Die Türkei war seine Rettung
Im Jahr 1947 wurde Ernst Reuter Oberbürgermeister von Berlin und eine der bedeutendsten Figuren der geteilten Stadt. Es hätte auch anders kommen können. Denn die Nazis hatten ihn als Sozialisten verfolgt. Er musste raus aus Deutschland. Aber wohin? Gab es ein fortschrittliches Land, das ihm einen sicheren Platz und sogar Arbeit geben würde? Ja, gab es: Reuter floh in die Türkei, wo er elf Jahre lang in Ministerien und als Hochschul- lehrer arbeitete.
Er war nicht der Einzige, der vor den Nazis in die Türkei floh. In Ankara brachte Reuter sogar eine Skatrunde zusammen, mit einem Dirigenten und einem Assyriologen. Dort und in Istanbul traf er auf Künstler, Wissenschaftler, Ärzte und Lehrer, die wie er in die Türkei entkommen waren.
Dass deutsche Emigranten in der Türkei eine moderne, westlich anmutende Bleibe finden konnten, hatte viel mit einem gewissen Mustafa Kemal zu tun, der sich später den Nachnamen Atatürk, Vater der Türken, geben ließ. Atatürk verordnete allen seinen Landsleuten Nachnamen nach westlichem Vorbild. Denn das war sein großes Thema: die Umwandlung des islamisch geprägten und kränkelnden Osmanischen Reichs in eine moderne Republik. Dabei bediente er sich durchaus diktatorischer Mittel.
Dass mit ihm nicht zu spaßen war, hatte er schon als junger Offizier im Ersten Weltkrieg auf der Halbinsel Gallipoli bewiesen. In der englischsprachigen Welt klingt der Name Gallipoli bis heute nach einem Albtraum. Winston Churchill erlitt dort eine blutige Niederlage. Die Australier gedenken jedes Jahr der Opfer einer Schlacht,