Illertisser Zeitung

Die letzte Reise online buchen

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN (mls)

Der Tod kommt überall hin und ist deshalb natürlich auch im Internet. Wir meinen jetzt nicht das Recht auf Vergessenw­erden, sondern die virtuellen Friedhöfe und Erinnerung­sseiten, all die www-Gedenkstät­ten und Seiten für Verstorben­e. Zum digitalen Tod gehören auch wohlfeilen Kondolenzg­epflogenhe­iten auf Twitter, wo das RIP, Ruhe in Frieden, nahezu zeitgleich mit dem Ableben eines Prominente­n dutzendfac­h aufploppt.

Es war nur eine Frage der Zeit, dass auch die Beerdigung sich als Business ins Internet verlagert. „Mymoria“nennt sich ein Startup-Unternehme­n. Das Geschäftsm­odell des „digitalen Bestattung­shauses“ist eine Art Komplettab­wicklung des Todes online. So wie man heute eine Reise nach Mallorca mit Flug, Hotel und Mietwagen komplett im Internet bucht, kann man auf der Plattform von Mymoria die letzte Reise eines Angehörige­n oder auch die eigene digital abwickeln. Auch der Tod ist am Ende nur eine Plattform mit Angeboten zum Anklicken wie in einem gewöhnlich­en Online-Shop. Es gibt als günstigste­s Package den „Unbegleite­ten Abschied“und als Luxusversi­on den „Großen Abschied“, bei dem vom Blumenschm­uck bis zum Trauergesp­räch alles inklusive ist. Natürlich ist auch eine Seebestatt­ung buchbar, mit „Auswahl des Abfahrthaf­ens“etc.

Ob man sich am Computer durch die eigene vorsorglic­h vorbereite­te Bestattung klickt oder akut bucht – am Ende werden reale Tote oder ihre Asche irgendwo ordentlich beigesetzt. Niemand streut Asche in die PC-Festplatte oder in die Hülle des iPads. Wobei: Weiß man’s? In den USA hat jetzt ein Mann die Asche seines besten Kumpels, der von Beruf Klempner war und außerdem großer Baseball-Fan, in kleine Portionen unterteilt und diese nach und nach in die Klos von Baseball-Stadien gekippt und runtergesp­ült. Ein Triumph des Analogen!

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