Der hartnäckige Herr Wolf
Regen Sie sich manchmal darüber auf, dass TVModeratoren zu nett mit Spitzenpolitikern umgehen? Und diese reden und reden und reden lassen? Dann schauen Sie mal bei Armin Wolf rein. Der Mann, der auf dem Foto links so freundlich lächelt, ist Österreichs bekanntester und umstrittenster Nachrichtenmann. Ähnlich bekannt wie einst „Mr. Tagesthemen“Ulrich Wickert in Deutschland (das Foto in der Mitte stammt von 2003). Wolf aber ist nicht so freundlich zu seinen Interviewpartnern, Politikern aller Parteien. Er fragt hart und wenn es sein muss, fragt er unerbittlich nach. Bis er eine Antwort hat, die sich als Antwort bezeichnen lässt. Und nicht als Lavieren. Vielen Journalisten, auch in Deutschland, gilt Wolf daher als Vorbild. In Österreich stößt der Moderator des Nachrichtenmagazins „ZiB2“im bei Politikern und sogar senderintern auf weniger Gegenliebe. „Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklagebank wirkt“, warf ihm öffentlich etwa der stellvertretende vor. Ein Kollege. Wolf verteidigte seine Art zu fragen jetzt in einem Interview mit dem deutschen Magazin „Wir bemühen uns, in der ZiB2 anständigen kritischen Politikjournalismus zu machen. Wenn das nie wen stören würde, wären alle Leute wahnsinnig kritikfähig oder wir wären nicht sehr kritisch.“
Unhöflich sei er nicht. Er habe aber festgestellt, so Wolf weiter, dass man österreichische Politiker häufiger unterbrechen müsse als deutsche. In Österreich hätten Politiker „die Tendenz, zu antworten im Stil von ,Das ist eine sehr interessante Frage, aber lassen Sie mich vorher sagen‘. Und dann kommt ein Referat von zwei Minuten“.
Im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien ist in deutschen Nachrichten- oder Talk-Sendungen knallhartes Nachfragen eher unüblich. Ausnahmen gab und gibt es: Man denke nur an Michel Friedman, Friedrich Küppersbusch oder das zwischen 1989 und 1994 auf
(später ausgestrahlte Format „Explosiv – der Heiße Stuhl“. Der Stuhl, auf dem ein Gast „gegrillt“worden ist (unser Foto rechts), wurde 2015 zum Ausstellungsstück im Haus der Geschichte in Bonn. Und Wolf? Der muss wohl nicht um seinen Job fürchten.
Selbst Österreichs Bundeskanzler Christian Kern von der SPÖ nahm ihn vor Kritik in Schutz. Merkwürdige Vorstellung, Angela Merkel würde etwas Vergleichbares tun ...