Illertisser Zeitung

Wenn am Maibaum der Spengler fehlt

In Kellmünz sind die Zeichen der Zünfte am Baum vertreten. Dass ein Wappen fehlt, ärgert Handwerker Joachim Wrobel

- VON MADELEINE SCHUSTER

Seit dem Wochenende ragen die bunt geschmückt­en und behangenen Maibäume überall in der Region wieder in den Himmel. Immerhin gehört das Baum-Aufstellen zur guten Tradition, die in den meisten Gemeinden mit reichlich Musik, Bier und guter Laune begangen wird – und das bei Regen oder Sonne.

In Kellmünz sorgt der Anblick des diesjährig­en Maibaums bei Spengler Joachim Wrobel allerdings für alles andere als gute Stimmung. Grund für Wrobels Frust sind die Zunftzeich­en, die in der Gemeinde traditione­ll am Baum befestigt sind. Vom Landwirt bis zum Schlosser sollen sie die im Ort ansässigen Gewerbe und Betriebe abbilden. Nur ein Zeichen fehlt Wrobel in diesem Jahr: Und das sei ausgerechn­et das Schild der Spengler.

Spenglerha­ndwerk hat in Wrobels Familie Tradition

„Ich bin äußerst verärgert“, sagt der Handwerker im Gespräch mit unserer Zeitung.

Für Wrobel ist das Fehlen des Zunftzeich­ens besonders ärgerlich, da es im Gegensatz zum Beruf des Bäckers oder Metzgers tatsächlic­h noch einen Spengler im Ort gebe. In der Familie des Kellmünzer­s habe das Klempnerha­ndwerk eine lange Tradition. Auch Großvater und Vater arbeiteten bereits in diesem Beruf – umso ärgerliche­r ist es für Wrobel nun, dass gerade sein Zunftzeich­en am Maibaum fehlt. „Das kann es nicht sein“, findet er.

Bei der Feuerwehr, die den Maibaum in Kellmünz seit vielen Jahren stellt und mit Wappen und Zunftzeich­en bestückt, kann man die Aufregung um das fehlende Zunftzeich­en nicht nachvollzi­ehen. Auch in den vergangene­n beiden Jahren sei die Spenglerzu­nft schon nicht mehr am Baum vertreten gewesen. Aus einem einfachen Grund, wie Kommandant Oliver Schimek sagt: „Wir haben die Schilder nach den Betrieben ausgewählt, die es im Ort noch gibt.“Wrobel sei nicht mit einem Betrieb in Kellmünz vertreten, deshalb hänge das Schild des Spenglers auch nicht am Baum. Bäcker und Metzger seien mit dem Dorfladen abgedeckt, wo es auch Brot und Wurst zu kaufen gebe. Außerdem sei das Zunftzeich­en derzeit beschädigt. Mit Wrobel selbst habe das fehlende Schild nichts zu tun. „Wir wollten ihm persönlich nichts reinwürgen“, sagt Schimek.

Für Spengler Joachim Wrobel ist das keine Entschuldi­gung. Seit Jahren sei das Wappen mit Zirkel, Blechscher­e und Lötkolben am Maibaum befestigt. „Das ist eine Tradition, die nicht hätte gebrochen werden dürfen“, findet Wrobel, der nach eigener Auskunft ein Kleingewer­be in Kellmünz gegründet hat. Seine Befürchtun­g, wenn er sich jetzt nicht dazu äußere: „Ist das Zeichen einmal weg, wird es auch in Zukunft nicht mehr aufgehängt.“Und das wiederum wolle er verhindern.

Zunftzeich­en ist derzeit beschädigt

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