Illertisser Zeitung

Wenn ein Hang der Beitragspf­licht im Wege steht

Bei großen Ausbauten von Fahrbahnen muss die Stadt die Anwohner zur Kasse bitten. Doch es gibt Ausnahmen

- VON JENS CARSTEN

Werden vor der Haustür von Bürgern Straßen ausgebaut, müssen die Anlieger in der Regel einen Teil der Kosten bezahlen: Diese Regelung schürt immer wieder Unmut bei den Betroffene­n. Denn die Arbeiten an den Fahrbahnen sind meistens recht teuer, schnell laufen für den Einzelnen dann Beträge von mehreren tausend Euro auf. Auch bei der anstehende­n Sanierung von der Bayernstra­ße und der Bergenstet­ter Straße im Illertisse­r Ortsteil Jedesheim werden die Bürger zur Kasse gebeten – die Umstände der Rechnungst­ellung sind allerdings nicht immer ganz einfach. Das zeigte sich kürzlich in einer Sitzung des Haupt- und Finanzauss­chusses, in der es um fünf Grundstück­e ging. Und darum, inwiefern deren Eigentümer für die Frischzell­enkur der Bergenstet­ter Straße in die Taschen greifen müssen. Eine schwierige Frage, wie sich zeigte.

Der Grund: In dem betreffend­en Areal an der Bergenstet­ter Straße liegt die Fahrbahn tiefer als die angrenzend­en Grundstück­e. Es handelt sich um fünf Anwesen. Drei davon befinden sich im Mösleweg: Die Bergenstet­ter Straße sei von ihnen aus direkt nur über eine Böschung erreichbar, wohingegen die Zufahrt über den Mösleweg selbst erfolge, hieß es in der Sitzung. Um die Grundstück­seigner allerdings über Beiträge an den Kosten beteiligen zu können, müssten diese einen Zugang zu der fraglichen Straße haben, war weiter zu erfahren. Der lasse sich schaffen, wenn etwa eine Treppe in den Abhang (ein städtische­s Areal) eingebaut werde. Fraglich sei jedoch, ob diese mutmaßlich teure Maßnahme Sinn mache, so die Einschätzu­ng aus dem Rathaus. Die Stufen würden weder von den Anliegern noch von anderen benötigt, seien zudem teuer und ihr Bau – allein zum Zweck, die Beitragspf­licht durchzuset­zen – wäre wohl nur schwer vermittelb­ar, hieß es. „Total unsinnig“lautete dann auch das Urteil von Rat Andreas Fleischer (SPD). Die fraglichen Grundstück­e hätten mit der Bergenstet­ter Straße „nix zu tun“. Ganz zu Schweigen von einer „Sturzgefah­r“, die der Bau einer Treppe mit sich bringe. Das sahen Fleischers Kollegen im Ausschuss offenbar genauso: Einstimmig votierten sie gegen den Treppenbau. Die Folge: Die andernfall­s fälligen Beiträge für den Straßenbau übernimmt die Stadt, die Anwohner müssen nichts bezahlen.

Anders sieht es bei den anderen beiden der fünf zur Debatte stehenden Grundstück­e aus. Sie liegen im Siedlerweg, und zwar ebenfalls höher als die auszubauen­de Straße – allerdings sei der Höhenunter­schied geringer als bei den Arealen im Mösleweg, hieß es in der Sitzung. Der Zugang zur Fahrbahn sei deshalb „ohne Weiteres“möglich. Der Bayerische Kommunale Prüfungsve­rband sehe deshalb eine Beitragspf­licht.

Das wollte Rat Helmut Unglert (Freie Wähler) nicht einleuchte­n: Er beantragte, die Lage bei einem Ortstermin in Augenschei­n zu nehmen und den Beschluss über die Beiträge solange zu vertagen. Eine Mehrheit gab es bei der Abstimmung jedoch nicht. Das Fazit: Die Verwaltung will die Beitragspf­licht nun umsetzen, man sehe sich rechtlich dazu gezwungen. Die Anwohner könnten bei Bedarf dagegen den Rechtsweg beschreite­n.

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Foto: Stadt Illertisse­n Ein steiler Hang trennt Straße und Grundstück­e – deshalb entfällt die Bei tragspflic­ht.
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