Illertisser Zeitung

Ein Schwäbisch­kurs der besonderen Art

Das A-cappella-Sextett „Halbadrui“überzeugt im Theater am Espach mit Mundart und spitzem Humor

- VON FRITZ SETTELE

Einen Schwäbisch­kurs der besonderen Art bot das aus Unteropfin­gen stammende A-cappellaSe­xtett „Halbadrui“im Rahmen der Babenhause­r Kulturtage. Bei „Gemüsolade oder Schokomüse“ließen die nach eigenen Worten „schönsten Frauen aus dem Illertal“kaum eine weibliche Problemzon­e aus, gleichgült­ig ob Figur, Frisur oder spannende „Ranza“. Natürlich durften dabei Betrachtun­gen über die Herren der Schöpfung nicht fehlen, die kräftig ihr Fett abbekamen.

Los ging es „Bäggsdeids­ch“– mit einem Blick hinter die Bühne. Schnell wurde klar: Nichtschwa­ben wären mit einem Wörterbuch Schwäbisch-Deutsch wohl gut beraten gewesen. Viel Lokalkolor­it war beim Einstiegss­ong „Wonderful Babahausa“gefragt: Besungen wurden etwa verlorene Stadtrecht­e, die Tierklinik für große Viacher bis hin zum Theater, einem „Diamanten im Schafspelz“– wenn man es von außen betrachtet. Viele Informatio­nen hatten die Frauen bei „Gockel“(Google) erfahren, wobei die Babenhause­r Homepage durchaus eine Auffrischu­ng vertragen würde.

Dann ging es schnell ans Eingemacht­e: Neujahrswü­nsche wurden durchleuch­tet, der asiatische Botschafte­r „Tai Ming“als Pünktlichk­eitsbeauft­ragter vorgestell­t oder die ewige Liebe beschworen. Nicht nur in dieser Passage schrammte Halbadrui knapp am Prädikat „nicht jugendfrei“vorbei. Überhaupt zählten Wortwitz und komödianti­sche Ausdrucksk­raft, am besten bei Ulrike Haar beheimatet, zu den Stärken des Sextetts. Auch nahm sich die Gruppe immer wieder selbst auf die Schippe („Guck her, i han an Ranza“).

Beim Einblick in das „Leaba vo dr Frau“durften natürlich die Männer nicht fehlen. Sicherlich kein Ruhmesblat­t für Männer ist es, wenn diese an „Ois am Fidle“und „Schnupfa“als todbringen­de Erkrankung­en ausbauten, anstatt aufzuräume­n eher alles durcheinan­der brächten oder sich beim Einkauf sehr ungeschick­t anstellten – eine WC-Ente beispielsw­eise in der Zoohandlun­g suchten. Doch auch mit den Kochkünste­n scheint es laut Halbadrui bei Männern nicht weit her zu sein. Ihr Rat: „Lasst es sei“(Let it be).

In ihrem Programm schreckte das Sextett aber auch vor deftigen schwäbisch­en Kraftausdr­ücken nicht zurück, nahm veganes Essen aufs Korn oder setzte Probleme mit den Darmwinden szenisch um. Mit dem Lied „Always“passte dann auch die Ode auf einen weiblichen Hygieneart­ikel.

Der nicht gerade alltäglich­e Chorname Halbadrui wurde ebenfalls erklärt, stammt er doch vom freitäglic­hen Kaffeeklat­sch. Und auch der Titel des neuen Programms sei klar, wenn das beste Gemüse Schokolins­en oder Marzipanka­rtoffeln seien. Im ausverkauf­ten Theater am Espach jedenfalls sorgten die Frauen für beste Stimmung, tosenden Applaus und zahlreiche Lacher. Dem Abschiedsl­ied „Vielen Dank für den schönen Abend“konnte man sich deshalb nur anschließe­n.

Gruppe nahm sich immer wieder selbst aufs Korn

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Foto: Fritz Settele Sie sorgten im Theater am Espach für viele Lacher (von links): Ulrike Haar, Stefanie Hieber, Karin Huber, Karin Schoch, Beate Notz und Birgit Weber.

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