Ritt ohne Risiko
Nach dem Ärger über die Versicherung für den zuletzt abgesagten Tiefenbacher Leonhardi-Umzug gab es Gespräche. Warum Fans der Veranstaltung nun hoffen dürfen
Nach der Absage des beliebten Leonhardiritts in Tiefenbach im vergangenen Jahr, laufen nun die Bemühungen, die Veranstaltung heuer wieder abhalten zu können. Kürzlich fand dazu ein runder Tisch mit Vertretern der Kirche als Ausrichter und des örtlichen Vereinsrings als Organisator statt. Im Hintergrund stehen gegensätzliche Auffassungen zum notwendigen Versicherungsschutz für den Ritt. Weil die zuständigen Mitglieder des Vereinsrings befürchtet hatten, bei einem Unglücksfall möglicherweise selbst haften zu müssen, sagten sie die Veranstaltung 2016 kurzfristig ab. Das schürte in Illertissen und Umgebung einigen Unmut – der kürzlich erneut aufkam.
Wie sich in einer Sitzung des Vereinsrings Ende März herausstellte, sind einige offene Fragen weiterhin unbeantwortet. Der mit der Organisation betraute Heiner Loop forderte erneut einen angemessenen Versicherungsschutz für den Ritt. Der Illertisser Pfarrer Andreas Specker wies im Gegenzug darauf hin, dass die Diözese im vergangenen Jahr, ein aus seiner Sicht durchaus akzeptables Angebot für eine Police, vorgelegt hatte.
Die Zukunft des Tiefenbacher Ritts war auch nach der Sitzung unklar, die Beteiligten sahen Bedarf für weitere Gespräche. Die haben nun stattgefunden. Das Fazit: Fans der Tiefenbacher Brauchtumsveranstaltung zum Gedenktag des Leonhard von Limoges können wohl hoffen. Organisator Loop hat nach eigenen Aussagen inzwischen die Anforderungen an eine, aus seiner Sicht ausreichende Versicherungspolice, definiert. Um die ging es bei einem runden Tisch, an dem neben Vereinsringsvorsitzendem Gerhard Leopold auch Pfarrer Specker saß. Ob die Diözese diese Erfordernisse erfüllen kann, soll nun deren Versicherungsstelle prüfen. Falls es eine positive Rückmeldung gibt, können Pferde und Gespanne in diesem Jahr wohl wieder durch den Illertisser Ortsteil ziehen. Loop: „Wenn die Punkte alle enthalten sind, könnte der Ritt wieder stattfinden.“Zu Details wollte er sich nicht äußern.
Pfarrer Specker hält die Vorstellungen des Organisators für „nachvollziehbar“. Die offenen Versicherungsfragen seien komplex, „es ist schwierig, das alles zu einem guten Preis in den Griff zu bekommen“. Das 2016 vorgelegte Angebot der Diözese sei „nahe am grünen Bereich“gewesen, so Specker. Er kön- ne aber verstehen, dass man sich seitens des Vereinsrings „noch ein bisschen mehr“wünsche. Sprich: Für alle Eventualitäten versicherungstechnisch gerüstet zu sein. Hier habe der runde Tisch zur Klärung beigetragen. Loop habe sich im Vorfeld sehr viel Arbeit gemacht und Informationen eingeholt.
Fraglich sei nun, ob eine solch umfassende Versicherung zu „vernünftigen Konditionen“zu erhalten ist, sagt der Pfarrer. Und fügt hinzu: „Man kann alles versichern, aber man muss es auch bezahlen können.“Ob das gelingen kann, soll entschieden werden, sobald die Versicherungskammer ein Angebot auf den Tisch legt. Specker: „Dann sehen wir, was der Spaß kostet.“Geht es nach dem Geistlichen, könnte die Stadt Illertissen hinzugezogen werden, wenn es ums Bezahlen geht. Immerhin handele es sich beim Tiefenbacher Leonhardi-Umzug um eine gesellschaftliche Veranstaltung. Möglicherweise sei auch die Kirchenstiftung bereit, Geld zur Verfügung zu stellen. Bei Bedarf müsse ein Teil der Kosten wohl aus dem Umsatz gedeckt werden, der aus dem Verkauf von Verpflegung an die Zuschauer entsteht.
Ein weiteres Problem hatte Loop bei der Sitzung im März im hohen bürokratischen Aufwand gesehen, der mit dem Ritt einhergehe. So sei unter anderem gefordert, dass alle Teilnehmer ihre Equidenpässe (die Identitätsdokumente ihrer Pferde) bei der Veranstaltung vorhalten. Das ist aus Sicht der Organisatoren jedoch nur schwer umsetzbar.
Nach einem Gespräch mit Vertretern des Neu-Ulmer Landratsamts steht fest: Die Behörde will den Ausrichtern des Leonhardiritts mit einer Vereinfachung entgegenkommen. So müssten die Reiter die Pässe nicht dabei haben: Insofern die Veranstalter eine Teilnehmerliste führen, anhand derer Rösser und Reiter bei Bedarf ermittelt werden könnten – etwa wenn es um meldepflichtige Krankheiten geht, wie ein Sprecher des zuständigen öffentlichen Gesundheitsdiensts auf Anfrage sagte. Man behalte sich jedoch vor, die amtstierärztliche Aufsichtspflicht vor Ort auszuüben, hieß es. So könnte im November ein Mitarbeiter zum Leonhardiritt nach Tiefenbach geschickt werden. Falls jener stattfindet.
„Dann sehen wir, was der Spaß kostet.“
Pfarrer Andreas Specker