert.
Bürgermeister Karl Janson sagte, als das Baugebiet in Planung war, sei geprüft worden, ob der Bahnübergang für das Mehr an Einwohnern tauglich sei. Von Fachleuten sei bestätigt worden, dieser Bahnübergang, der damals auf den neuesten Stand gebracht worden war, sei sicher.
Gleisfreimeldeanlage