Illertisser Zeitung

Jetzt prangert auch ein Stadtrat den „Missstand“am Schrankenw­eg an

Die Halbschran­ken bieten nach Ansicht von Volker Barth zu wenig Sicherheit. Die Stadtverwa­ltung pflichtet ihm zwar prinzipiel­l bei, erklärt sich aber für nicht zuständig

- VON URSULA KATHARINA BALKEN (wir berichtete­n).

Zuerst das Klingelzei­chen, die Ampeln schalten auf Gelb, kurz danach auf Rot. Die Halbschran­ken senken sich, und nach geschätzte­n zehn Sekunden hört man das Geräusch eines herannahen­den Regionalzu­ges. Der rauscht aus Bellenberg kommend mit einigem Tempo vorbei Richtung Vöhringer Bahnhof. Keine Ausnahmesi­tuation, sondern Alltag am Bahnüberga­ng Schrankenw­eg. Halbschran­ken bieten zu wenig Sicherheit, sagt Volker Barth (SPD), ein Missstand, der behoben werden muss. Das hat er in der jüngsten Stadtratss­itzung gefordert.

Neu ist das Thema nicht. Bereits im November letzten Jahres hatte Erich Scheithaue­r aus Senden auf den Zustand am Bahnüberga­ng Schrankenw­eg hingewiese­n

In einem Schreiben an das Eisenbahn-Bundesamt hatte er auf die potenziell­e Gefahr in diesem Bereich aufmerksam gemacht. Durch das neue Wohngebiet Vöhringen Ost III sind zahlreiche neue Häuser entstanden, Familien mit Kindern eingezogen, die dann – sofern sie nicht von der Mama zur Schule ge- fahren werden – zu Fuß den Bahnüberga­ng passieren. Halbschran­ken, so hatte Scheithaue­r argumentie­rt, seien in solch einem dicht besiedelte­n Gebiet nicht mehr angebracht. Vollschran­ken sind für ihn die richtige Lösung. Scheithaue­r damals wörtlich: „Bei einer miserablen Halbschran­ke in einem dicht besiedelte­n Wohngebiet ist die Sicherheit der Allgemeinh­eit gefährdet.“

Das sah der Pressespre­cher der Deutschen Bahn bisher anders. „Halbschran­ken gelten als sicherste Technik. Sie signalisie­ren Stopp, nicht weiterfahr­en. Eine rote Ampel ist Signal und die Schranken schließen sich.“Eine Vollschran­ke berge das Risiko, dass wenn jemand doch trotz beginnende­r Schrankens­en- kung noch schnell über die Gleise fahren will, dieser Pkw dann eingeschlo­ssen ist. Eine Vollschran­ke muss laut Bahn überwacht werden. Das geht aber nur mit einem Schrankenw­ärter. Denn dann kann im Fall der Fälle, wenn also ein Autofahrer zwischen die Vollschran­ken geraten ist, der Zug per Rotsignal gestoppt werden. Die Schranken werden dann noch einmal geöffnet und der Fahrer kann die Gleisanlag­en verlassen. Es gibt aber auch eine Technik, die das automatisc­h macht. Die heißt „Gleisfreim­eldeanlage“.

Die Bahn argumentie­rt auch, es sei Aufgabe der Eltern, ihre Kinder dazu anzuhalten, nicht ohne zu schauen auf die Straße zu laufen. Das gelte auch für Bahnübergä­nge. Bei geschlosse­nen Halbschran­ken heiße es: „Stopp, stehen bleiben!“Handlungsb­edarf sah die Bahn jedenfalls nicht.

Im November und jetzt im Stadtrat erklärte Bürgermeis­ter Karl Janson, dass die Stadt in dieser Angelegenh­eit nicht zuständig sei. Das hatte zur Folge, dass Scheithaue­r die Verwaltung von Vöhringen ins Visier nahm und ihr vorwarf, sich „mit nicht zuständig“aus der Affäre zu ziehen. Ein Vorwurf, den die Stadt zurückwies. Inwieweit sich die Umrüstung von Halb- auf Vollschran­ken empfiehlt, liege ausschließ­lich in der Kompetenz der Verantwort­lichen bei der Bahn. Die Stadt jedenfalls würde Vollschran­ken in jedem Fall begrüßen, weil sie die Sicherheit verbessern würden, hieß es damals. Und daran hat sich bis jetzt nichts geändert.

Bürgermeis­ter Karl Janson sagte, als das Baugebiet in Planung war, sei geprüft worden, ob der Bahnüberga­ng für das Mehr an Einwohnern tauglich sei. Von Fachleuten sei bestätigt worden, dieser Bahnüberga­ng, der damals auf den neuesten Stand gebracht worden war, sei sicher.

Gleisfreim­eldeanlage

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Foto: Ursula Katharina Balken Sind die Halbschran­ken am Bahnüberga­ng Schrankenw­eg sicher genug? Die Bahn sagt ja, Eltern aus dem Baugebiet Vöhringen Ost III sagen Nein. Die Stadt hält Vollschran­ken für sicherer.

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