Mit Lug und Trug zum Online Kredit
Eine Neu-Ulmerin versucht über das Internet an Geld zu kommen. Was sie damit machen wollte
„Spätestens morgen ist das Geld auf dem Konto!“– mit Sprüchen wie diesen wirbt ein Vergleichsportal im Internet für Bankkredite. Wenige Klicks und ein paar eingescannte Dokumente reichen angeblich, dass Kunden am nächsten Tag einen Kredit im hohen fünfstelligen Bereich erhalten. Dies klang für eine Neu-Ulmerin zu verlockend. Da sie aber offenbar nicht das nötige Einkommen hatte, fälschte die arbeitslose Frau Lohnabrechnungen. Das hatte für die 35-Jährige nun ein juristisches Nachspiel: Der Fall wurde vor dem Neu-Ulmer Amtsgericht verhandelt, wo die Angeklagte die Taten einräumte.
Vor ziemlich genau einem Jahr versuchte die 35-Jährige zum ersten Mal über ein Online-Vergleichsportal an einen Kredit in Höhe von 21 000 Euro zu kommen. Dafür gab sie an, 3510 Euro monatlich zu verdienen. Die angeführte Firma in Neu-Ulm existiert aber gar nicht: Viel mehr ist die Mutter eines fünfjährigen Mädchens erwerbslos, bekommt rund 500 Euro Arbeitslosengeld und 190 Euro Kindergeld im Monat. Mit diesem Einkommen hätte sie den Kredit wohl nicht tilgen können. Als der erste Versuch scheiterte, versuchte die 35-Jährige, zwei weitere Male, an einen Kredit zu kommen, einen über 49900 Euro und einen über 50000 Euro. Wieder suchte sie über das Vergleichsportal im Internet nach günstigen Konditionen. Dafür ließ sie sich von einem der dort angepriesenen Experten beraten. „Das sind oftmals keine ausgebildeten Leute, sondern nur Callcenteragenten, die irgendwas erzählen“, wusste Richter Thomas Mayer. Auch in diesem Fall legte die Angeklagte gefälschte Dokumente vor. Der Grund, warum sie ein Darlehen aufnehmen wollte: Die 35-Jährige brauchte Geld, um ihre Schulden zu tilgen. 37 000 Euro bei einer Bank, 20 000 Euro privat. „Ich habe über meine Verhältnisse gelebt“, gestand die Angeklagte. Von dem Geld kaufte sich die Arbeitslose ein Auto, schaffte sich eine neue Küche an und ging auf Reisen. Die laufenden Kredite werden von ihrem Lebensgefährten bezahlt, der als Versicherungsvertreter arbeitet.
Die gebürtige Kasachin wollte ihren Partner entlasten, da sie momentan für den Kredit in Höhe von 37000 Euro einen Jahreszins von 15 Prozent zahlt. Dies ließ auch Richter Mayer staunen. „Es ist natürlich sehr verlockend über das Internet an Kredite zu kommen, aber da sind Sie auf die Schnauze gefallen“, sagte er. Rechtsanwalt Walter Mair versuchte das Vorgehen seiner Mandantin zu erklären: „Sie wollte mit der Umschuldung die Zinslast senken. Dass das eine falsche Idee war, sieht sie nun ein.“
Diesen Eindruck hatte auch Richter Mayer, der das ehrliche und offene Geständnis der Angeklagten positiv in seinen Richterspruch miteinfließen ließ. Zudem ist die Frau bis dato noch nicht straffällig gewesen. Daher lautete das Urteil: zehn Monate Haftstrafe zur Bewährung und 80 Arbeitsstunden. Mayer resümierte: „Das Internet birgt sehr viele Gefahren. Man macht etwas ganz schnell und die Hemmungen sind nicht so hoch.“Dann fragte er die Angeklagte, ob sie das Gleiche bei einer Bankfiliale gemacht hätte. Unter Tränen schüttelte sie den Kopf.