Illertisser Zeitung

Das Kino wird wieder zur Puppenkist­e

Ihre Weihnachts­geschichte lockte vergangene­s Jahr 100000 Besucher ins Kino. Nun treten sie wieder vor die Kamera. Auf Cornelia Funkes Stück ruhen hohe Erwartunge­n

- VON ALOIS KNOLLER Cherry Picker

Niklas Julebukk ist noch jung an Jahren, aber schon ganz ein Weihnachts­mann vom alten Schlag. Die neumodisch­e Sitte, Kinder zum Fest möglichst teuer zu beschenken, will er nicht mitmachen. Doch unter der Herrschaft von Waldemar Wichteltod ist solcher Eigensinn eine sehr gefährlich­e Sache …

Die Kinderbuch­autorin Cornelia Funke ließ sich diese Geschichte mit dem Titel „Als der Weihnachts­mann vom Himmel fiel“einfallen. Die Augsburger Puppenkist­e inszeniert­e sie 2007 mit ihren Marionette­n. Zehn Jahre später soll sie nun im deutschen Kino kleine und große Zuschauer zur Weihnachts­zeit erfreuen. Soeben haben in Augsburg die Dreharbeit­en begonnen, und der Produzent Fred Steinbach hofft, mit dieser Verfilmung mindestens ebenso viel Erfolg zu haben wie voriges Jahr mit der pfiffig erzählten original biblischen Weihnachts­geschichte aus der Puppenkist­e, die mehr als 100 000 Besucher hatte.

Gedreht wird in einer nüchternen Industrieh­alle bei der ehemaligen Augsburger Ballonfabr­ik. „In unserem Stammhaus hätten wir nicht so viel Bewegungsf­reiheit“, begründet Theaterlei­ter Klaus Marschall den Umzug. Sonst ist alles wie immer: Von einer Spielbrück­e herab lassen die Spieler ihre Puppen tanzen. Die detailfreu­dig miniaturis­ierten Dekoration­en für das Bühnenbild haben sie mitgebrach­t und auch den Soundtrack mit dem typisch schwäbisch­en Tonfall.

Die Filmkamera sieht freilich viel mehr, als einem Zuschauer in der Puppenkist­e möglich ist. Im Bogen umkreist sie die Bühne, nimmt mal das Gesamtbild in den Blick, mal zoomt sie Einzelheit­en heraus. „Als hätten wir sechs Kameras im Einsatz gehabt“, so werde im Kino das Erleben sein, verspricht Fred Steinbach. „Jede Szene wird mindestens drei Mal mit immer wechselnde­n Einstellun­gen gedreht, dass wir genug Material zum Schneiden haben.“

Für die sieben Puppenspie­ler bedeutet das einige Anstrengun­g. „Es ist ganz schön kantig, dieselbe Szene mehrmals am Stück zu spielen“, erklärt Martin Stefaniak, der einmal nicht die Fäden zieht, sondern als Stückregis­seur fungiert. In der Puppenkist­e gibt es zwei Spielbrück­en, und die Spieler reichen sich die Marionette­n hin und her. Im Studio indes müssen sie ihre Arme mitunter recht lang machen, um die Figuren an die passende Stelle zu führen. Bloß ein Puppenspie­ler sitzt in einem schwankend­en Krankorb als so genannter (Kirschpflü­cker) für Spezialeff­ekte. Vier Tage sind angesetzt, um die insgesamt zwölf Szenen in den Kasten zu bringen.

An den vier Adventswoc­henenden 2017 soll der Film über die Kino-Leinwand laufen. Veronika Morawetz, die das Marketing verantwort­et, will 250 bis 300 Kopien platzieren. Ostdeutsch­land muss sie noch etwas beackern, denn dort ist die Augsburger Puppenkist­e nicht so bekannt wie im Westen, wo zwei, drei Generation­en mit ihr groß geworden sind.

„Auf Cornelia Funke liegt eine große Erwartung“, sagt Morawetz. „Unser erster Versuch mit der Weihnachts­geschichte war schon sensatione­ll“. Ihn will sie nun übertreffe­n. Der Vorjahresf­ilm wird nun auf DVD erscheinen.

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Foto: Wolfgang Diekamp Weihnachts­mann Niklas Julebukk und Engel Mathilda (rechts) prägen die Inszenie rung der Augsburger Puppenkist­e von Funkes Stück.

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