Illertisser Zeitung

Letzte Ruhestätte auf der Stadion Toilette

Ein Baseball-Fan in den USA spült die Asche seines toten Kumpels im Klo hinunter. Er hätte es so gewollt

- VON THOMAS SEIBERT Chicago Sun Times Times. New York

Baseball-Fans sind treue Seelen – wenn auch nicht alle so weit gehen würden wie der 56-jährige New Yorker Tom McDonald. Schon als Kind spielte er Baseball mit seinem besten Freund Roy Riegel. Später besuchten die beiden als Fans der New York Mets gemeinsame zahllose Spiele ihrer Mannschaft. Nicht einmal Riegels Tod vor neun Jahren beendete die enge Freundscha­ft.

McDonald bat die Familie seines Kumpels damals um einen Teil seiner Asche und verteilt den Staub seither in Baseball-Stadien in den USA und Kanada. Zu Ehren von Riegel, einem Klempner, tut er dies auf ganz besondere Weise: Während eines Spiels streut McDonald eine Portion Asche in eine Stadion-Toilette und spült.

Dass Baseball-Fans ihre Freunde oder Verwandten bitten, nach ihrem Tod ihre Asche auf die Spielfelde­r besonders bekannter Stadien zu streuen, ist für manche Klubs schon lange ein Problem. Der Besitzer eines Beerdigung­sunternehm­ens in Chicago sagte der im vergangene­n Jahr, auf dem Rasen des legendären Wrigley-FieldStadi­ons der Stadt lägen schätzungs­weise mehrere Kilo menschlich­e Asche. Doch der Einsatz von Toiletten ist neu. Er sei sicher, dass Roy nichts anderes von ihm gewollt hätte, sagte McDonald der

Auch Riegels Familie ist überzeugt, dass der Verstorben­e die Toiletten-Beisetzung auf Raten gutheißen würde. Riegels Bruder Hank bestätigte, Roy habe sich nie an irgendwelc­he Regeln gehalten. Er starb mit 48 Jahren. Sein alter Freund, ein Sammler von Baseball-Andenken und Verfasser von mehreren tausend Gedichten über Baseball, bewahrt die Asche seines Kumpels in einer alten Erdnuss-Dose auf, die er mit Tickets von Baseball-Spielen verziert hat. Die Idee mit der Toilette sei ihm in einer Kneipe gekommen, erzählte er. Vor jedem neuen Stadion- und Toilettenb­esuch füllt McDonald etwas Asche in ein leeres Fläschchen des Schmerzmit­tels Advil, mit dem er irgendwann im Verlauf des Spiels diskret im Klosett verschwind­et. Nach einer Regel, die er sich bei der Zeremonie selbst auferlegt hat, muss das betreffend­e Spiel im Gange sein, wenn die Asche in der Schüssel verschwind­et.

Bisher hat er die Asche auf 16 Stadien verteilt und nur noch die Ration für ein letztes Spiel übrig. Diese soll demnächst in einem BaseballSt­adion in North Carolina feierlich entsorgt werden. Dann hat McDonald seine Mission erfüllt. Im Jenseits, so ist er sich sicher, lache sich Roy kaputt.

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Foto: Fotolia

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