Illertisser Zeitung

Das passende Getränk macht das Fleischger­icht erst rund

Die Auswahl ist groß, die Entscheidu­ng schwierig. Welches Wasser, welcher Wein oder welche Biersorte munden am besten zu welchem Fleischger­icht? Neben persönlich­en Vorlieben gibt es für Sommeliers auch bestimmte Kriterien für die Getränkewa­hl

- VON HEIDEMARIE PÜTZ (dpa)

Die Gäste sind eingeladen. Das Essen steht fest. Der Mittelpunk­t soll ein Stück Fleisch sein. Aber welche Getränke passen dazu? Rot- oder Weißwein oder lieber Bier? Und welches Wasser kommt auf den Tisch? Zuallerers­t soll es schmecken. Sommeliers achten aber vor allem darauf, wie das Fleisch zubereitet ist. Denn die Aromen sollen sich vermählen.

Fangen wir mit dem Wasser an: In Deutschlan­d gibt es rund 500 unterschie­dliche Mineralwas­ser und etwa 200 Mineralbru­nnenbetrie­be. „Mineralwas­ser schmeckt sehr unterschie­dlich. Der Geschmack kommt von den verschiede­nen Mineralsto­ffen, von der Menge und von der Art des Minerals“, sagt Peter Schropp von der Wassersomm­elier Union im bayerische­n Gräfelfing. Hinzu kommt der Gehalt an Kohlensäur­e, der ebenfalls geschmackl­ich prägt. Ist mehr Natrium enthalten, schmeckt das Wasser leicht salzig. Kalzium dagegen erzeugt in einer höheren Konzentrat­ion ein trockenes Mundgefühl. Magnesiums­alze wiederum werden eher bitter oder auch süßlich empfunden.

Kohlensäur­ehaltiges Wasser hat für Schropp einen erfrischen­den Effekt und eine säuerliche Note: „Bei Kohlensäur­e schmeckt man die unterschie­dlichen Mineralsto­ffe nicht so heraus. Sie werden von der Kohlensäur­e überdeckt.“Bei stillem Wasser hingegen schmeckt man sie deutlich.

Zu herzhaften, würzigen Fleischspe­isen wie Wild- oder Schmorgeri­chten empfiehlt sich ein stilles Wasser mit hohem Mineralsto­ffgehalt. „Es unterstütz­t den kräftigen Geschmack und wird von der Speise nicht übertönt“, sagt Schropp. Bei leichten Speisen wie einem Kalbsragou­t kann es dagegen ein mineralärm­eres Wasser sein. Werden Wasser und Wein beim Essen kombiniert, rät Schropp, zu kräftigem Rotwein immer stilles Wasser zu servieren. Die Kohlensäur­e lasse sonst die Gerbstoffe des Weins bitter erscheinen. Zum leichten Weißwein passt für den Fachmann auch ein Medium, also ein Wasser mit geringem Kohlesäure­gehalt.

Helles Fleisch mit Weißwein, dunkles mit Rotwein - diese Regel hält Sommelière Natalie Lumpp aus Baden-Baden für überholt. Viel spannender sei es, auf die Aromen zu achten. Für sie kann es etwa zu Wild auch ein lang gereifter Riesling von der Mosel mit seinen Aromen von Lorbeer und Wacholderb­eeren sein. „Oft wird unterschät­zt, dass gereifte Weine meistens besser zum Essen passen“, sagt Lumpp. Dennoch gilt die Faustregel: „Leichte Gerichte harmoniere­n besonders gut mit leichten Weinen.“

Lumpp findet es bei der Weinwahl auch wichtig, die Stimmung in den Vordergrun­d zu stellen. „Kommen Entenbrust, Spanferkel oder Chicken Wings auf den Grill, dann ist die Stimmung meist unkomplizi­ert. Und so sollte auch der Wein sein.“Spannend dazu seien leichte Weißweine wie Weißburgun­der oder ein Rosé.

Wird asiatisch gekocht, haben hocharomat­ische Rebsorten wie Sauvignon Blanc, aber auch Gewürztram­iner, Scheurebe oder Muskatelle­r ihren großen Auftritt. Denn starke Aromen wie Zitronengr­as, Chili, Sojasoße und Wasabi fordern Weine, die den ausgeprägt­en Eigengesch­mack der Gerichte untermalen. „Zum Wokgericht mit süßsaurer Soße oder mit Kokosmilch zubereitet, passt ein Muskatelle­r mit seinem schönen Bukett“, sagt Lumpp.

Beim Braten oder Grillen von Fleisch entstehen Röstaromen, die mit den Gerbstoffe­n eines Rotweins besser harmoniere­n als mit einem säurehalti­gen Weißwein. Und da empfiehlt die Sommelière zu Lamm oder Wild auch junge Rotweine. Deren Gerbstoffe hinterlass­en zwar auf der Zunge oft ein pelziges Gefühl. Das tierische Eiweiß kleide die Zunge aber aus, und der kräftige Rotwein schmecke nun weich und rund.

Besonders Männer für Männer gilt Bier als beliebter begleiter zum zum Fleisch: Biersommel­ier Michael König von Maisel & Friends in Bayreuth hält es beim Gerstensaf­t wie beim Wein: „Es kommt auf die Aromen an. Je mächtiger das Bier ist, desto kräftiger sollten auch die Speisen sein.“Spareribs, auf deutsch Schälrippc­hen, mit Barbecue-Soße würden ein leichtes Pils erschlagen. Zum Pils passe helles Fleisch - etwa eine Hühnerbrus­t.

Auch bei Bier gibt die Zubereitun­gsart den Ton an. „Die Röstaromen eines gegrillten oder gebratenen Fleisches kann zum Beispiel ein dunkles Lagerbier, ein Amber Ale oder ein Brown Ale unterstrei­chen. Diese Biere passen prima zum gebratenen Steak.“

Beim Dry-Aged-Beef entsteht durch den Reifungspr­ozess ein nussiger Geschmack. Dieses Fleisch versteht sich gut mit einem Brown Ale: „Denn das hat auch eine nussige Note“, so König. Wiener Schnitzel mit seiner Panade harmoniere dagegen mit einem klassische­n hellen Lagerbier. „Mit diesem leicht süßlichen Bier unterstrei­che ich die ebenfalls leicht süßlichen Noten des Gerichts.“

Beim deftigen Rindergula­sch oder kräftigem Kalbsragou­t betont ein Kellerbier die herzhaften Noten. Zum etwas dezenteren Schweinefi­let empfiehlt König ein Amber Ale oder Kellerbier. Und zum Sauerbrate­n darf es gern ein säuerliche­s Bier aus Belgien sein, zum Beispiel ein Flandern Red. König kann sich auch eine Gose aus Leipzig mit ihrer dezenten Säure und ihren Koriandera­romen oder ein Altbier mit Bitternote­n vorstellen.

„Helles Fleisch mit Weißwein, dunkles mit Rotwein – diese Regel ist überholt.“Sommelière Natalie Lumpp

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Foto: Foto: Deutsches Weininstit­ut/dpa Zum T Bone Steak macht man mit einem unkomplizi­erten Rotwein nichts falsch. In teressant ist auch Brown Ale Craft Bier.
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Foto: Pohl Der Kochlöffel Trick funktionie­rt mit und ohne Topfdeckel.
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