Eine Mörderin bittet um Liebe
Ein fesselnd erzähltes Frauenschicksal
Diese Mörderin lässt einen nicht mehr los. Zu existenziell sind die Fragen, die Autor Jean-Luc Seigle mit der Lebensgeschichte von Pauline Dubuisson in seinem Roman „Ich schreibe Ihnen im Dunkeln“stellt. Was macht einen Menschen aus? Wann darf er auf Vergebung hoffen? Ist er einer Liebe würdig – auch wenn er einen Menschen getötet hat? Pauline Dubuisson hat ihren Geliebten erschossen. Im Affekt. Nachdem er sie verließ, als er von ihrer Vergangenheit erfahren hatte. Als junges Mädchen war sie während des Zweiten Weltkrieges die Geliebte eines deutschen Arztes. Nach der Befreiung rächte sich die französische Gesellschaft grausam an ihr. Sie überlebte, studierte, verliebte sich. Muss aber erfahren, dass sie nicht mehr als eine würdige Ehefrau angesehen wird. Ein Urteil, das sie nicht erträgt.
Nicht ertragen konnte den Umgang mit dieser Frau auch der französische Autor Seigle, der Pauline ihr Leben erzählen lässt. Sie gab es wirklich, wie Seigle im Vorwort berichtet. Die Tat wird nicht beschönigt. Aber ihre Vorgeschichte erzählt, fesselnd, einfühlsam, ohne den Leser zu schonen. Eine Kindheit und Jugend während und nach dem Krieg. Aufschreiben lässt Seigle Pauline ihre Biografie in Marokko. Die Ärztin versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen. Verliebt sich. Doch ihre Vergangenheit holt sie wieder ein ...
A. d. Franz. von Andrea Spingler, C. H. Beck, 207 S., 19,95 ¤