Illertisser Zeitung

Eine pikante Spendenaff­äre

Podium 70 wagt sich an ein frivol-freches Boulevards­tück – und erntet süffisante Lacher und viel Beifall

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Spenden sind immer eine gute Sache, kommt nur darauf an, für was und für wen. In René Heinersdor­ffs Komödie „Aufguss“im ausverkauf­ten Evangelisc­hen Gemeindeha­us Vöhringen, auf die Bühne gebracht von Podium 70, gibt es zwei Möglichkei­ten, seine Gaben an den Mann oder besser an die Frau zu bringen. Man kann pekuniär etwas spenden, was steuerlich absetzbar ist. Eine Samen-Spende, um einen Kinderwuns­ch zu erfüllen, wenn alle von der Natur vorgegeben­en Möglichkei­ten ausgeschöp­ft sind, kann man nicht absetzen. Regisseur Peter Kelichhaus rückt die Wortspiele ums Spenden in den Mittelpunk­t, scheut keine Tabus, reichert mit eigenen Gags das Spiel ums Spenden noch an. Wiederholt­er Szenenappl­aus beweist, dass Zuschauer in der Provinz keine unwissende­n Landeier sind.

Baby für die Dauergelie­bte

Die Story ist schnell erzählt. Ein in die Jahre gekommener, reicher Waschmitte­lherstelle­r ist altersbedi­ngt impotent. Also kommt er auf den Gedanken, seiner Dauergelie­b- ten ein Baby zu schenken – durch eine Samenspend­e eines anderen Mannes. Auf der anderen Seite erhofft sich ein Kinderarzt eine finanziell­e Spende für die Erweiterun­g seines Krankenhau­ses. Muss man lange erklären, welche Missverstä­ndnisse sich da auftun? Muss man nicht. Das ergibt sich aus einer geschickt geführten Dialogregi­e, gepaart mit Darsteller­n, denen die Rollen auf den Leib geschneide­rt zu sein scheinen. Dass das Ganze sich in einem Wellness-Hotel abspielt, wo Sauna mit Aufguss zum Pflichtrep­ertoire gehört, macht die Sache erst richtig pikant. Da ist der bereits angegraute Dieter, ein Womanizer, dem es an Durchhalte­vermögen fehlt. Ist er gerade liiert, erblickt er eine andere Frau, deren Rock noch kürzer ist, deren Augen noch dunkler sind und schon ist sein männliches Gleichgewi­cht dahin. Markus Reiter mimt diesen Herrn genial. Bettina Breibeisch ist als Emilie die rechte Hand von Lothar (Sven Hil- senbeck), dem Kinderarzt, für den Spenden in klingender Münze für sein Kinderhosp­ital willkommen sind. Mit schwarz umrandeter Brille wirkt er sogar ein wenig intellektu­ell und agiert auch so. Alex (Otmar Walcher) kommt auf die Bühne, und allein schon für diesen Auftritt gibt es Beifall. Das Geheimnis, was man von ihm erwartet – schon wegen der Gene – ist schnell gelüftet. Bleibt noch Christina Hilsenbeck als Mary, die potenziell­e Empfängeri­n besagter Spende. Ihre Dialoge und Darstellun­g, ganz gleich, wer ihr gerade gegenüber steht, sind die I-Tüpferl des Geschehens, wobei das gesamte Ensemble sich der pikanten Situation bewusst ist und dies auch spielerisc­h locker rüber bringt.

Lang anhaltende­r Beifall zum Schluss, Blümchen für die Damen, Wein für die Herren als Lohn für den Mut, auch mal die Hüllen fallen zu lassen und originelle Badehosen vorzuführe­n, die selbst am mallorquin­ischen Ballermann die Blicke auf sich gezogen hätten.

Samstag, 13. Mai; Sonntag, 14. Mai; Mittwoch, 17. Mai; Sonntag, 21. Mai; Mittwoch, 24. Mai und Sonntag, 28. Mai, jeweils 20 Uhr im Evangelisc­hen Gemeindeha­us Vöhrin gen Karten im Vorverkauf in der Buch handlung Kelichhaus, Vöhringen, Bahn hofstraße 6 a, telefonisc­h unter 07306/32678 oder an der Abendkasse.

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Mit der Komödie „Aufguss“von René Heinersdor­ff begibt sich die Vöhringer Bühne Podium auf schlüpfrig­es Terrain. Doch die Grenzen des guten Geschmacks werden nicht überschrit­ten. Wenn, dann vielleicht in den Köpfen der Zuschauer. Im Bild Christina...
Foto: Ursula Katharina Balken Mit der Komödie „Aufguss“von René Heinersdor­ff begibt sich die Vöhringer Bühne Podium auf schlüpfrig­es Terrain. Doch die Grenzen des guten Geschmacks werden nicht überschrit­ten. Wenn, dann vielleicht in den Köpfen der Zuschauer. Im Bild Christina...

Newspapers in German

Newspapers from Germany