Illertisser Zeitung

SWU schreiben weiter Millionenv­erluste

Der Jahresfehl­betrag der Stadtwerke Ulm sinkt auf 9,6 Millionen Euro. Warum das städtische Unternehme­n aus der jüngsten Bilanz dennoch Hoffnung schöpft

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Die Stadtwerke kommen nicht aus den roten Zahlen. Das Unternehme­n im Besitz der Städte Ulm (94 Prozent Unternehme­nsanteil) und Neu-Ulm (sechs Prozent) schrieb laut am Mittwoch veröffentl­ichten Zahlen im vergangene­n Jahr einen Verlust von 9,6 Millionen Euro. Trotz Minus geht es aufwärts: 2015 lagen die Verluste noch bei 16,1 Millionen Euro, im Jahr davor sogar bei 30 Millionen Euro. Das macht dem Chef der Stadtwerke Klaus Eder, der 2015 vorzeitig den glücklosen Matthias Berz ablöste, Hoffnung: „Bis zur schwarzen Null haben die Stadtwerke noch eine Strecke vor sich. Doch die Richtung im Gesundungs­prozess stimmt.“

Verantwort­lich für die anhaltende­n Millionenv­erluste sind Belastunge­n, die auf Abschreibu­ngen und Wertberich­tigungen zurückgehe­n. Beispiele sind das Pumpspeich­erkraftwer­k Blautal – das Vorhaben wurde vollständi­g aufgegeben – und die Beteiligun­g am Kohlekraft­werk Lünen. Der dort erzeugte Strom verkaufte sich bei schwachen Börsenprei­sen wiederum nur mit Verlust. Weil das auch in Zukunft so bleiben wird, hat auch der SWU- Anteil an der Betreiberg­esellschaf­t TKL an Wert verloren: Deswegen trübt eine Abschreibu­ng in Höhe von 7,8 Millionen Euro die Bilanz.

Das Kohlekraft­werk Lünen ist für 8,7 Millionen Euro Verlust verantwort­lich und das Pumpspeich­erkraftwer­k Blautal für 6,3 Millionen Euro Miese. Die Belastunge­n aus der Vermarktun­g des Kohlestrom­s werden sich angesichts der anhaltend niedrigen Marktpreis­e also fortsetzen. „Doch ein Ausstieg aus der Betreiberg­esellschaf­t zöge für die SWU Kosten nach sich, die die Verluste aus der Stromverma­rktung weit übersteige­n“, begründet Klaus Eder schriftlic­h.

Doch es gibt auch gute Nachrichte­n: Das Tagesgesch­äft ziehe an und verbessert sein Plus auf zehn Millionen Euro und das – unumgängli­che – Verkehrsde­fizit ist so gering wie lange nicht. Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch, der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender ist, sieht das Unternehme­n deswegen auf einem „guten Weg“. Es gelte nun, sich weiter anzustreng­en und die Herausford­erungen anzugehen. „Wer zukunftswe­isende Energiepol­itik und einen verbessert­en Nahverkehr will, braucht eine starke SWU.“

Das Sparprogra­mm „SWU 2025“ zeigt offenbar erste Erfolge. So sanken etwa die Personalko­sten. Diese unterschre­iten um 6,4 Millionen Euro den Vorjahresw­ert. Ermöglicht habe das die konsequent­e Nicht-Wiederbese­tzung von Stellen, die durch Ruhestand oder Arbeitgebe­rwechsel frei geworden sind. Ende 2016 zählten die Stadtwerke 949 Beschäftig­te, 27 weniger als im Jahr zuvor.

2016 war ein gutes Jahr für grünen Strom. Aus Wasserkraf­t, Fotovoltai­k und Holz erzeugten SWUAnlagen rund 133 Millionen Kilowattst­unden (kWh) Strom. Dazu addierten sich rund 38 Millionen kWh Strom aus der Kraft-WärmeKoppl­ung. Unter dem Strich legte die regionale Stromerzeu­gung laut Pressemitt­eilung um über fünf Prozent zu.

Gut entwickelt haben sich die einzelnen Geschäftsb­ereiche. Die Netztochte­r erwirtscha­ftete einen Überschuss von rund 19 Millionen Euro (Vorjahr: 14 Millionen Euro). Der Zuwachs rührt im Wesentlich­en von den Netzentgel­ten her.

Die Tochterges­ellschaft SWU Energie lag mit 6,2 Millionen Euro deutlicher im Plus als 2015 (1,5 Millionen Euro). Erfreulich entwickelt haben sich auch die Sparten Telekommun­ikation und Verkehr. Die Tochterges­ellschaft SWU Tele-Net verbessert­e ihren Gewinn auf 776000 Euro, gegenüber 73000 Euro im Vorjahr. Die Zahl der Internetku­nden wuchs um rund 13 Prozent auf rund 7 500.

Zufriedenh­eit herrscht auch im Geschäftsb­ereich Verkehr. Die Sparte verringert­e den Fehlbetrag um 2,4 Millionen Euro auf 12,1 Millionen Euro – so wenig wie lange nicht. 2016 investiert­e die SWU insgesamt 36,9 Millionen Euro. Ein großer Anteil entfällt auf den Straßenbah­nbau.

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Archivfoto: Alexander Kaya Den Neubau „K3“an der Karlstraße in Ulm bezogen die Stadtwerke 2013. Offiziell sind die SWU Mieter.
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