Die Suche nach einem Parkplatz ist ein Riesengeschäft
Start-ups, Autokonzerne und Versicherer hoffen, mit Parklücken Geld zu verdienen. Manche sind schon weit
Für Autofahrer ist die Suche nach einem freien Parkplatz mitunter der zeitraubendste Teil der Fahrt – der nervenaufreibendste aber mit Sicherheit. Doch auch die deutsche Wirtschaft liefert sich beim Thema Parkplatzsuche einen heißen Kampf. Denn eine ganze Reihe von Start-ups, großen Industrieunternehmen, Autoherstellern und AutoVersicherern müht sich ab, eine Lösung zu finden, um die Suche nach einem Parkplatz in Zukunft überflüssig zu machen. Den Schlüssel sehen sie in Apps.
„Das ist ein Riesenmarkt“, sagt Felix Harteneck, Geschäftsführer und Mitgründer des Münchner Start-ups „Park Here“, das Parkplatzsensoren produziert und in mehreren europäischen Städten Aufträge an Land gezogen hat. BMW und die Axa-Versicherung sind seit Herbst mit Park-Apps auf dem Markt. Audi hat ein Modellprojekt in den USA gestartet. Bosch arbeitet nach Unternehmensangaben an zwei Vorhaben, auch Siemens forscht. Der Grund: Allein in Deutschland wächst die Zahl der Fahrzeuge alljährlich um etwa eine Million – und in den Städten steigen sowohl die Einwohner- als auch die Pendlerzahlen. Das heißt, es gibt mehr Verkehr und die Parkplatzsuche wird immer nerviger. Park-Apps von Start-ups sind bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. Durchgesetzt hat sich bisher keine Lösung.
Inzwischen sind etablierte Unternehmen mit großen Etats in das Geschäftsfeld eingestiegen. BMW bietet seit vergangenem Herbst eine App in der Fünfer-Baureihe an. „Park Now“meldet freie Plätze und kann diese auch automatisch bezahlen. Das solle künftig auf weitere Modellreihen ausgeweitet werden, sagt eine BMW-Sprecherin in München. Konkurrent Daimler kooperiert mit Bosch, um ein ähnliches System zu entwickeln. „Wir gehen davon aus, dass das neue System 2018 serienreif ist“, sagt ein BoschSprecher in Stuttgart. Daneben entwickelt der Stuttgarter Zulieferer eine „Off-Street“-Lösung, die von einem Autohersteller unabhängig wäre: Parkplätze werden mit Bodensensoren ausgerüstet. Ein Pilotprojekt im Raum Stuttgart ist in Vorbereitung.
Wo Bosch hin will, ist das Münchner Start-up „Park Here“bereits angekommen. Das Unternehmen mit bislang 25 Mitarbeitern hat Sensoren entwickelt, die keine externe Stromversorgung benötigen und 25 Jahre halten sollen. Von der Konkurrenz durch die Großindustrie lassen sich die Münchner nicht erschrecken: „Ich bin zu hundert Prozent zuversichtlich, dass wir eine Chance haben“, sagt Geschäftsführer Harteneck.
Siemens arbeitet an Radarsensoren, die an Laternenmasten und ähnlichen erhöhten Punkten montiert werden. Sie sollen freie Parkplätze sichten und diese an die Autofahrer melden.
Es gibt derzeit so viele Initiativen, dass die Lage schwer überschaubar ist. Auch Versicherer – etwa die Axa oder Huk-Coburg – drängen in das Geschäftsfeld. Ob und wann es eine Standard-Parklösung geben wird, ist angesichts der Fülle der konkurrierenden Lösungsversuche nicht absehbar. Für die Autofahrer bedeutet das zunächst: Zur Parkplatzsuche kommt die Suche nach der besten App hinzu.