Vom Weltall ins Fettnäpfchen
2012 sprang Felix Baumgartner aus dem All. Jetzt macht er vor allem mit fragwürdigen Aussagen Schlagzeilen. Nun liefert er sich mit einer Moderatorin eine Debatte um Sexismus
Der ehemalige Extremsportler Felix Baumgartner postet regelmäßig an seine 1,4 Millionen Facebook-Fans. Und es scheint, als würde er bisweilen auch nicht viel darüber nachdenken, was er da schreibt. An Ostern jedenfalls ließ sich Baumgartner dazu hinreißen, Corinna Milborn, die Nachrichten-Chefin des österreichischen Privatsenders
zu attackieren. Milborn hatte eine Werbung des österreichischen Traditions-Wäscheherstellers „Palmers“mit dem Titel „Unsere Osterhöschen“kritisiert. Die Darstellung erinnere sie an die Ästhetik, mit der Opfer auf Menschenhandels-Internetseiten dargestellt werden, sagte die Moderatorin.
Palmers hatte ein Bild auf Facebook gepostet. Es zeigt sechs junge Frauen, die nur mit knappen Unterhöschen bekleidet bäuchlings auf einem schmutzigen Teppich liegen. Der Unterwäschehersteller erntete dafür heftige Kritik, viele halten das Bild für sexistisch. Die Frauen würden „ausgehungert“und „wie Kinder“aussehen. Palmers werbe hier mit einer Ästhetik, die an Menschenhandel erinnere, schrieb Milborn dazu. Die TV-Moderatorin hatte ein Buch zum Thema Menschenhandel geschrieben.
Baumgartner griff Milborn auf Facebook scharf an – mit einem sexistischen Konter. Ihre Kritik an Palmers sei „bei der Figur auch kein Wunder“. „Ich finde die Mädels weltklasse und springe da gerne mal dazwischen rein, auch ohne Fallschirm!“Milborn lud Baumgartner daraufhin per Video auf Facebook in ihre Sendung „Pro & Contra“ein, um „über sein Frauenbild“zu diskutieren. „Sie haben doch sicher die Eier, sich der Diskussion zu stellen“, schrieb Milborn.
Baumgartner drehte den Spieß prompt um. Er könne den Wunsch zwar durchaus nachvollziehen, „mich durch eine Arena von vorgefertigten Einspielern und einer senderkonform selektierten Expertenrunde zu schleifen“. Stattdessen aber schlug er ein „Auswärtsspiel“vor. Eventuell habe ja der Salzburger Red-Bull-Sender Interesse daran.
Red Bull hatte Baumgartners Sprung aus dem All im Jahre 2012 gesponsert. Unter dem Namen „Red Bull Stratos“hatte der Salzburger Base Jumper mehrere aeronautische Weltrekorde gebrochen. Damals wurden die Kosten von Red- Bull-Chef Dietrich Mateschitz mit 25 Millionen Euro angegeben. Der Werbewert wurde von österreichischen Werbefachleuten auf eine Milliarde Euro geschätzt.
Nachdem der Medienruhm verpuffte, provoziert der 50-Jährige in sozialen Medien, indem er den Auftritt rechtsextremer Österreicher in Servus TV-Talkshows lobt und den FPÖ-Bundespräsidentenkandidaten Norbert Hofer unterstützte. Das soll sogar Red-Bull-Chef Mateschitz stören. Die hoch angesehene Journalistin Corinna Milborn mit dem Hinweis auf ihren Körper abzuwerten zeigt, dass sexistische Inhalte nach dem Vorbild von US-Präsident Trump wieder hoffähig gemacht werden.
Dazu passt, dass der österreichische Sender eine Werbekampagne unter dem Namen „Tutti Kompletti“gestartet hat. Angesichts des bevorstehenden Muttertages sollen Mutter und Tochter zu gemeinsamen Brustvergrößerungen begleitet werden. Beide erhalten für die TV-Schönheitsoperationen ein Honorar von 5000 Euro. Sozialdemokratische Politikerinnen klagen dagegen.