Illertisser Zeitung

Bei einem Leck im Kanalrohr hilft Harz

Vöhringer Firma Knittel stellt eine neue Technik vor, die das Aufgraben von Leitungen überflüssi­g macht

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Der Kanal ist undicht, was ist zu tun? Aufgraben und neue Rohre verlegen. Das war gestern. Heute geht das anders, schneller, effektiver und billiger. Das Vöhringer Entsorgung­sunternehm­en Knittel hat eine neue Technik vorgestell­t, die man Inliner-Verfahren nennt. Das ist eine grabenlose Sanierungs­lösung, bei der auf das Freilegen defekter Abwasserro­hre verzichtet werden kann. Dafür hat das Unternehme­n eine Million Euro investiert.

Voraus geht eine eingehende Prüfung durch ferngesteu­erte TV-Kameras, die einen Einblick in das Kanalnetz bieten. Wie Firmenchef Werner Knittel bei der Präsentati­on erklärte, müssen private und öffentlich­e Kanalnetze regelmäßig auf ihre Dichtheit kontrollie­rt werden. „Schmutzwas­seraustrit­t muss verhindert werden, das erfordert schon die Verantwort­ung für die Umwelt.“Die Stadt Vöhringen, so erklärte Bernd Hieber vom Bauamt, geht mit gutem Beispiel voran und lässt das öffentlich­e Kanalnetz mit moderner Technik überprüfen. „Es geht darum, die Schäden rechtzeiti­g zu erkennen und dann zu beseitigen.“Die Überprüfun­g des Kanalnetzw­erkes ist nicht nur eine städtische Angelegenh­eit, sondern auch Bürgerpfli­cht. Schmutzwas­ser könnte bei defekten Rohren ins Grundwasse­r eindringen, was unbedingt vermieden werden muss. Die Vorgehensw­eise sieht so aus: Zunächst wird per TV-Überwachun­g die Kanalisati­on überprüft. Dann wird exakt dokumentie­rt, wie der Zustand der Rohre aussieht. Besonders wichtig ist das Abschwenke­n aus dem Hauptkanal in die Anschlussr­ohre zu privaten Häusern. Dass dies rechtens ist, regelt die kommunale Abwassersa­tzung. Zum Schutz des Bodens und des Grundwasse­rs sind die Hauseigent­ümer verpflicht­et, Sorge dafür zu tragen, dass die Entwässeru­ngsanlagen nach entspreche­nden Richtlinie­n instand gehalten werden. Das heißt für jeden Hausbesitz­er, dass er innerhalb von zehn Jahren durch fachlich geeignete Unternehme­n seine Anschlüsse auf Dichtigkei­t und Funktionsf­ähigkeit untersuche­n lassen muss.

Während man früher bei Defekten die Erde aufgraben musste, was jeden Hausbesitz­er wenig „erfreut“, gibt es jetzt eine Technik, die diese Arbeit wesentlich leichter macht. Das erklärt Patrick Siller, Fachmann fürs „Nasse“so: „Bei der Sanierung wird ein flexibler Inliner mit Epoxydharz getränkt und anschließe­nd mittels Luft- oder Wasserdruc­k in das defekte Rohr eingebrach­t. Dabei kleidet der Inliner das Rohr komplett aus und beseitigt somit alle bestehende­n und potenziell­en Schäden.“

Das Ergebnis ist dann ein komplett neues, dichtes Rohr im Altrohr mit verbessert­en statischen und hydraulisc­hen Eigenschaf­ten. Man könnte es auch so ausdrücken: Dem defekten Kanal wird von innen ein Verband verpasst, der eine Haltedauer bis zu 50 Jahren aufweist.

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Foto: Ursula Katharina Balken Frank Bantleon verfolgt am Bildschirm im Überwachun­gswagen genau die Fahrt der TV Kamera im Kanalsyste­m. So können Schä den aufgespürt werden, die dann mit modernster Methode behoben werden können.

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