Illertisser Zeitung

Der Feinstaub Fresser

Moos soll in Stuttgart dabei helfen, ein großes Problem zu lösen. Wie das funktionie­rt, erfährst du hier

- VON STEFANIE PAUL

Mit einem Kleber haben es Menschen schon probiert. Auch mit speziellen Kehrmaschi­nen. Jetzt wollen sie an das Problem anders herangehen – und zwar mit Moos. Um was für ein merkwürdig­es Problem es da geht?

Das Problem heißt Feinstaub. Normalerwe­ise kann man ihn nicht sehen, denn er besteht aus winzig kleinen Teilchen. Der Staub steckt zum Beispiel in den Abgasen unserer Autos. Auch Heizkraftw­erke spucken Feinstaub aus, und viele der Öfen, die bei uns zu Hause stehen.

Das Zeug in der Luft kann krank machen

In Stuttgart gibt es besonders viel Feinstaub. Das hat etwas mit der Lage der Stadt zu tun. Sie liegt in einem Tal und ist fast rundherum von Bergen eingeschlo­ssen. Deshalb kann sich das Zeug dort besonders gut ansammeln.

Feinstaub kann krank machen. Deshalb will man in Stuttgart etwas gegen das Problem tun. Helfen sollen dabei Moose. Forscher haben nämlich herausgefu­nden, dass Moose den Feinstaub aus der Luft prima filtern können. Zumindest klappte das im Labor. Nun wird getestet, ob das auch draußen funktionie­rt.

Entlang einer viel befahrenen Straße bauten Fachleute eine spezielle Wand auf. Sie ist mit Moos bepflanzt. Das sieht ein bisschen so aus, als hinge dort ein riesiger, grüner Teppich. Ein Jahr lang untersuche­n Forscher, ob die Moose eine Lösung für das Feinstaub-Problem sein könnten. Doch wie funktionie­ren?

Sonja Thielen kümmert sich um die Moose und verrät: „Im Gegensatz zu anderen Pflanzen haben Moose keine Wurzeln. Das bedeutet, sie nehmen alle wichtigen Stoffe, die sie zum Wachsen brauchen, über ihre Blätter auf.“So ein wichtiger Stoff ist zum Beispiel Ammonium-Nitrat. Das ist ein Salz – und von dem ist besonders viel im Feinstaub drin. „Das Ammonium-Salz bleibt an den Blättern haften und wird von den Moosen sozusagen verdaut“, erklärt die Expertin. Auch andere Teilchen des Feinstaubs verfangen sich an den winzigen Blättern der Moose. Diese werden von den Moosen zwar nicht verdaut – aber festgehalt­en. „Die Teilchen soll das verrotten mit dem Moos und beides wird zu Humus“, sagt Sonja Thielen.

Und noch einen Trick haben die Moose auf Lager: Auf den Blättern leben Bakterien. Das sind winzige Lebewesen. Sie ernähren sich ebenfalls von Stoffen, die im Feinstaub enthalten sind.

Einmal in der Woche nimmt Sonja Thielen Proben von der Mooswand und untersucht sie unter dem Mikroskop. „Wir wollen zum Beispiel schauen, wie viel Feinstaub sich auf den Blättern angesammel­t hat, ob es den Moosen gut geht und ob sie vielleicht sogar gewachsen sind“, sagt die Forscherin. Wer weiß, vielleicht können die Moose bei dem Feinstaub-Problem wirklich helfen.

 ?? Foto: dpa ?? Mit dieser Wand wollen die Forscher tes ten, ob Moose eine Lösung für das Fein staub Problem sind.
Foto: dpa Mit dieser Wand wollen die Forscher tes ten, ob Moose eine Lösung für das Fein staub Problem sind.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany