Applaus für ein starkes Comeback
Die Ulmer holen sich mit dem Sieg in Ludwigsburg den Heimvorteil zurück. Zwei Promis in der MHP-Arena können sich darüber allerdings gar nicht freuen
Bei den Heimspielen der Bayern-Basketballer im Audi-Dome schauen gern die Profis des deutschen Fußball-Rekordmeisters vorbei. Bei den Ludwigsburger Riesen sorgten am Mittwoch immerhin Timo Baumgartl und Laura Siegemund für den Promifaktor. Der eine ist Abwehrspieler beim Zweitliga-Tabellenführer VfB Stuttgart, die andere hat im April das WTA-Tennisturnier in Stuttgart gewonnen und beide drückten sie vergeblich den Ludwigsburgern die Daumen. Ratiopharm Ulm gewann erstmals seit mehr als zwei Jahren in der MHP-Arena und holte sich mit dem 82:76-Sieg den Heimvorteil in der Viertelfinalserie um die deutsche Meisterschaft zurück. „Schade für unsere Riesen“, schrieb Siegemund beim Kurznachrichtendienst Twitter. Die besseren Karten im Kampf um den Einzug ins Halbfinale haben jetzt jedenfalls wieder die Ulmer, beim dritten Duell zwischen den schwäbischen Nachbarn am Samstag (18 Uhr) wird sich eine der beiden Mannschaften einen Matchball erarbeiten.
Zuzutrauen ist das eher dem Tabellenersten nach der Hauptrunde, der am Mittwoch sehr viel mehr richtig gemacht hat als bei der Heimspiel-Niederlage in Spiel eins der Serie. Dabei hatte Ludwigsburg 14 Dreier bei einer fantastischen Quote von beinahe 52 Prozent getroffen. Bei der Neuauflage hielten die Ulmer den Gegner bei gut verträglichen neun Dreiern und gleichzeitig schafften sie es, die Bretter zu dominieren. Das Reboundverhältnis von 44:29 spricht Bände. Allein in der Offensive krallten sich die Ulmer 19 vom Brett abprallende Bälle, kamen dadurch immer wieder zu zweiten Wurfchancen und nutzten diese zu 24 Punkten. Der Rebound machte auch nach Einschätzung des Ludwigsburger Trainers John Patrick den entscheidenden Unterschied aus: „Die Ulmer haben uns unter dem Korb mit ihrem physischen Spiel dominiert.“
Der Kollege Thorsten Leibenath war mit dieser Analyse im Prinzip einverstanden. Was keiner der beiden Trainer erwähnte, das war die Ludwigsburger Freiwurfschwäche. Die Spieler der Riesen gingen am Mittwoch 21 Mal an die Linie, acht Chancen ließen sie liegen. Das sind acht Punkte, die rein rechnerisch zum Ludwigsburger Sieg in Spiel zwei gereicht hätten.
Nichts weiter als eine mathematische Spielerei, denn Perfektion in ir- gendeinem Bereich ist selten in den Play-offs. Andere Statistiken sind vor dem dritten Spiel am Samstag aussagekräftiger und sie sind echte Mutmacher für die Ulmer. Gegen die Ludwigsburger haben sie nun erstmals einen Rückstand in einer Serie ausgeglichen. Gegen Bonn lagen sie 2009 hinten und schieden mit 0:3 aus, gegen Berlin 2014 mit 1:3. Hinzu kommt die Tatsache, dass es in den vergangenen sechs Jahren nur vier Mannschaften geschafft haben, ein besser platziertes Team in einer Viertelfinalserie auszuschalten. In dieser Saison könnten bei einer 2:0-Führung gegen Bayreuth am ehesten die Oldenburger dieses Kunststück schaffen. Die „Donnervögel“wären dann der Gegner von Ulm oder von Ludwigsburg im Halbfinale. Den mentalen Vorteil sieht Thorsten Leibenath seit Mittwoch bei seiner Mannschaft: „Der Sieg war sehr gut für unser Selbstvertrauen.“
Die Rebounds haben den Unterschied gemacht