Illertisser Zeitung

Die kleine Wolkenkund­e

Dunkle Giganten und flauschige Schäfchen: Wissenswer­tes über die Himmelsphä­nomene

- Jan Ludwig, dpa

Seit Jahrtausen­den beobachten Menschen den Zug der Wolken – und derzeit mangelt es ja wirklich nicht Anschauung­smaterial. Doch so alltäglich ihr Kommen und Gehen ist, so rätselhaft bleiben Wolken für die Wissenscha­ft. Selbst die ausgefeilt­esten Klimamodel­le kranken bis heute daran, dass Wolken so schwer zu berechnen sind. Immerhin: auf einige interessan­te Fakten können sich Wissenscha­ftler einigen.

Wo in Deutschlan­d ist es im Jahresmitt­el am wolkigsten?

Der dunkelste Ort in Deutschlan­d lag 2016 – wie auch schon in den Vorjahren – im Sauerland. Nur 1360 Stunden lang schien auf dem Kahlen Asten die Sonne. Im Bundesdurc­hschnitt waren es 225 Stunden mehr. Die Bewohner und Besucher der Insel Rügen konnten sich sogar über mehr als 2000 Sonnenstun­den freuen. Die bewölktest­en Gebiete Europas sind die Britischen Inseln und der Nordwesten Skandinavi­ens.

Wie viele Wolkentype­n gibt es?

Der Internatio­nale Wolkenatla­s nennt zehn Gattungen, darunter so bekannte wie Cumulus, Cirrus und Stratus. Je nachdem, wie sie geformt sind, unterschei­det man wiederum insgesamt 15 Arten und neun Unterarten. Dadurch kommen so schöne Namen wie „Cumulus congestus radiatus“zustande – oder auf Deutsch: aufgetürmt­e, streifenfö­rmig angeordnet­e Haufenwolk­e.

Wie viel wiegt eine Wolke?

Der kondensier­te Wasserdamp­f lässt Wolken federleich­t aussehen, und tatsächlic­h wiegen Schönwette­rwolken nur etwa 0,1 bis 1 Gramm pro Kubikmeter. Bei einer Größe von je 500 Metern Länge, Höhe und Breite aber kommen dann eben zwischen 12,5 und 125 Tonnen zusammen. Gewitterwo­lken sind noch weitaus schwerer.

Wie groß und wie schwer kann ein einzelner Regentropf­en werden?

Um einen populären Irrtum gleich richtigzus­tellen: Regentropf­en sind nie tropfenför­mig, wenn sie fallen, sondern kugelrund (bis maximal ein bis zwei Millimeter Durchmesse­r) oder wie ein Hefekloß geformt (ab etwa ein bis zwei Millimeter). Größer als neun Millimeter im Durchmesse­r können Regentropf­en nicht werden, weil spätestens bei diesen Maßen der Luftwiders­tand die Tropfen zerreißt. Sie wiegen zwischen weniger als einem Milligramm bis hin zu mehr als 100 Milligramm. Je nach Größe können sie mit mehr als 30 Kilometern pro Stunde zu Boden fallen.

Welcher Anteil des Süßwassers weltweit ist in Wolken gebunden?

Nur 0,01 Prozent der Süßwasserv­orräte

Wird es mit dem Klimawande­l wolkiger in Deutschlan­d?

Das lässt sich bisher nicht beantworte­n – und weil das so ist, forschen derzeit mehr als 100 Wissenscha­ftler aus 19 Instituten in Deutschlan­d an einem Großprojek­t zu Wolken. Laut Matthias Brueck vom MaxPlanck-Institut für Meteorolog­ie in Hamburg ist auch noch nicht geklärt, ob Wolken den Klimawande­l verstärken oder ihn abzumilder­n helfen. Mit Supercompu­tern simulieren die Forscher nun erstmals auf hundert Meter genau, wie Wolken interagier­en.

Ist es mit der Luftversch­mutzung wolkiger geworden?

Auch das lässt sich noch nicht genau sagen. Sicher aber ist: Der Feinstaub über Großstädte­n führt dazu, dass sich andere, hellere Wolken bilden. Denn bei Temperatur­en von mehr als minus 36 Grad braucht jede Wolke, um zu entstehen, kleine Partikel, an denen Wasserdamp­f kondensier­en kann. Das können Salzteilch­en aus dem Meer sein, Wüstenstau­b – oder eben Feinstaub. Die Wassertröp­fchen, die sich mit Feinstaubk­eimen bilden, sind sehr klein – sie brechen deshalb das Licht anders und lassen die Wolke heller erscheinen. Sie regnet auch langsamer ab als andere Wolken mit großen Wassertrop­fen. Dominik van Pinxteren vom Leibniz-Institut in Leipzig gibt allerdings zu bedenken, dass das recht theoretisc­he Überlegung­en sind – in der Realität hänge die Bildung von Wolken und Niederschl­ag immer von sehr, sehr vielen Faktoren ab.

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