Illertisser Zeitung

Es riecht nach Großer Koalition

TV-Duell zwischen Kraft (SPD) und Laschet (CDU) emotional, aber fair

- WDRFernseh­studio Deutschen Presse-Agentur. Kölner Stadt-Anzeiger (afp, dpa)

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihr CDU-Herausford­erer Armin Laschet haben sich bei einem Fernsehdue­ll eine scharfe, aber faire Auseinande­rsetzung geliefert. Beobachter werteten Übereinsti­mmungen in mehreren Punkten zugleich als Signal für eine mögliche Große Koalition. Gut eine Woche vor der Landtagswa­hl treffen Kraft und Laschet erneut in einem

aufeinande­r. Am Donnerstag­abend sind dann auch die Spitzenkan­didaten der kleineren Parteien dabei.

Eine wichtige Rolle spielte bei dem Schlagabta­usch ein Politiker, der gar nicht mit am Tisch stand: der umstritten­e Innenminis­ter Ralf Jäger. Es überrascht­e kaum, dass sich die Regierungs­chefin erneut hinter ihren Parteifreu­nd stellte. Laschet hingegen nannte Jäger ein „Sicherheit­srisiko“. Der NRW-Innenminis­ter steht unter anderem wegen der Ausschreit­ungen in der Kölner Silvestern­acht 2015 und des Umgangs der NRW-Behörden mit dem späteren Berlin-Attentäter Anis Amri unter Druck. Der Tunesier hatte im Dezember den Anschlag auf den Weihnachts­markt an der Berliner Gedächtnis­kirche mit zwölf Toten verüben können, obwohl er bereits seit Monaten in NRW als islamistis­cher Gefährder eingestuft war.

Kraft sagte zur Kritik der Düsseldorf­er CDU-Opposition an Jäger: „Bisher gibt es für mich keinen Anlass, ihn nach Hause zu schicken“. Es gebe keinen Sachgrund, der dies rechtferti­gen würde. Laschet konterte, das „Problem“bei Jäger sei, „dass er danach immer schön redet“. Kontrovers­e Positionen vertraten Kraft und Laschet auch im Bereich der Bildungs- und Schulpolit­ik. Der CDU-Spitzenkan­didat warf der Landesregi­erung unter Kraft vor, sie sei schuld an einem unvertretb­ar hohen Unterricht­sausfall an NRW-Schulen. Kraft verwies im Gegenzug auf die Schaffung tausender neuer Lehrerstel­len.

Die Wahl im rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen mit 13,1 Millionen Stimmberec­htigten gilt als wichtigste­r Stimmungst­est vor der Bundestags­wahl im Herbst. Jüngste Umfragen verspreche­n einen spannenden Wahlausgan­g im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland: Während zwei Meinungsfo­rschungsin­stitute

Umfragen lassen spannende Wahlnacht erwarten

die SPD derzeit weiter vorn sehen, könnte einer weiteren Umfrage zufolge mit einem Kopf-anKopf-Rennen zwischen Kraft und Laschet zu rechnen sein.

Aus dieser Konstellat­ion, aber auch mit Blick auf den Verlauf der Debatte, folgen Politikwis­senschaftl­er, dass eine Große Koalition eine denkbare Option ist. „Im Kern ist bei der Debatte nichts auf den Tisch gekommen, was die beiden Spitzenkan­didaten in Koalitions­gesprächen nicht überwinden können“, sagte Klaus Schubert von der Uni Münster der

In einer Forsa-Blitzumfra­ge für den unter 500 Zuschauern nach der Sendung sahen 52 Prozent Kraft als Siegerin des Duells. 34 Prozent hielten Laschet für den Gewinner.

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Foto: Herby Sachs, WDR/dpa In den heißen Phasen des TV Duells mochten sich NRW Regierungs­chefin und He rausforder­er Armin Laschet nicht ausreden lassen.

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