SWU schreiben weiter Millionenverluste
Der Jahresfehlbetrag der Stadtwerke Ulm sinkt auf 9,6 Millionen Euro. Warum das städtische Unternehmen aus der jüngsten Bilanz dennoch Hoffnung schöpft
Die Stadtwerke kommen nicht aus den roten Zahlen. Das Unternehmen im Besitz der Städte Ulm (94 Prozent Unternehmensanteil) und Neu-Ulm (sechs Prozent) schrieb laut am Mittwoch veröffentlichten Zahlen im vergangenen Jahr einen Verlust von 9,6 Millionen Euro. Trotz Minus geht es aufwärts: 2015 lagen die Verluste noch bei 16,1 Millionen Euro, im Jahr davor sogar bei 30 Millionen Euro. Das macht dem Chef der Stadtwerke Klaus Eder, der 2015 vorzeitig den glücklosen Matthias Berz ablöste, Hoffnung: „Bis zur schwarzen Null haben die Stadtwerke noch eine Strecke vor sich. Doch die Richtung im Gesundungsprozess stimmt.“
Verantwortlich für die anhaltenden Millionenverluste sind Belastungen, die auf Abschreibungen und Wertberichtigungen zurückgehen. Beispiele sind das Pumpspeicherkraftwerk Blautal – das Vorhaben wurde vollständig aufgegeben – und die Beteiligung am Kohlekraftwerk Lünen. Der dort erzeugte Strom verkaufte sich bei schwachen Börsenpreisen wiederum nur mit Verlust. Weil das auch in Zukunft so bleiben wird, hat auch der SWU- Anteil an der Betreibergesellschaft TKL an Wert verloren: Deswegen trübt eine Abschreibung in Höhe von 7,8 Millionen Euro die Bilanz.
Das Kohlekraftwerk Lünen ist für 8,7 Millionen Euro Verlust verantwortlich und das Pumpspeicherkraftwerk Blautal für 6,3 Millionen Euro Miese. Die Belastungen aus der Vermarktung des Kohlestroms werden sich angesichts der anhaltend niedrigen Marktpreise also fortsetzen. „Doch ein Ausstieg aus der Betreibergesellschaft zöge für die SWU Kosten nach sich, die die Verluste aus der Stromvermarktung weit übersteigen“, begründet Klaus Eder schriftlich.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Das Tagesgeschäft ziehe an und verbessert sein Plus auf zehn Millionen Euro und das – unumgängliche – Verkehrsdefizit ist so gering wie lange nicht. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch, der auch Aufsichtsratsvorsitzender ist, sieht das Unternehmen deswegen auf einem „guten Weg“. Es gelte nun, sich weiter anzustrengen und die Herausforderungen anzugehen. „Wer zukunftsweisende Energiepolitik und einen verbesserten Nahverkehr will, braucht eine starke SWU.“
Das Sparprogramm „SWU 2025“ zeigt offenbar erste Erfolge. So sanken etwa die Personalkosten. Diese unterschreiten um 6,4 Millionen Euro den Vorjahreswert. Ermöglicht habe das die konsequente Nicht-Wiederbesetzung von Stellen, die durch Ruhestand oder Arbeitgeberwechsel frei geworden sind. Ende 2016 zählten die Stadtwerke 949 Beschäftigte, 27 weniger als im Jahr zuvor.
2016 war ein gutes Jahr für grünen Strom. Aus Wasserkraft, Fotovoltaik und Holz erzeugten SWUAnlagen rund 133 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom. Dazu addierten sich rund 38 Millionen kWh Strom aus der Kraft-WärmeKopplung. Unter dem Strich legte die regionale Stromerzeugung laut Pressemitteilung um über fünf Prozent zu.
Gut entwickelt haben sich die einzelnen Geschäftsbereiche. Die Netztochter erwirtschaftete einen Überschuss von rund 19 Millionen Euro (Vorjahr: 14 Millionen Euro). Der Zuwachs rührt im Wesentlichen von den Netzentgelten her.
Die Tochtergesellschaft SWU Energie lag mit 6,2 Millionen Euro deutlicher im Plus als 2015 (1,5 Millionen Euro). Erfreulich entwickelt haben sich auch die Sparten Telekommunikation und Verkehr. Die Tochtergesellschaft SWU Tele-Net verbesserte ihren Gewinn auf 776000 Euro, gegenüber 73000 Euro im Vorjahr. Die Zahl der Internetkunden wuchs um rund 13 Prozent auf rund 7 500.
Zufriedenheit herrscht auch im Geschäftsbereich Verkehr. Die Sparte verringerte den Fehlbetrag um 2,4 Millionen Euro auf 12,1 Millionen Euro – so wenig wie lange nicht. 2016 investierte die SWU insgesamt 36,9 Millionen Euro. Ein großer Anteil entfällt auf den Straßenbahnbau.