Illertisser Zeitung

Im Donautal ist der Ofen (fast) nie aus

Das Ulmer Müllheizkr­aftwerk läuft jetzt seit 20 Jahren

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Die alten Müllkippen waren längst verboten, die letzte eigene Deponie in Eggingen geschlosse­n: Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre wurde in Ulm der Müllnotsta­nd ausgerufen. Zeitweise musste der Abfall bis nach Frankreich exportiert werden. Auch der Alb-DonauKreis suchte nach einer Alternativ­e für die Müllentsor­gung. Die Kommunen taten sich zusammen und gründeten den Zweckverba­nd Thermische Abfallverw­ertung Donautal (TAD), dem bald auch die Landkreise Heidenheim und Sigmaringe­n sowie die Stadt Memmingen beitraten. Im Industrieg­ebiet Donautal wurde, gegen heftige Proteste und Widerständ­e, für umgerechne­t 172 Millionen Euro ein Müllheizkr­aftwerk gebaut. Im März 1997 wurden dort die ersten Abfälle verbrannt. Bis auf wenige Ausnahmen für Wartungsar­beiten läuft die Anlage seither an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr und schluckt den Müll aus einem Einzugsgeb­iet, in dem 1,2 Millionen Menschen leben. Das 20-jährige Bestehen der Müllverbre­nnungsanla­ge wurde jetzt mit einem Festakt gefeiert. Am Wochenende folgt ein Tag der offenen Tür für die Bürger.

„Der Bau des Müllheizkr­aftwerks hier an diesem Standort war notwendig und richtig“, sagte Landrat Heiner Scheffold, Vorsitzend­er des Zweckverba­ndes, in seiner Rede im Zelt vor dem Kraftwerk an der Siemensstr­aße. Damals sei es vor allem um eine sichere Müllentsor­gung gegangen. „Heute schauen wir, mehr als damals, auf das MHKW als einem der größten regionalen Energieerz­euger.“Müll sei eben kein Wegwerfpro­dukt – „wer hätte das vor 20 oder 30 Jahren gedacht.“Im Jahr 2016 wurden im Donautal fast 165000 Tonnen Abfälle verbrannt. Neben den Verbandsmi­tgliedern liefern auch die Kreise Biberach und Tuttlingen sowie teilweise der Ostalbkrei­s ihren Müll nach Ulm. Die Abfälle werden bei einer Temperatur von 900 bis 1100 Grad Celsius verbrannt. Dabei wird Strom und Fernwärme erzeugt. Letztere fließt in das Netz der Fernwärme Ulm (FUG), die auch den Betrieb führt. Die so produziert­e Wärme deckt den jährlichen Bedarf von durchschni­ttlich 8000 Einfamilie­nhäusern. Dazu kommen 47,9 Millionen Kilowattst­unden Strom, die ins Netz eingespeis­t werden – das reicht für etwa 9500 Familien.

„Wir wollen die Anlage fit für die Zukunft halten“, sagte Heiner Scheffold. Das nächste größere Projekt sei die Sanierung und Erweiterun­g des Müllbunker­s. Die Planungen beginnen ab diesem Jahr, der Bau ab 2020.

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Foto: A. Kaya Das Müllheizkr­aftwerk im Donautal ist seit 20 Jahren in Betrieb.

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