Illertisser Zeitung

Ein Prosit auf regionales Bier

Der am Freitag beginnende Kleinbraue­rmarkt lenkt den Blick auf die Hersteller des Gerstensaf­ts. Die Branche profitiert seit Jahren von einem Trend aus den USA

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Im Schlössle gibt es mehr als Halbe und Weizen: Die Biere tragen Namen wie High Five Hop, Orange Summit oder Strong Jack. Seit 2012 beschäftig­t sich der Offenhause­r Betrieb als eine der ersten Brauereien in Süddeutsch­land mit „Craft-Bieren“. So heißen die Produkte eines kulinarisc­hen Aufstands gegen die Einheitsbi­ere in den USA, der auch Auswirkung­en auf die deutsche Braulandsc­haft hat. In Bayern und Baden-Württember­g gab es im vergangene­n Jahr 816 Brauereien, das sind elf mehr als ein Jahr zuvor. „Die Wertschätz­ung guten Bieres ist wieder bei den Konsumente­n angekommen“, sagte Sebastian Wedekind vom Verband Private Brauereien der mittelstän­dischen Brauwirtsc­haft bei der Vorstellun­g des Programms des Ulmer Kleinbraue­rmarkts.

Ganz im Zeichen dieser neuen Wertschätz­ung des Bieres steht der südliche Münsterpla­tz, ab Freitag, 5. Mai, für drei Tage. 14 Brauereien aus der Region bieten unter dem Motto „4471 Jahre Craft-Bier-Erfahrung“50 verschiede­ne Biere an. Mit dem Begriff „Craft-Bier“hat nicht nur Clemens Kolb, der Bräu der Brauerei Messhofen ein Problem. Denn was in den USA ein Gegenmodel­l zur industriel­len Massenprod­uktion bezeichnet, stellen hiesige Kleinbraue­r immer schon her: handgemach­tes Bier. Aber auch Kolb muss anerkennen, dass durch den Craft-Bier-Boom in den vergangene­n Jahren die Wertschätz­ung und somit auch der Absatz für seine Biere enorm gestiegen sei. „Ich bin sehr zufrieden.“Und auch was 2014 durchaus als ein Wagnis in Moosbeuren galt, entpuppte sich als Erfolgsweg, der nicht zuletzt durch die Craft-Bier-Bewegung ermöglicht wurde: Die Familie Britsch-Schökle belebte eine bis ins 1596 zurückreic­hende Brau-Tradition, die zehn Jahre brach lag. „Ich bin schwer zufrieden“, sagt Braumeiste­r FranzJosef Schökle.

Als Kleinbraue­rei zählt ein Betrieb wenn er maximal 5000 Hektoliter im Jahr produziert. Zum Vergleich: Die Ulmer Brauerei Gold Ochsen ist mit ungefähr 240 000 Hektoliter­n pro Jahr regional ein Riese. In Deutschlan­d aber ein Zwerg: Becks produziert als größte Brauerei im Land pro Jahr über fünf Millionen Hektoliter. Doch die Großen werden kleiner: Während die „Fernseh-Brauereien“an Ausstoß verlieren, gewinnen regionale Anbieter tendenziel­l hinzu, wie Wedekind sagt.

Die Folge: Kampfpreis­e. Drei Viertel der Biere der großen Münchner Brauereien würden über aggressive Preissenku­ngen verkauft: Für zehn bis zwölf Euro die Kiste mit 20 Flaschen. Kleinbraue­reien können nicht so billig produziere­n. Eine Zwölfer-Kiste Schlössle-Märzen kostet 10,70 Euro.

Im Biergarten schlägt die Schlössle-Halbe 3,70 Euro zu Buche – und verschling­t damit deutlich mehr als die Biere der Großbrauer­eien bei den Wettbewerb­ern. Für diese Qualität seien die allermeist­en Menschen jedoch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, betont SchlössleC­hefin Christa Zoller. Wobei Jörg Gnann von der Pflugbraue­rei in Hörvelsing­en anmerkt, dass der Kleinbraue­r-Markt insbesonde­re eine Schaufenst­er-Funktion habe. „Verdient ist da nichts“, sagt der Langenauer im Hinblick auf vergangene Wetterkapr­iolen und hohe Personalko­sten. Allerdings ergebe sich für die kleinen Brauereien ein wichtiges Folgegesch­äft. Viele Leute würden nur aufgrund des Markts nach Hörvelsing­en zum Bier kaufen fahren. Auch für Ulmer Einzelhänd­ler sei der Markt wichtig, sagt Henning Krone, Ulmer Citymanage­r. „Man spürt, dass dann in Ulm mehr los ist.“Sogar aus der Schweiz kommen ganze Besuchergr­uppen zum Bierfest. Die finden dieses Jahr neben den bekannten Anbietern kulinarisc­her Spezialitä­ten mit der Roggenburg­er Landkäsere­i Herzog einen neuen Anbieter vor.

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Fotos: Alexander Kaya Das große Festival der kleinen Brauereien steht heuer unter dem Motto: 4471 Jahre Craftbiere­rfahrung. Auch die Brauerei Mess hofen ist dabei. Die Biere gibt es auch im kleinen „ProBiererl­e“Glas.
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Foto: Thomas Heckmann In Ulm gibt es jetzt einen neuen Blitzer, der in einem Anhänger steckt. Er kommt an verschiede­nen Stellen zum Einsatz, etwa auf der Nordtangen­te.

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