Eine pikante Spendenaffäre
Podium 70 wagt sich an ein frivol-freches Boulevardstück – und erntet süffisante Lacher und viel Beifall
Spenden sind immer eine gute Sache, kommt nur darauf an, für was und für wen. In René Heinersdorffs Komödie „Aufguss“im ausverkauften Evangelischen Gemeindehaus Vöhringen, auf die Bühne gebracht von Podium 70, gibt es zwei Möglichkeiten, seine Gaben an den Mann oder besser an die Frau zu bringen. Man kann pekuniär etwas spenden, was steuerlich absetzbar ist. Eine Samen-Spende, um einen Kinderwunsch zu erfüllen, wenn alle von der Natur vorgegebenen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann man nicht absetzen. Regisseur Peter Kelichhaus rückt die Wortspiele ums Spenden in den Mittelpunkt, scheut keine Tabus, reichert mit eigenen Gags das Spiel ums Spenden noch an. Wiederholter Szenenapplaus beweist, dass Zuschauer in der Provinz keine unwissenden Landeier sind.
Baby für die Dauergeliebte
Die Story ist schnell erzählt. Ein in die Jahre gekommener, reicher Waschmittelhersteller ist altersbedingt impotent. Also kommt er auf den Gedanken, seiner Dauergelieb- ten ein Baby zu schenken – durch eine Samenspende eines anderen Mannes. Auf der anderen Seite erhofft sich ein Kinderarzt eine finanzielle Spende für die Erweiterung seines Krankenhauses. Muss man lange erklären, welche Missverständnisse sich da auftun? Muss man nicht. Das ergibt sich aus einer geschickt geführten Dialogregie, gepaart mit Darstellern, denen die Rollen auf den Leib geschneidert zu sein scheinen. Dass das Ganze sich in einem Wellness-Hotel abspielt, wo Sauna mit Aufguss zum Pflichtrepertoire gehört, macht die Sache erst richtig pikant. Da ist der bereits angegraute Dieter, ein Womanizer, dem es an Durchhaltevermögen fehlt. Ist er gerade liiert, erblickt er eine andere Frau, deren Rock noch kürzer ist, deren Augen noch dunkler sind und schon ist sein männliches Gleichgewicht dahin. Markus Reiter mimt diesen Herrn genial. Bettina Breibeisch ist als Emilie die rechte Hand von Lothar (Sven Hil- senbeck), dem Kinderarzt, für den Spenden in klingender Münze für sein Kinderhospital willkommen sind. Mit schwarz umrandeter Brille wirkt er sogar ein wenig intellektuell und agiert auch so. Alex (Otmar Walcher) kommt auf die Bühne, und allein schon für diesen Auftritt gibt es Beifall. Das Geheimnis, was man von ihm erwartet – schon wegen der Gene – ist schnell gelüftet. Bleibt noch Christina Hilsenbeck als Mary, die potenzielle Empfängerin besagter Spende. Ihre Dialoge und Darstellung, ganz gleich, wer ihr gerade gegenüber steht, sind die I-Tüpferl des Geschehens, wobei das gesamte Ensemble sich der pikanten Situation bewusst ist und dies auch spielerisch locker rüber bringt.
Lang anhaltender Beifall zum Schluss, Blümchen für die Damen, Wein für die Herren als Lohn für den Mut, auch mal die Hüllen fallen zu lassen und originelle Badehosen vorzuführen, die selbst am mallorquinischen Ballermann die Blicke auf sich gezogen hätten.
Samstag, 13. Mai; Sonntag, 14. Mai; Mittwoch, 17. Mai; Sonntag, 21. Mai; Mittwoch, 24. Mai und Sonntag, 28. Mai, jeweils 20 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Vöhrin gen Karten im Vorverkauf in der Buch handlung Kelichhaus, Vöhringen, Bahn hofstraße 6 a, telefonisch unter 07306/32678 oder an der Abendkasse.