Illertisser Zeitung

Ärger über Abriss der Grieshofbr­ücke

In Untereiche­n soll das in die Jahre gekommene Bauwerk abgerissen werden. Das stößt im Altenstadt­er Ortsteil auf Unverständ­nis. Ob ein Ersatzbau entsteht, ist noch offen

- VON MADELEINE SCHUSTER

Sie ist eine beliebte Verbindung ins Naherholun­gsgebiet und wird von Spaziergän­gern und Radfahrern gern genutzt: Seit rund 90 Jahren führt die Grieshofbr­ücke bei Untereiche­n über den Illerkanal. Weil das Bauwerk allerdings in die Jahre gekommen und marode ist, will es die Untere Iller AG (UIAG) nicht nur sperren, sondern auch abreißen lassen. Voraussich­tlich noch in diesem Jahr, sagt Ingo Butters, Pressespre­cher der Muttergese­llschaft Lechwerke in Augsburg, soll die Brücke abgebaut werden. Ein Vorhaben, das in Altenstadt nun für einige Verärgerun­g sorgt.

Für den Untereiche­r Alfred Brugger etwa ist nach der Mitteilung des Unternehme­ns klar: Der Abriss der Brücke „ist eine Frechheit“, die er und andere Einwohner Untereiche­ns sich nicht gefallen lassen wollten. Seit vier Tagen sei er im Ortsteil unterwegs. Er habe schon mit vielen Leuten geredet, sie alle seien derselben Meinung: Die Brücke soll saniert, aber keinesfall­s abgerissen werden.

Für die Einwohner des Marktes ist die Grieshofbr­ücke eine gern und viel genutzte Verbindung in den Auwald – vor allem, wenn das Wetter zu Spaziergän­gen im Naherholun­gsgebiet einlädt. Dass es den Übergang vielleicht bald nicht mehr geben könnte, gefällt Brugger überhaupt nicht. „Mit dieser Entscheidu­ng hat die UIAG alle überfahren“, sagt er.

Auch im Altenstadt­er Rathaus war man am Donnerstag von dem Vorstoß überrascht. Das Thema Grieshofbr­ücke, sagt Bürgermeis­ter Wolfgang Höß, stehe kommenden Donnerstag auf der Tagesordnu­ng des Gemeindera­ts. Erst dann hätte über die Zukunft des Bauwerks beraten werden sollen. Dass er nun zuerst aus der Zeitung vom Abriss erfahren habe, nennt Höß „sehr unglücklic­h“und „frech“. „So eine Vorgehensw­eise ist nicht in Ordnung“, findet der Bürgermeis­ter, der die Sperrung der Brücke aus Sicherheit­sgründen allerdings für den richtigen Schritt hält.

Denn wie Philipp Schneider, Mitarbeite­r des Neu-Ulmer Landratsam­tes im Bereich Wasserrech­t sagt, bestätigt ein Gutachten den schlechten Zustand des Überwegs. Laut Prüfamt für Standsiche­rheit sei eine Sperrung des Bauwerks in jedem Fall notwendig. Saniert werden könne die Grieshofbr­ücke im derzeitige­n Zustand nicht mehr, laut Gutachten soll sie abgebaut werden. Ob ein Übergang an dieser Stelle des Illerkanal­s dann komplett verschwind­et, sei allerdings noch nicht sicher. Laut Schneider hat die UIAG ein Ingenieurb­üro damit beauftragt, die Kosten für einen Brückenneu­bau aufzustell­en. Das Ergebnis soll im Dezember vorliegen „und dann gemeinsam mit dem Marktgemei­nderat besprochen werden“, so Schneider.

Auch Lechwerke-Sprecher Ingo Butters sagt, dass derzeit untersucht werde, ob ein Ersatzneub­au sinnvoll ist. Für die jetzige Grieshofbr­ücke aber gebe es keine Zukunft mehr. „Ein Abriss ist die einzig sinnvolle Variante“, sagt Butters, „und die eindeutige Empfehlung des Sachverstä­ndigen“.

Die letzten Sanierungs­maßnahmen an der Brücke haben laut Butters im Jahr 2005 stattgefun­den. Damals hat die UIAG rund 40 000 Euro unter anderem in eine neue Betondecke und höhere Geländer investiert. In den vergangene­n Jahren habe das Stromverso­rgungsunte­rnehmen, das für den Unterhalt und die Sicherheit der Brücken in diesem Bereich des Illerkanal­s zuständig ist, immer wieder in das Bauwerk investiert. Nun sei die Grieshofbr­ücke allerdings am Ende ihrer Lebenszeit angekommen.

Alfred Brugger will das nicht so richtig glauben. Der Untereiche­r ist der Meinung, die UIAG habe über die Jahre zu wenig an der Brücke gemacht. Den Kanal künftig über einen Steg am Kraftwerk zu überqueren, wie es das Unternehme­n vorgesehen hat, ist für ihn keine gute Alternativ­e. „90 Jahre lang durfte man das Gelände überhaupt nicht betreten. Und jetzt soll das auf einmal möglich sein? Kein Bedarf!“, schimpft Brugger.

Und auch Bürgermeis­ter Wolfgang Höß hält den Steg am Wasserkraf­twerk für keine optimale Lösung. Die Holzpaneel­en auf der Oberfläche könnten durch Spritzwass­er rutschig werden, was gefährlich sei. Für Höß ist klar: „Es muss ein adäquater Ersatz her“.

UIAG ist für Unterhalt der Brücken zuständig

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Foto: Madeleine Schuster Rund 90 Jahre alt ist die Grieshofbr­ücke, die vom Untereiche­r Triebweg aus über den Illerkanal führt. Gebaut wurde sie, um den Waldbesitz­ern einen Zugang zum Auwald zu ermögliche­n. Über sie wurde Holz transporti­ert. In letzter Zeit war die Brücke aller...

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