Eine Holzschatulle sollte Eindruck schinden
Wie Josef Stecker seine Frau Irmgard kennen und lieben lernte
Als Irmgard und Josef Stecker, beide 81, im Mai vor 60 Jahren geheiratet haben, herrschten andere Zeiten. Zumindest hören sich ihre Erzählungen so an: Denn wer würde heute noch bei jedem Wetter mit dem Rad von Ritzisried nach Illertissen zur Arbeit fahren, wie früher Irmgard Stecker? Oder Ehemann Josef, der mit seiner Familie in Gannertshofen in beengten Verhältnissen zurechtkommen musste. Er sagt: „Wir waren bescheiden.“Längst wohnen sie in Illertissen im 1962 bezogenen Eigenheim, blicken entspannt zurück und freuen sich über ihre Diamantene Hochzeit.
Beide sind sie im Sudetenland geboren, Josef Stecker in Groß Waltersdorf bei Olmütz in Nordmähren, wo er in einer kleinen Landwirtschaft groß wurde. Irmgard Stecker wuchs im Egerland in Turban, Kreis Tachau, auf. Nach der Aussiedlung blieben beide mit ihren Familien auf dem Land. Stecker wurde Schreiner und kam viel herum, seine Frau Irmgard arbeitete ab dem 14. Lebensjahr als Stickerin für Kinderkleidung in der Fabrik Neumann in Illertissen.
Sie lernten sich beim Tanzen auf einer Hochzeit in Ritzisried kennen. Stecker war von einem Freund mitgenommen worden, ohne selbst das Brautpaar zu kennen. Bei der Damenwahl trat ihm seine Frau erstmals gegenüber: „Da habe ich sofort einen Stich gespürt“, erinnert sich Stecker. Als Weihnachtsgeschenk fertigte er ihr eine kunstvoll mit Intarsien verzierte Schatulle aus zehn verschiedenen Holzarten. „Ich dachte, sie soll sehen, dass ich schon etwas kann.“Doch die Auserkorene ließ sich nicht so leicht beeindrucken, wie sie erzählt: „Zunächst hat mich das Weihnachtsgeschenk überhaupt nicht berührt.“Vier Jahre habe die Brautzeit gedauert, bis sie heirateten.
Der Ratschlag der beiden, um es lange miteinander auszuhalten: „Viel besprechen, sich akzeptieren sowie Vertrauen und Gottvertrauen bewahren.“