Eine Frau mit vielen Talenten
Renate Koßbiehl übt im Sportclub Vöhringen gleich mehrere wichtige Funktionen aus
Es ist ein fröhlicher Gesprächsbeginn. Renate Koßbiehl lacht. „Mein Mann und ich haben eigentlich nur ein Thema und das heißt SCV.“Das muss bei ihr nicht wundern. Ihr Mann Christoph ist Vorsitzender des größten Vereins im Landkreis mit 3300 Mitgliedern und sie ist eine der stellvertretenden Vorsitzenden mit dem Fachbereich Gesundheitssport. Aber das ist nicht alles. Zweimal in der Woche arbeitet sie in der Geschäftsstelle des Sportclubs Vöhringen, sie leitet die Herzsportgruppe, eine der Abteilungen im SCV, und ist lizenzierte Übungsleiterin für diesen sensiblen Bereich. Und wenn es um choreografische Ideen geht, bringt sie das auch nicht in Verlegenheit. „Ich bin, wenn man so will, die Mutter der SC-Cheerleader.“Und berufstätig ist sie auch noch.
Wie kommt man an solche Aufgaben und wie schafft man das alles? Renate Koßbiehl ist nicht nur als zuverlässiges Mitglied in der Leitung des SCV, sie ist auch hilfsbereit und multi-talentiert. Wenn jemand etwas in der Geschäftsstelle sucht, dann führt kein Weg an ihr vorbei. Man fragt sie, wo was zu finden ist. Schließlich kann sich nicht jeder in der stattlichen Ordner-Bibliothek auskennen. Ohne vom Computer aufzublicken, sagt sie dann nur: „Zweite Reihe von oben, ganz links.“
Zum SCV kam sie über Hermann Luib, langjähriger Vorsitzender des Vereins. Beide wohnten im gleichen Haus und Luib hatte entdeckt, dass Tochter Anja ein Kind war, das Bewegung liebte. „Die sollte zum Turnen“, empfahl Luib und Renate Koßbiehl folgte dem Rat. Heute ist die Tochter so fest im SC verwurzelt, dass sie mit anderen jungen Mädchen zusammen die Cheerleader-Gruppen leitet.
selbst kam mehr durch Zufall zum Verein. Es wurde jemand gesucht, um kleine Bürotätigkeiten auszuüben.“Und sie sagte einfach „ja.“Schnell war sie dann Mitglied im Verwaltungsausschuss und Protokollführerin im Hauptausschuss des SC. Ein Hauptaugenmerk richtete sie auf die Ausbildung der Übungsleiterinnen, „denn die sind bei uns gesucht“. Für eine Lizenz muss man auch einiges auf sich nehmen. Der Bayerische Landessportverband bietet Kurse übers Wochenende an und eine sogenannte Blockwoche ist ein Muss. „Dafür muss man eine Woche Urlaub nehmen. Es werden also schon Opfer verlangt.“Man kann auch eine Übungsleiterlizenz in der Sport„Ich schule in Unterhaching erwerben. Aber die Ausbildung dauert da drei Wochen an einem Stück. Nicht jeder will dafür seinen Urlaub opfern.
Auf tänzerische Ideen kam Renate Koßbiehl durch Beobachtung. Sie hatte entdeckt, wie gerne sich Mädchen nach modernen Rhythmen bewegen. Also bot die Turnabteilung Tanzgruppen an. „Es gab einen Wahnsinnszulauf.“Aber die jungen Mädchen wollten auch vor Publikum auftreten. Also fragte sie Siegfried Scheffold, damals Leiter der Handballabteilung, ob die jungen Tänzerinnen in den Pausen bei den Handballspielen ihre Künste vorführen dürften. Sie durften. Und da kam die Idee, auch Cheerleader nach amerikanischem Vorbild auftreten zu lassen. Das machte Stimmung. Den Zuschauern gefiel’s und den Mädchen auch.
Heute sind Modern Dance und Jazzdance zwei Gruppen im SC, auf die niemand mehr verzichten möchte. Sie treten auch offiziell bei städtischen Anlässen auf, zuletzt beim festlichen Neujahrsempfang von Stadt und Pfarrei.
Und die Sache mit der Herzsportgruppe? „Für den ehemaligen Abteilungsleiter Herbert Dippold wurde ein Nachfolger gesucht. Um Übungsleiter für diesen Bereich zu werden, ist eine Grundausbildung im Breitensport Voraussetzung.“Damit konnte Renate Koßbiehl aufwarten. Sie fuhr zur Ausbildung in eine Herzklinik in den Schwarzwald. „Wir lernten dort, wie man mit Patienten umgeht, die zum Beispiel einen Infarkt durchgestanden hatten. Dazu braucht man viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen.“Gelehrt werden Stärkung des Gleichgewichtssinnes, Gefühl für Koordination, Sturzprophylaxe und vieles mehr. Zu den Übungsstunden muss immer ein Arzt anwesend sein. Bevor mit den Übungen begonnen wird, muss jeder Teilnehmer seinen Blutdruck messen. Über die Werte wird genau Buch geführt. „Das ist wichtig für die Abrechnungen mit den Krankenkassen.“
Vor 24 Jahren hat Renate Koßbiehl sich entschlossen, Verantwortung im Sportclub Vöhringen zu übernehmen. Die Arbeit ist ihr nie zu viel geworden. Sie sagt nur, „in den vergangenen Jahren hat der Verein einen enormen Aufschwung erlebt. Dass ich dabei mithelfen konnte, macht mir Freude, ja und auch ein bisschen stolz. Man kann also etwas bewegen.“