Sie will in der Politik hoch hinaus
Verena Winter hat mit 26 Jahren schon einiges erreicht. Sie ist unter anderem stellvertretende CSU-Vorsitzende im Unterallgäu. Mit der sprach sie über ihre Ziele
Bei der Frage, ob sie einmal Bürgermeisterin werden wolle, lacht Verena Winter. „Das ist ein schönes Amt. Aber ich würde nicht in Kettershausen Bürgermeisterin werden wollen. Da haben wir nämlich schon eine sehr gute“, sagt die 26-Jährige. Dabei hat Winter für ihr Alter schon einiges erreicht, ist unter anderem stellvertretende Kreisvorsitzende der CSU im Unterallgäu und zum vierten Mal an der Spitze des Kettershauser Ortsverbands. Doch im Moment dreht sich bei der jungen Frau sowieso alles um das eine: ihr Referendariat zur Volljuristin.
Im Oktober 2010 hat Winter mit dem Jura-Studium in Erlangen begonnen, es fünf Jahre später beendet und nun steht das Referendariat in ganz Schwaben an. Zur Zeit arbeitet sie in Babenhausen und absolviert ihre „Anwaltsstation“. „Ja, der Anwaltsberuf wäre schon schön“, antwortet Winter auf die Frage, in welchem Bereich sie als Juristin denn mal arbeiten möchte. Aber auch in der Verwaltung gefalle es ihr, zum Beispiel beim Landratsamt oder als Personalreferentin in einem Unternehmen.
Wenn Winter von ihren Berufswünschen spricht, merkt man: Sie brennt dafür. „Ich wollte schon immer Jura studieren. Aber alle haben dann gesagt, das sei so schwer und dauere so lange. Dann wollte ich Lehramt Deutsch und Geschichte studieren“, sagt die 26-Jährige. Doch ihre Eltern, Irmgard und Josef Winter, haben ihr zum Jura-Studium geraten. „Ich bereue es nicht.“
Dabei hätte es auch ganz anders für die zierliche Frau laufen können: Ihr Vater Josef führt nämlich eine Landwirtschaft mit etwa 400 Schweinen, leitet die Josef Winter Landschaftspflege und ein Lohnunternehmen, das mittlerweile Winters älterer Bruder Josef übernommen hat. „Aber die Landwirtschaft hat mich nie interessiert“, sagt Winter. Sie sei außerdem überhaupt nicht technikbegabt, fügt sie mit einem Lachen hinzu. „Ich habe aber trotzdem damals den Traktorführerschein gemacht.“Wenn Not am Mann ist, springen sie und ihr jüngerer Bruder auch heute noch ein und fahren beispielsweise den Bulldog weg.
Vor drei Jahren hat sich von heute auf morgen alles für die Familie geändert: Die 59-jährige Mutter Irmgard erlitt einen Schlaganfall – am Geburtstag ihrer Tochter. „Das war eine Powerfrau. Für uns war es unverständlich, wie jemand wie sie so zerbröseln kann“, sagt Winter heute. Seit diesem Schicksalsschlag erledigt sie die Buchführung für den Betrieb. „Alles hat sich gewandelt.“Der Familienzusammenhalt sei vor allem Oma Theresia aus Kettershausen geschuldet. Die 91-Jährige appelliere immer an die Gemeinschaft. „Ich bin ein totaler Familienmensch“, sagt auch Verena Winter. „Weil ich hier alles zu schätzen weiß, was es gibt. Das mag ich. In der Stadt ist man anonymer.“Deshalb könne sie sich nicht vorstellen, eines Tages ganz nach Berlin zu ziehen. „Wenn dann als Zweitwohnsitz.“Denn sie wolle hier ihre Heimat haben, das gebe sie nicht so gerne auf. „Und ein Leben aus dem Koffer ist nichts für mich. Ich finde es gut, wenn jemand heimatverbunden ist.“
Das passt zu den politischen Ansichten der 26-Jährigen. Sie sagt, nur wer wisse, wie es in der Heimat wirklich ist, könne diese Interessen nach Berlin tragen. Seit Winter 18 Jahre alt ist, gehört sie der CSU an. Hauptverantwortlich dafür war wohl der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). „Man kann von ihm jetzt halten was man will, aber da- mals fand ich bewundernswert, wie er junge Menschen beeindrucken konnte“, berichtet sie. Ein gewisses Interesse an Politik war bei ihr aber schon immer da. So wählte die junge Frau als Leistungskurs am SimpertKraemer-Gymnasium in Krumbach zum Beispiel Geschichte. Und ihre Eltern seien ebenfalls politisch interessiert.
Inzwischen ist sie Kreisvorsitzende der CSU im Unterallgäu und in der Jungen Union tätig, besuchte sogar die CSU–Akademie zur Nachwuchsförderung an verschiedenen Standorten in ganz Deutschland. Und Winter sei auch in Zukunft dazu geneigt, ein politisches Amt zu übernehmen. Allerdings sei das von so vielen Faktoren abhängig. „Aber der Kreistag wäre ein schönes Ziel für 2020“, sagt die junge Frau. Ihre Ziele: Die Gleichgültigkeit der Jüngeren gegenüber der Politik zu beseitigen und mehr Menschen dafür zu begeistern. Das sei nicht immer ganz einfach. „Bei den Jüngeren ist das eine Gratwanderung zwischen politischen Themen und Themen mit gesellschaftlichem Charakter. Aber auch die Älteren fliegen mir natürlich nicht zu“, erzählt die 26-Jährige. Da suche sie die persönlichen Gespräche.
Um Examen, Buchhaltung und Politik unter einen Hut zu bekommen, schafft sich Winter Freiräume: Sie joggt, spielt Tennis und Klavier. Doch vor allem sieht sie ihre politische Arbeit als Freizeit an. „Meistens kriege ich das dann alles unter“, sagt sie mit einem Lächeln. Und manchmal sei sie auch ganz froh, wenn sie mit ihren Freundinnen nicht nur über Politik, sondern auch über typische Frauenthemen sprechen könne.
„Der Kreistag wäre ein schönes Ziel für 2020.“Verena Winter, stellvertretende CSU Kreisvorsitzende